Dienstag, 20. Oktober 2020

Egaler denn je

21 Savage & Metro Boomin - SAVAGE MODE II  


[ arrogant | großkotzig | langweilig ]
 
 Von vielen angesagten Rappern, deren Hype ich in den letzten Jahren nicht verstanden habe, ist 21 Savage in meinen Augen nach wie vor derjenige, der mich irgendwie vor das größte Rätsel stellt. Nicht etwa weil er so viel miesere Musik macht als ein Playboi Carti, Lil Yachty oder Lil Uzi Vert (rein vom Talentlevel her mag ich ihn sogar ein bisschen lieber), doch wo ich bei diesen Leuten wenigstens noch den Buzz verstehe, den sie aufgrund ihrer Exzentrik und ihres individuellen Stils auslösen, ist er für mich immer noch jemand, der einfach ein bisschen zu langweilig klingt, um in mir eine ernsthafte Reaktion auszulösen. Was auch der Hauptgrund ist, weshalb ich in den letzten vier Jahren so selten über ihn geschrieben habe, obwohl ihm in den richtigen Kreisen aus dieser Zeit bereits mehrere Meisterwerke zugerechnet werden. Er ist mir schlichtweg ziemlich egal. Klar mag ich einige seiner Songs relativ gerne, was bei einem unermüdlichem Output wie dem seinem aber auch kein Wunder ist. Doch geht es um Longplayer-Formate, war dieser bisher doch immer eher durchwachsen, was auch all die prominenten Produzenten, hochkarätigen Features und seine jüngste Hinwendung zu klassischen Sounds nicht wirklich verbessert hat. Wobei Savage Mode II in dieser Hinsicht definitiv die Probe aufs Exempel sein dürfte, denn rein formell ist es das Savage-Album mit dem größten Nimbus. Morgan Freemann als offiziell gefeatureter "Narrator", Features von Drake und Young Thug, eine erneute LP-übergreifende Kollaboration mit Metroboomin (Den ich nebenbei bemerkt auch ziemlich überbewertet finde, aber das ist ein anderes Thema) und eine Ästhetik, die mehr denn je nach der verklärenden Nostalgie für die späten Neunziger anmutet: Das an Juvenile erinnernde Artwork, der chillige Southern Rap-Sound auf der ganzen Platte und die Performances, die ein bisschen die Aura einer klassischen Gangsterrap-Attitüde haben. Savage und Metroboomin wollen hier zu den großen Jungs gehören und basteln sich dafür auch den adäquaten Rahmen. Nur hat das, was diesen letztendlich musikalisch füllen soll, noch immer nicht so richtig Hand und Fuß. Im wesentlichen nach wie vor deshalb, weil es sich nicht nach etwas besonderem anhört. Die allermeisten der 15 Songs in dieser Tracklist sind bestenfalls akzeptabel und erfüllen den grundsätzlichen Anspruch dessen, was ich von einem jungen Cloudrap-Typen erwarte, gehen aber auch selten darüber hinaus. Um ehrlich zu sein finde ich nichts hier besser als okay, tendenziell sogar eher mittelmäßig. Said N Done hat einen schicken Beat, Runnin eine schmissige Hook und Morgan Freeman - obgleich auch nicht gerade in Hochform - ist durchaus charismatisch. Was man von 21 Savage selbst nur in den wenigsten Momenten sagen kann. Ein Fan seines Flows und seiner Performance war ich offen gesagt noch nie, doch ist sie hier wieder mal besonders anstrengend. Warum zum Beispiel ist es notwendig, ständig seine völlig lahmen Catchphrases zu wiederholen, beziehungsweise in jedem zweiten Song das Wort "pussy"? Was auch nicht viel besser dadurch wird, dass darüber hinaus Metroboomin fast überall sein Producer Tag draufpappt, in meinen Augen eine völlig unnötige Geste auf einer LP, bei der er als gleichberechtigter Kreativpartner auf dem Cover steht. Lahme Hooks, monotone Lyrics und Savages dämliche Angewohnheit, "sh" statt "s" zu sagen, tun ihr übriges. Und klar könnte man am Ende argumentieren, dass das alles Details sind, doch sind sie sehr großzügig verstreut auf einem Album, das diese vernachlässigbaren Formfehler nicht gerade durch potente Inhalte wettmacht. Was es an manchen Stellen eben nicht nur irrelevant, sondern effektiv peinlich macht und selbst mir irgendwie den Eindruck gibt, dass 21 Savage hier nicht nur stagniert, sondern abrutscht. Ich will zu diesem Typen nicht unnötig fies sein und wenn andere Menschen hieran mehr Freude finden als ich, dann sei es ihnen gegönnt. Von meiner Seite allerdings trägt Savage Mode II nur dazu bei, dass mich dieser Künstler noch mehr langweilt als ohnehin schon. Und das will schon etwas heißen, denn diesmal hat er wirklich alle Register gezogen.


Hat was von
Drake
Scorpion

Megan Thee Stallion
Suga

Persönliche Höhepunkte
Runnin | Rich N🙊🙊🙊a Shit | Said N Done

Nicht mein Fall
Mr. Right Now | Snitches & Rats (Interlude & Song) | Steppin On N🙊🙊🙊s

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