Mittwoch, 31. Januar 2018

Breakdown, Motherfucker!




















Wenn es um eine Band wie Machine Head geht, weiß ich in letzter Zeit immer nicht so recht, was ich eigentlich 2018 noch von ihnen will. Sehr lange habe ich ihre Musik ja sehr genossen und angesehen von einigen über die Dekaden verteilten Ausrutschern muss man dem Kollektiv das Kunststück zugute halten, sich inzwischen fast 30 Jahre halbwegs stilsicher durch diverse Trends und Inkarnationen zu winden und heute unpeinlicher dazustehen als so manche andere Band der frühen Neunziger. Batrachtet man die andere Seite, sind die Kalifornier inzwischen eine Gruppe, von der ich schon eine Weile nichts wirklich innovatives mehr erwarte. Stand 2018 machen Machine Head Musik für eine eingeschworene Fanbase, vor der sie sich guten Gewissens immer wieder selbst zitieren können und die nicht misstrauisch wird, wenn Rob Flynns Aussagen in Interviews gerne mal ins pathetische neigen. Ihre in meinen Augen letzte wirklich gute Platte war das sehr proggige Unto the Locust von 2011, der unmittelbare Nachfolger und Catharsis-Vorgänger Bloodstone & Diamonds auch ganz okay, aber eben auch nur Reißbrett-Metal mit Fokus auf die Stammkundschaft. Dass diese neue LP das Rad in dieser Hinsicht neu erfinden würde, war ehrlich gesagt schwer zu glauben. Und tatsächlich ist das, was Machine Head hier anschleppen wahrscheinlich das unnötigste und nervigste, was ich seit langem von ihnen gehört habe. Mit einer Stunde und vierzehn Minuten Spieldauer ist Catharsis schon allein quantitativ eine ganz schöne Hausnummer, die nach bereits zwei solchen Kloppern eigentlich niemand von ihnen braucht. Insbesondere in Angesicht der Tatsache, wie langweilig das ganze klanglich geworden ist. Stilistisch ist dieses Album nach den sehr thrashigen letzten Longplayern höchstwahrscheinlich der Versuch einer Frischzellenkur mit gleichzeitigem Back-to-the-Roots-Bezug, der in so ziemlich jeder Hinsicht komplett gegen die Wand fährt. Dabei war die Idee eigentlich gar nicht sooo schlecht: Sound und Songwriting hier erinnern wieder stärker an die ganz frühen Sachen der Band, klassische Fan-Favoriten wie Burn My Eyes und the More Things Change sind definitiv bewusste Anschlusspunkte. Allerdings ist es diesmal etwas komisch, von einem auf die Fünfzig zugehenden Rob Flynn Parolen-Hooks wie "get you motherfuckin middle fingers in the air!" zu hören, der noch dazu rumschreit wie ein 19-jähriger Emocore-Sänger. Noch schlimmer wird das dadurch, dass Machine Head hier auch in Sachen Produktion scheinbar absichtlich dem Ideal pubertärer Metalcore-Bands wie Heaven Shall Burn und Parkway Drive (ein bisschen sogar KoRn und Limp Bizkit 😖) nacheifern, was mehr oder weniger komplett seltsam ist. Nicht nur hat eine gestandene Genre-Institution wie sie solche Trend-Schleimerei überhaupt nicht nötig, was sie tun ist noch nicht mal so besonders trendig. Ich für meinen Teil bin mir zumindest nicht sicher, wann ich das letzte Mal jemanden wirklich über die Warped-Tour habe ausflippen sehen. Aber scheinbar haben Machine Head da gerade Bock drauf. Und das Ergebnis ist ganz schön furchtbar: Von fettigen Groove-Metal-Brocken wie Volatile oder Kaleidoscope über polierte Emorock-Refrains bis zu ekelhaft gesabbelten Balladen wie Bastards oder Behind A Mask gibt es hier ein riesiges Oeuvre an stilistischen Fettnäpfen, von denen Machine Head hier anscheinend keinen auslassen wollen. Sicher, ein gutes Riff oder ein akzeptabler Metal-Banger sind ab und an dabei und auch die Fortführung des Flirts mit Streicher-Sounds, den es auf Bloodstone & Diamonds erstmals gab, ist eigentlich etwas gutes, aber bei einer Albumlänge von 74 Minuten reden wir hier von kleineren Details, die in keinem Moment wirklich irgendwas retten. Stattdessen ist es, als wären die Kalifornier hier nie die Band gewesen, die sich mit spielender Sicherheit durch den Dschungel der dämlichen Trends bewegte und würden hier einfach jegliche Würde von sich werfen, um die langweiligste Musik der Welt zu machen, die sich dann wahrscheinlich noch nicht mal besser verkauft. Catharsis ist ein trauriges Zeugnis von Musikern, von denen man eigentlich dachte, sie würden die Midlife-Crisis umgehen, nur um dann mit zehnfacher Stärke von ihr erwischt zu werden. Im großen und ganzen kann man dann nur hoffen, dass diese LP wie so vieles in der langen Karriere der Kalifornier nur eine Phase ist und sie das nächste mal einfach wieder ein Thrash-Metal-Album machen oder so. Im Moment eigentlich auch egal, denn alles ist besser als das hier.






Persönliche Highlights: Beyond the Pale / Triple Beam / Heavy Lies the Crown

Nicht mein Fall: Volatile / Kaleidoscope / Bastards / Behind A Mask / Grind You Down

CWTE auf Facebook

Dienstag, 30. Januar 2018

Rorys kleines Traumhotel




















Rory Ferreira hat letztens noch einmal betont, dass es sich bei Scallops Hotel auf keinen Fall um ein Nebenprojekt handelt, sondern um das eigentliche ~where the magic happens~ seiner musikalischen Identität. Was das genau heißt, ist mir ehrlich gesagt noch immer ziemlich schleierhaft, aber man merkte in den letzten Jahren auf jeden Fall, dass diesem Outlet seinerseits eine wesentlich höhere Aufmerksamkeit zuteil wurde als noch ganz am Anfang. Mittlerweile ist es keine Seltenheit, dass mich Platten von Scallops Hotel mitunter mehr begeistern als die von Ferreiras eigentlichem Original-Projekt Milo, trotz der Tatsache oder vielleicht auch gerade weil sie noch eine ganze Ecke mystischer und kryptisierter sind als dessen LPs. Besonders war das der Fall für seine letzte EP Over the Carnage Rose A Voice Prophetic (Ja, es war am Ende doch eher eine EP als ein Album), die mich im Gegensatz zu den Milo-Sachen eher mit einem unglaublich starken Vibe beeindruckte als mit lyrischem Inhalt und einfach nur herrlich verrückt war. Von ihrem Nachfolger, dem mit 23 Minuten ähnlich knappen Sovereign Nose of Your Arrogant Face, erwartete ich im Prinzip nichts anderes, vor allem auch aus dem Grund, weil jene letzten Kleinformate auch sehr gut als Serie von Releases funktionieren, auf denen Ferreira einfach nur seiner künstlerischen Nerd-Exzentrik freien Lauf lässt. Zu meinem Glück sind die elf Songs hier aber doch wieder mehr geworden als das. Um ehrlich zu sein ist das hier sogar die Veröffentlichung von Scallops Hotel, die einem richtigen Album bisher am nächsten ist. Zwar reden wir hier immer noch von einem sehr abstrakten und schwierigen Release und die 23 Minuten Spielzeit sind echt sehr sehr kurz, aber inhaltlich gibt es hier wesentlich mehr zu entdecken als zuletzt. Textlich fehlt Sovereign Nose... auf einigen Songs nicht viel zu dem, was man normalerweise auch bei Milo hört, zusätzlich gibt es hier jedoch auch wieder diesen großartigen, chilligen Mixtape-Flow der Samples, der mich schon beim Vorgänger so begeisterte. Der Opener A Terror Way Beyond Falling zeigt Ferreira darüber hinaus auch Performance-mäßig so aggressiv wie schon lange nicht mehr, was in gewissen Stellen zugegebenermaßen ein bisschen witzig ist. Ein Thema, was ebenfalls hier zum ersten Mal im Scallops Hotel-Kontext wirklich Relevanz bekommt, sind Features anderer Künstler. Zwar gab es bereits auf Over the Carnage... zwei davon auf einem Song, diese waren jedoch ziemlich subtil und nicht weiter wichtig für das große Ganze, diesmal ist es ein bisschen anders. Auf Private Temple Hours übernimmt eine Strophe der junge MC Youngman, der bereits auf dem letzten Milo-Album einen wahnsinnig spannenden Part hatte, und der für mich mit diesem Beitrag endgültig in den Fokus rückt. Den meditativen und gediegenen Flow von Ferreira kontert er mit einem ziemlich abgefahrenen Highspeed-Spitting, das teilweise ein bisschen an Eminem erinnert und das seltsamerweise trotzdem total gut in die verhuschte Ästhetik des Tracks passt. Solche Dinge sind eine weitere Neuerung in der gesamten Arbeit dieses Künstlers, die ich wahnsinnig toll finde und die hier erneut wunderbar zutage treten. Unterm Strich ist Sovereign Nose... nach dem schon sehr guten Vorgänger damit ein weiteres ziemlich gutes Release von Scallops Hotel, das erneut unterstreicht, dass man den Output dieses Projektes hinter dem von Milo keinesfalls zurückstellen sollte. Wie viele dieser musikalischen Sprintmenüs ich von Ferreira noch spannend finden werde, ist eine andere Frage, aber im Moment ist die Sache noch unglaublich anregend. Zumindest solange dabei die Produktion von Milo-Platten nicht zu kurz kommt.






Persönliche Highlights: A Terror Way Beyond Falling / Bought My Kid A High Chair / Private Temple Hours / Rank, Title, Pressure / Whereareewe / Sedans

Nicht mein Fall: Temple in the Green

CWTE auf Facebook

Montag, 29. Januar 2018

Pöbelei & Poesie




















Die Geschichte von Feine Sahne Fischfilet innerhalb der letzten Jahre liest sich in Nachhinein schon ein bisschen wie ein Punkermärchen: Von der für die momentane Punker-Gesellschaft eigentlich viel zu uncoolen Untergrund-Gurkentruppe mit Verfassungsschutzbericht-Backing wurde das Sextett aus Mecklenburg-Vorpommern 2012 nach dem Überaschungserfolg der Single Komplett im Arsch in Sphären katapultiert, in der andere Vertreter*innen dieser Art von Musik sonst nur mit viel Glück nach drei Dekaden AJZ-Touren landen. Über die Zwischenstation der szeneübergreifenden Konsensband, auf die sich auch mal alle in der WG einigen konnten, sind sie spätestens seit einem Jahr zu so etwas wie Popstars geworden, auch wenn dieses Etikett noch immer nicht so richtig an ihnen haften will. Das dem so ist, mag daran liegen, dass Feine Sahne Fischfilet auch in diesem Zustand noch immer den Spagat von der großen Bühne zur eigenen Basis schaffen. Neben Auftritten bei Rock am Ring und Tagesthemen-Interviews spielt die Band auch nach wie vor in den gleichen Szeneschuppen in Ostsachsen, die schon vor zehn Jahren ihre Tourstopps waren. Mit dieser unglaublichen Hingabe und Treue für die eigenen Wurzeln und das eiserne DIY-Prinzip sind Feine Sahne Stand 2018 eine Band, die in meinen Augen wahnsinnig viel Respekt verdient. Umso besser also, dass ich mich mittlerweile auch musikalisch mit ihnen anfreunden kann. Ihr letztes Album Bleiben oder gehen von 2015 ist rückblickend vielleicht eine der Platte geworden, die ich seit ihrem Erscheinen exponentiell immer wieder ein wenig besser fand und mit der ich mittlerweile einiges verbinde. Kein Wunder, denn mit Monchis straight-emotionalen Texten und ihrem leichten Schauer von Melancholie zeigt sie die Band auf einem musikalischen Level, das weit über Musik hinausgeht, die gut auf Demos funktioniert. Und dass sie auf diesem Niveau mit einem Nachfolger anschließen könnten, daran zweifelte ich eigentlich keinen Moment. Zumindest bis dann die ersten Singles kamen und ich es doch mit der Angst zu tun bekam, Feine Sahne würden diese Dinge zugunsten einer hohlen Partyplatte über Bord werfen. Zurück in unserer Stadt und Alles auf Rausch waren Tracks der Sparte, die in ihrer schlimmsten Zeit mal die Toten Hosen bedienten, garniert mit reichlich Fäkalhumor und ein wenig unterschwelliger Pöbelei, alles in allem also ganz ganz schlimmes Zeug. Und für einen Moment sah es so aus, als würde Sturm & Dreck komplett so werden. In den knappen 38 Minuten, die die Band hier bespielt hat, werden viele der Sachen, die sie auf dem Vorgänger so cool machten, zum blöden und nervigen Selbstverständnis. So gut wie jeder Melodiebogen wird bis zum Erbrechen mit Trompeten zugekleistert, die irgendwann einfach nur noch nerven und textlich wird sich am Ende doch wieder sehr an Plattitüden vergriffen, die ganze Songs zu doofen Parolen-Sammlungen verkommen lassen. Dass ich dann Songs wie Suruç oder Wo niemals Ebbe ist blöd finde, tut mir in der Seele weh, sind sie doch potenziell sehr krass und eindrücklich, nur eben musikalisch beschissen umgesetzt. So müssen eben wieder die Balladen alles retten. Und hier überzeugen Feine Sahne seltsamerweise aus dem Stand. Stücke wie Zuhause oder Alles anders zeigen wieder genau die Band, die ich auf Bleiben oder gehen so sehr mochte, die mit der bestechenden Emotionalität, die mit ihrer Klampfe direkt an deinem Herzmuskel andockt. Auch der Closer Niemand wie ihr, den Monchi über seine Eltern geschrieben hat, ist äußerst bewegend und schafft es auch, das klanglich einzufangen. Tracks wie diese zeigen, dass die Qualität von Feine Sahne Fischfilet als Songwriter kein flüchtiger Zufall auf einem Album war, sondern Können. Und dann kommt schon die Frage auf, warum man davon hier so wenig hört. Sturm & Dreck ist in meinen Augen eine ziemliche Enttäuschung, die vielleicht dem gewonnenen Mainstream-Erfolg dieser Jungs gerecht wird, nicht jedoch ihrem eigentlichen Talent. Nach so einer Platte macht man sich schon mal Sorgen, ob das jetzt so weiter geht und Feine Sahne tatsächlich die neuen Toten Hosen werden. Sollte dem so sein, dann passiert es jetzt aber wenigstens mit der Gewissheit, dass sie eigentlich viel zu cool dafür sind. Und wenigstens kann man sich bei ihnen darauf verlassen, dass dieser Sound nicht die Entscheidung eines Labels ist, sondern ganz und gar ihre eigene.






Persönliche Highlights: Schlaflos in Marseille / Zuhause / Alles anders / Niemand wie ihr

Nicht mein Fall: Zurück in unserer Stadt / Alles auf Rausch / Angst frisst Seele auf / Ich mag kein Alkohol / Suruç

CWTE auf Facebook

Freitag, 26. Januar 2018

Mehr Black, weniger Rebel




















Es sind gerade echt keine guten Zeiten für eine Band wie Black Rebel Motorcycle Club. Dass nach rustikalem, urtümlichen Rock'n'Roll wie ihrem inzwischen kein Hahn mehr kräht, dürfte offensichtlich sein, doch auch die Tatsache, dass die Kalifornier sich in den letzten Jahren echt versuchen, dieser Veränderung anzupassen, zahlt sich irgendwie nicht so wirklich aus. Die alten Fans der Generation Strokes verlieren plötzlich das Interesse am neuen, düsteren Sound der Gruppe aus San Francisco und eine wirkliche Zielgruppe für das, was sie seit ihrem letzten Album machen, findet sich auch nicht wirklich. Noch zu verspielt und dreckig für Gothrock, zu unmittelbar für Postrock, zu finster und verdorben für Indierock, aber auch viel zu verhuscht und finster für garagigen Rock'n'Roll. BRMC sind zu einer Nischenband geworden. Dass sie dafür jedoch so wenig Beachtung finden, ist eigentlich ziemlich unfair, ist ihre Musik seit der musikalischen Neuorientierung mit Specter at the Feast von 2013 nicht nur vielschichtiger geworden, sondern vor allem auch intelligenter. Wo vorher mit ironischer Indie-Manier eine eigentlich abgehangene Rockstar-Nostalgie gezimmert wurde, die sich lange nicht wirklich veränderte, erlebt man mittlerweile echte Komponisten und emotionale Musiker*innen. Nicht zuletzt deshalb wurde besagtes Vorgängeralben vor fünf Jahren zu einer überraschenden Lieblingsplatte von mir. Doch wo sich da noch eher vorsichtig an den neuen Sound herangetastet wurde und die Band viel probierte, sollte Wrong Creatures jetzt zu der Platte werden, auf der sich diese Ästhetik manifestiert. Schon die ersten beiden Singles der LP im letzten Jahr machten deutlich, dass sich songwriterische Elemente, die vorher noch als Gegensätze auftraten, hier stärker vereinten und nun etwas bildeten, was ganzheitlicher und homogener funktionierte. Auf der kompletten Länge des Albums hat das nun natürlich sowohl Vorteile als auch Nachteile. Auf der einen Seite hat man hier stärker das Gefühl, eine Band zu hören, die sich ihrer Richtung wirklich sicher ist und in ihren Songs nicht nur Einflüsse aufreiht. Auf der anderen Seite wird auch sehr deutlich, dass Wrong Creatures insgesamt weniger starke Einzelsongs hat als der Vorgänger. Wirkliche Hits wie zuletzt Let the Day Begin oder Rival gibt es hier eigentlich gar nicht, die Platte hat eher den Charakter eines ausgedehnten, bluesig-versumpften Jams. Ich für meinen Teil kann dem durchaus etwas abgewinnen und vor allem im Mittelteil entstehen dadurch einige sehr coole Eindrücke, Fanservice ist aber auch definitiv etwas anderes. Wer fand, dass BRMC schon auf Specter at the Feast versackten, wird an dieser LP definitiv wenig Freude haben und die sporadischen schmissigen Momente in King of the Bones oder Spook spenden nur wenig Trost. Wer jedoch wie ich auf die langatmige, noisige und psychedelische Seite des Motorcycle Club steht, wird hier schon eher glücklich werden. Songs wie Question of Faith oder Haunt braten sich selbst im eigenen Saft und überzeugen trotzdem durch sehr dichte Komposition. Und wo es zu Anfang der Platte noch deutlich rockiger zugeht, zieht sich die Band im Mittelteil immer weiter in ihre eigene Schattenwelt zurück, nur um am Ende von dort wieder abzuhotten. An sich machen die Kalifornier dabei relativ wenig falsch, bis auf ihren Gelegentlichen Hang zu afrikanischer Folkmusik (DFF) oder bei diesem einen Song namens Circus Bazooko, wo sie plötzlich Kasabian sein wollen. Auch ist die ganze Sache mit knapp 60 Minuten Spieldauer bei dieser Art von Songwriting doch ein kleines bisschen zu langatmig. An sich liefert die Band hier aber eigentlich genau das ab, was ich von ihnen im Optimalfall irgendwie erwartet hatte. Diesmal fehlt ihnen ein bisschen der Überraschungseffekt vom letzten Mal, aber den brauchen sie hier auch gar nicht mehr. Wer die Musik genießt, die BRMC 2018 machen, der weiß schon, was er davon hat. Und ich hoffe, davon vielleicht noch ein bisschen mehr zu erleben.






Persönliche Highlights: Haunt / Echo / Ninth Configuration / Question of Faith / Carried From the Start / All Rise

Nicht mein Fall: DFF / Circus Bazooko

CWTE auf Facebook

Mittwoch, 24. Januar 2018

N*E*R*V*T




















Als ich vor sechs Jahren anfing, dieses Format zu betreiben, war ein Typ namens Pharell Williams gerade mal wieder der Produzent, nach dem sich alles umsah. Spätestens nach seiner wesentlichen Beteiligung am Daft Punk-Comeback, insbesondere der Hitsingle Get Lucky, wollten alle diesen Typen. Mit Happy veröffentlichte er selbst seine bisher größte Nummer, mit Girl folgte ein sogar ziemlich gutes neues Soloalbum und mit Robin Thickes Blurred Lines setzte er sich nachträglich ziemlich auf heiße Kohlen. Seit einiger Zeit war es nun ruhig um ihn und Ende 2017 gab es erstmals eine Ahnung, warum. Nach inzwischen fast acht Jahren seit ihrer letzten LP Nothing reanimierte Williams ein weiteres Mal sein ewiges Langzeit-Bandprojekt N.E.R.D., das musikalische Outlet, das über lange Sicht noch immer der große Favorit vieler seiner Fans und vor allem der Blogger*innen ist. Jemandem wie mir, der den Sänger und Musiker Pharell eigentlich schon immer lieber mochte als den Rapper, war dieses Kollektiv ehrlich gesagt immer relativ egal. Gemeinsam mit seinen Homies Chad Hugo (aka der andere von den Neptunes) und Shay Haley versuchte er hier, eine Härte und Kantigkeit in seinen Sound zu bringen, die dieser einfach nicht hatte. In den Nullerjahren, als er damit lediglich mit den Vibes der Bling-Ära zusammenfiel, war das vielleicht nicht so auffällig. 2017 jedoch, wo ein Kendrick Lamar in den Mainstream passt und das Internet sich nur noch für Soundcloud-Rapper*innen interessiert, wird das sehr deutlich. Dass die neue Platte an sich dann leider auch ein bisschen weichgespült ist, hilft da noch weniger. Dabei gibt No One Ever Really Dies sich wirklich Mühe. Der gerappte Part von Rihanna in der Leadsingle Lemon schlug im Vorfeld der Veröffentlichung ordentlich Wellen und mit Künstler*innen wie Gucci Mane, Kendrick Lamar, Andre 3000, M.I.A., Cara Delevigne, Ed Sheeran und Future sieht die sonstige Gästeliste auch nicht übel aus. Allerdings erleben wir hier eines dieser typischen Producer-Projekte, bei denen diese sie nicht wirklich Mühe geben und die Hosts mit ihren besten Beats alleine dastehen. Kdots Part in Don't Don't Do It ist vielleicht ziemlich gut, Andre 3000 überzeugt wie immer und Wale ist in Voilà auch nicht zu verachten, doch viel größere Highlights passieren hier nicht. Wo das aber noch irgendwie zu erwarten war, finde ich es viel schlimmer, dass die drei Hauptakteure selbst auch relativ wenig gutes zu dieser LP beitragen. Eigene Strophen gibt es so gut wie keine, auch die Hooks kommen irgendwie versteift rum und vor allem in Sachen Instrumentals verkaufen sich N.E.R.D. hier weit unter Wert. Was in so gut wie allen Tracks hier passiert, klingt zwar eindeutig nach der Handschrift der Neptunes, bleibt aber weit hinter dem zurück, was man von ihnen gewohnt ist. Don't Don't Do It und Lightning Fire Magic Prayer können sich nicht richtig zwischen Partysong und Slowjam entscheiden, 1000 ist weiter entfernt von einem Banger als die meisten Sachen von Björk und ESP hat die verplanteste und ungeilste Hook, die ich seit dem letzten Fler-Album gehört habe. Selbst die Stücke, die hier unter "Persönliche Highlights" gelistet sind, sind bestenfalls mittelmäßig und zeichnen sich dadurch aus, dass sie wenigstens einen interessanten Beat abliefern (ausgerechnet der Closer mit Ed Sheeran (!) ist der beste Song hier). Was außerdem nervt ist, dass hier scheinbar jeder Track ein eigenes dämliches Outro bekommt, in dem die Band nochmal ihre "experimentelle Seite" zeigt, die häufig einfach nur nervt. Und weil das noch nicht reicht, schafft es No One Ever Really Dies ganz nebenbei noch, dass ich zum ersten Mal seit 2012 genervt von Autotune-Hooks bin. Insgesamt sind das also jede Menge echt doofer Sachen, die mir jeden noch so guten Willen, den ich mit diesem Album hatte, ziemlich verderben und zunichte machen. Eigentlich hatte ich ja bis zuletzt ziemlich Bock auf die Platte, doch so, wie hier die Verhältnisse zwischen "Sachen, die einigermaßen Spaß machen" und "Sachen, die echt total peinlich sind" gelegt sind, finde ich einfach wenig gutes daran. Kurz gesagt: No One Ever Really Dies ist in jeder Pore ziemlich miserabel und N.E.R.D. sind mir damit nur noch egaler geworden. Ich weiß, die anderen werden mich dafür steinigen, aber: Kann Pharell Williams bitte wieder Solosachen machen? Nur, damit ich wieder an ihn glauben kann.






Persönliche Highlights: Lemon / Rollinem 7's / Lifting You

Nicht mein Fall: 1000 / Don't Don't Do It / Lightning Fire Magic Prayer

CWTE auf Facebook

Dienstag, 23. Januar 2018

Sackgassengeschichten





















Ich habe mir ehrlich gesagt ein bisschen eingemacht vor dieser Eminem-Besprechung, denn die Tatsache, dass ich mir damit Zeit gelassen habe, hatte auch ihre Nachteile. So nämlich war es mir möglich, schon im Voraus ganz viele der Reaktionen anderer Medien auf Revival auszusitzen und diese waren nicht gerade rosig. Das schlechteste Shady-Album seit langem soll es sein, der Richtblock für den Rap God, der peinliche Beginn seines Alterswerkes. So etwas zu lesen und zu hören, bevor man die Platte überhaupt gehört hat, macht die Sache nicht gerade einfacher. Es schafft jede Menge Vorurteile, die die eigene Meinung über das, was Eminem hier tut, durchaus beschneiden können und vielleicht auch ein wenig verzerren. Ich bilde mir zwar ein, inzwischen ganz gut darin zu sein, über so etwas hinweg zu sehen, aber es klappt eben nicht immer. Und gerade in diesem Fall war es besonders verwirrend, hatte ich mich doch zum ersten Mal so wirklich auf einen neuen Longplayer von Slim Shady gefreut. Zwar bin ich weder ein Fan seiner letzten beiden "neuen" Alben Relapse und Recovery, die in meinen Augen beide furchtbar waren, noch seines Retro-Projekts Marshall Mathers LP 2, die ebenfalls höchstens so mittel war, doch diesmal hatte ich Hoffnung. Schuld daran war vor allem Eminems Leadsingle zu diesem Album, Walk On Water. Nicht nur war das Ding musikalisch ziemlich gut und das Feature mit Beyoncé mal ausnahmsweise kein totaler Reinfall, insbesondere die von Shady angesprochene Thematik überzeugte mich sehr. Wie der Rapper mit dem Älterwerden rang, die Konfrontation mit einer neuen Generation von Musikhörenden scheute, war extrem ehrlich und zeigte mal wieder, warum dieser Typ immer einer der großen Lyriker des Hiphop sein wird. Auch die zweite Single Untouchable fand ich eigentlich noch ganz in Ordung, danach wurde es aber mehr und mehr Brühe. Ein Blick auf die Feature-Liste, zugegebenermaßen noch nie eine der größten Stärken von Eminem, ernüchterte mit Namen wie Skylar Grey, Kehlani und Pink (nicht Ed Sheeran, der kann wenigstens mit Rappern zusammen arbeiten!) und mich beschlich doch das Gefühl, Revival würde genauso kramig werden wie seine beiden Vorgänger. Und in gewisser Weise wurde dieses Gefühl schon bestätigt, in gewisser Weise aber auch nicht. Zum einen muss ich sagen, dass diese Platte sehr wohl dem aktuellen Output von Eminem entspricht und keinerlei große Neuerung darstellt, zum anderen macht er wenigstens das hier ein kleines bisschen besser. Sicher, dieses Album ist eine schlecht gemachte, viel zu Mainstream-orientierte, nicht zeitgemäß klingende Konstellation von Tracks, die eine Zielgruppe abspricht, die hierzulande die Toten Hosen abdecken, aber es ist nicht alles verloren. Es gibt relativ wenige Stücke, die so offenkundig peinlich sind wie so viele auf Recovery und zudem einige, die wirklich funktionieren: Besagtes Walk On Water sorgt auch auf dem Album noch immer für Gänsehaut, Alicia Keys Refrain auf Like Home ist ein echter Lichtblick und wer einen Track wie Remind Me nicht feiert, hat in meinen Augen keinen Humor. Ich würde den Pop-orientierten Songs hier zwar durchaus wünschen, dass Eminems Flow weniger sperrig wäre, doch auch das ist hier schon besser geworden. Ganz zu schweigen davon, dass seine lyrischen Themen noch immer krass wie sonstwas sind. In Bad Husband seziert er aufwendig die Beziehung zu seiner Exfrau und ist dabei auch mit sich selbst nicht zimperlich, im zweiten Teil von Untouchable geht über Missstände im US-amerikanischen Polizeisystem sehr ins Detail und Like Home ist eine Born in the USA-artige Abrechung mit den Idealen der Kandidatur von Donald Trump. Und im Vergleich zu früheren Alben kontert Eminem dabei wenig mit technischen Nonsens-Tracks wie Remind Me oder Framed. Auf der einen Seite ist das Schade, da diese Art von Songs immer meine Favoriten in seiner Diskografie waren, auf der anderen Seite braucht diese LP das auch. Dass Shady ernster wird, ist wichtig, denn es hilft, die ganze Sache hier künstlerisch wenigstens ein bisschen abzurunden. Und obwohl er hier musikalisch nichts an seiner stilistischen Sackgassen-Situation ändert, macht Eminem wenigstens sein bestes schlechtes Album seit Jahren. Wenn man mich fragt, ist Revival insgesamt gelungener als seine letzten zwei bis drei Longplayer und vielleicht das beste Material, was er seit Relapse gemacht hat. Das bedeutet relativ wenig, doch es erleichtert mich ein wenig. Denn es bedeutet, dass ich mich zumindest nicht direkt zum Pool der Hater dieser Platte stellen muss, sondern das relativieren kann. Mein Interesse an Eminem ist dadurch zwar nicht gestiegen und ich würde nach wie vor davon Abstand nehmen, diese LP zu empfehlen, doch sie ist für mich nicht die Katastrophe, für die ich sie unwissentlich hielt. Und irgendwie ist das ja schon so etwas wie eine gute Nachricht.






Persönliche Highlights: Walk On Water / Untouchable / Remind Me / Bad Husband / Tragic Endings / Framed

Nicht mein Fall: Believe / Chloraseptic / Heat / Offended / Need Me / Castle

CWTE auf Facebook

Montag, 22. Januar 2018

Ich fühl mich Disco!





















Die Besprechungen für 2017 haben wir auf diesem Format zwar noch immer nicht ganz hinter uns (zumindest zwei Stück würde ich gerne noch verfassen), doch der um eine Woche verfrühte Post zum neuen Album von Ty Segall ist mittlerweile eine Tradition, die ich nicht missen möchte. Wie schon seit vielen, vielen Jahren hegt der Garagenrocker aus Kalifornien das Ritual, seine neue LP einige Tage vor Release auf der Radioseite NPR zu streamen, nur um dann guten Gewissens deren Existenz bis auf weiteres aus dem World Wide Web zu tilgen. Und damit ich meine Berichterstattung darüber nicht auf ein YouTube-Video mit falscher Tracklist und grauenvollem Sound stürzen muss, nutze ich dieses Angebot regelmäßig. Am Ende des Tages ist Ty Segall ja auch einer der Musiker*innen mit der besten Kartei auf diesem Format, der mich von Anfang an begleitet und dem ich die nötige Aufmerksamkeit entgegen bringen möchte. Was im Falle von Freedom's Goblin zum wiederholten Mal eine zu hundert Prozent richtige Entscheidung war. Denn nicht nur erleben wir hier eine der bisher größten und längsten Platten des Kaliforniers mit fast 75 Minuten Spielzeit, auch überrascht Segall hier ein weiteres Mal stilistisch. Man möchte glauben, dass man nach Platten wie Emotional Mugger oder dem selbstbetitelten Vorgänger aus den letzten Jahren mittlerweile darauf vorbereitet sei, dass dieser Typ vielfältig und experimentell sein kann, aber mit dieser LP trifft er zumindest mich ein weiteres Mal aus der kalten. Freedom's Goblin ist höchstwahrscheinlich seine erste Arbeit, die sich so wirklich ein bisschen aus der Retrorock-Komfortzone herausbewegt, in der Segall mittlerweile auch die letzte Nische abgetastet hat und aus der heraus er jetzt plötzlich ein Faible für Soul und Disco entwickelt hat. Man hätte es schon ahnen können, als der Kalifornier im Dezember des letzten Jahres eine Coverversion des Hot Chocolate-Klassikers Everyone's A Winner veröffentlichte, aber dass die Sache nicht nur ein typischer Ulk des Songwriters war, macht es ja umso schöner. Man darf das jedoch nicht falsch verstehen: Freedom's Goblin ist trotz allem immer noch primär eine Rockplatte, nur eben im stark verschwitzten Pailettenoutfit. Segall bringt hier als zusätzliche Instrumente haufenweise Orgeln, Bläser und vor allem Backing Vocals mit ein, die vorher unvorstellbar in seinem Sound war und überall im Songwriting dieser Tracks findet man die Fingerabdrücke von Kool & the Gang, Diana Ross, Marvin Gaye und James Brown. Zusammen mit dem nach wie vor stark ausgeprägten Garagen-Einschlag des Songwriters, sowie mit seinem inzwischen ebenfalls weithin bekannten Sockenschuss entsteht hier eines der sicherlich spannendsten Alben seiner Diskografie. Man könnte es ein bisschen mit dem kreativen Anfall vergleichen, den Beck damals auf Midnight Vultures hatte, obwohl dann doch eher im Ethos als in Klang und Komposition. Und auch wenn diese Platte wirklich coole und sehr witzige Ideen hat, ist sie nicht im eigentlichen Sinne besser als der übliche Standard bei Ty Segall. Sicher, es gibt hier fantastische Nummern wie den Opener Fanny Dog oder das an Achtziger-Pop erinnernde Despoiler Or Cadaver, doch genauso produziert diese LP jede Menge Füllmaterial. Balladen wie Alta oder Cry Cry Cry fehlt eindeutig der Tiefgang, Meaning setzt den Hörenden unförmige Klumpen Synkopen-Beats und Noiserock-Eskalation vor und Shoot You Up ist im Prinzip nochmal Break A Guitar vom letzten Album (Das ist was anderes als bei And, Goodnight, wo er sich tatsächlich selbst covert). Man muss der Fairness halber sagen, dass Ty Segall all diese Dinge gut über die Zeit bringt und die 75 Minuten, die die Platte braucht, an keinem Punkt zu lang werden, doch mehr als ein ziemlich gutes Endprodukt kommt unterm Strich dabei nicht rum. Das ist nicht schlecht, aber es ist für diesen Typen auch nichts besonderes mehr. Und langsam habe ich keine Lust mehr, auf dieses eine Album zu warten, bei dem er endlich mal alles richtig macht. Zu lange kamen jetzt immer wieder LPs, die an sich gut waren, aber bei denen immer noch der Schliff fehlte und bei denen man über einige echt schlampige Stücke nicht hinwegsehen konnte. Ich weiß, dass Ty Segalls Game zurzeit ziemlich on top ist, aber langsam würde ich darauf verzichten können, wenn dafür mal wieder ein Sleeper oder ein Goodbye Bread kommt. Der geisteskranke Songwriter in diesem Menschen beginnt langsam, Patina anzusetzen. Und das ist eine Sache, die mal so gar nicht zu ihm passt.






Beste Songs: Fanny Dog / Rain / Despoiler or Cadaver / My Lady's On Fire / You Say All the Nice Things / the Last Waltz / She / Talkin' 3 / I'm Free

Nicht mein Fall: Meaning

CWTE auf Facebook

Mittwoch, 17. Januar 2018

Future Psychonauts?



Wir haben es mittlerweile Mitte Januar und ich schreibe hier noch immer über Platten von 2017. Vielleicht ist es der Tatsache geschuldet, dass die traditionelle Winterpause der Musikindustrie durch die Entmachtung der Institution Label mehr und mehr ausfällt oder einfach daran, dass ich seit gut zwei Wochen nicht mehr veröffentliche. Fakt ist jedoch, dass ich die Geduld für diese Besprechungen gerne aufbringen möchte, bevor wir hoffentlich bald zu den ersten Veröffentlichungen von 2018 kommen. Und was wäre das Ende der Vergangenen Saison ohne noch ein neues Album von King Gizzard & the Lizard Wizard. Mit Gumboot Soup, erschienen am 31. Dezember des vergangenen Jahres, macht die Band aus Australien mit einem hinreißenden Deus-Ex-Machina-Move ihr Versprechen wahr, 2017 fünf neue Platten zu veröffentlichen. Wie gut diese Idee am Ende wirklich war, habe ich in den Artikeln zu besagten Tonträgern schon ausführlich zur Disposition gestellt, waren doch einige dieser Projekte eher durchwachsen. Was man ihnen jedoch zugute halten muss ist, dass sie es in dieser Arbeitsphase geschafft haben, sich musikalisch nie zu wiederholen, die verschiedensten Stils auszuprobieren und trotz aller Laxigkeit eine der momentan kreativsten Rockbands überhaupt zu bleiben. Und mit dieser neuen LP verhält sich das nicht anders: Zwar bedienen sich die elf Songs hier die meiste Zeit über an Handgriffen, die man von King Gizzard bereits kennt, doch ähnlich wie beim Vorgänger Polygondwanaland werden diese hier äußerst ansprechend zu einem Albumkorpus verwebt, der insgesamt doch etwas neues ist. Wobei man diesmal sagen kann, dass sie mit Gumboot Soup ihr Pop-Werkstück 2017 gemacht haben. Unter allen Releases der Australier, nicht nur denen des letzten Jahres, ist die hier vorliegende Platte in meinen Augen die erste, die erfolgreich darin ist, das Tempo auch mal ein bisschen raus zu nehmen. Zwar gibt es durchaus Songs wie the Great Chain of Being oder Greenhouse Heat Death, die ordentlich grooven, doch fügen diese Momente sich sehr gut in ein Gesamtbild ein, das eher verhalten ist. Klanglich erinnern King Gizzard hier sehr an die Kinks der ausgehenden Sechziger, mitunter an eine härtere Ausgabe der damaligen Bee Gees, ein bisschen Yes, Foxygen oder Tame Impala und mit ihren vielen Jazz- und Synth-Einflüssen auch sehr an die Zweitausender-Pop-Phase von Motorpsycho. Mit letzteren verbindet sie spätestens jetzt auf jeden Fall, dass sie scheinbar mühelos zwischen Stilen hin- und herspringen und dabei trotzdem eine unglaublich starke eigene musikalische Identität haben (sowie die extreme Ähnlichkeit ihres Tracks the Wheel mit the Wheel von Timothy's Monster). Ich könnte mir vorstellen, dass die Zukunft von King Gizzard in eine ähnliche Richtung geht wie die der Norweger. Bis jetzt kann ich aber erstmal sagen, dass die Band mit Gumboot Soup ganz zum Schluss noch einmal eines ihrer besten Alben von 2017 vorgelegt hat. Die Platte setzt einen harmonischen und spannenden Schluss an ihr in diesem Jahr veröffentliches Oeuvre und macht sogar neugierig, wie es denn mit ihnen nun weitergeht. Sicher, ein Album im ersten Quartal 2018 ist unwahrscheinlich und trotz allem ein bisschen nervig, aber wenn es in den kommenden 12 Monaten etwas neues von King Gizzard gibt, wäre ich dem ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht abgeneigt. Ein Wiedersehen mit den Australiern wird es in ein paar Monaten sowieso geben, denn im März habe ich Karten für ihren Gig in Leipzig. Dann hoffentlich auch mit einigen Stücken von dieser LP.


Persönliche Highlights: Beginner's Luck / Greenhouse Heat Death / Muddy Water / Superposition / the Great Chain of Being / I'm Sleepin' In

Nicht mein Fall: -

Donnerstag, 4. Januar 2018

It's Electrifyin'!





















Belle & Sebastian waren für mich persönlich schon immer eine der eher schwierigen Bands, mit denen ich nie so viel anfangen konnte wie die allermeisten Anderen. Wo andere Platten wie the Boy With the Arab Strap oder Fold Your Hands Child, You Walk Like A Peasant (trotzdem noch immer eines der Alben mit dem besten Titel) mittlerweile als so etwas wie Klassiker gelten, denen einige Menschen einen unglaublichen nostalgischen Wert beimessen, fand ich die Schotten immer eher so okay. Es gibt einige Songs von ihnen, die ich tatsächlich absolut fantastisch finde, doch bisher traf das leider auf keinen ihrer Longplayer zu. Und da die Band mittlerweile den Zenit ihrer Karriere doch deutlich überschritten hat, waren meine Erwartungen diesbezüglich auch eher eingeschränkt. Eine dreiteilige Albumserie über den Jahreswechsel 2017/18, die sich über ganze vier Monate erstrecken sollte, empfand ich außerdem als ziemliche Schnapsidee. Sowas machten normalerweise nur Künstler*innen (*hust* Green Day *hust*), bei denen kreativ sowieso nichts mehr zu retten war oder die selbige nicht richtig filtern können (*hust* Brockhampton *hust*). Im Falle von Belle & Sebastian hielt ich beides für sehr gut möglich und es hätte deshalb eigentlich keinen Grund gegeben, mich überhaupt um How to Solve Our Human Problems zu scheren. Ich hätte es sicher auch nicht getan, hätte ich im Oktober des letzten Jahres nicht doch mal in We Were Beautiful, die Leadsingle des ersten Teils, reingehört und eine ziemliche Überraschung erlebt. Statt dem wie üblich sinfonischen, großkotzigen Indie-Instrumentarium probieren sich die Schotten hier an einem wunderbar chilligen Minimal-Elektro-Beat, der nicht nur sehr hübsch in den klassischen Stil der Band eingefädelt ist, sondern auch für sich einen echt guten Song macht. Und nachdem dieser Track meine Neugier doch sehr entfacht hatte, wollte ich mir diese neuen Platten dann doch mal anhören. Und zumindest von Teil eins kann ich sagen, dass ich die Musik von Belle & Sebastian selten besser fand. Mit einer Länge von gerade mal 26 Minuten ist das hier zwar auch nur gerade so ein Album, doch tatsächlich dient das in diesem Fall sehr der Sache. Denn eine Sache, die ich an früheren LPs dieser Band immer irgendwie doof fand, war das viele Füllmaterial. Hier gibt es diesmal nur fünf Songs, die sind dafür aber auch alle ziemlich gut und jeder für sich interessant. Wo Fickle Season mit Bossa Nova-Elementen spielt, kommt Everything is Now mit Orgeln, Flöten und dicken Gitarrensoli fast ein bisschen psychedelisch daher und der Opener Sweet Dew Lee erinnert an Beatles und Kinks. Allgemein auffällig ist dabei, wie sehr sich Belle & Sebastian hier an elektronische Einflüsse heranschmeißen und obwohl der Madchester-Beat in We Were Beautiful auch schon der extremste Techno-Moment ist, ist der Unterschied zu den Neunzigern gewaltig. Wo die Band sich damals von den ach so hippen Big Beat- und House-Trends abzugrenzen versuchte, sucht sie genau mit diesen hier Kontakt und bereichert ihre Musik dadurch ungemein. Sicher, einige Hardliner-Fans von früher werden diesen Paradigmenwechsel wahrscheinlich gar nicht lustig finden und sich beschweren, aber wenn man mal darüber nachdenkt, haben wir mittlerweile auch verdammt nochmal 2018 und ich finde es sehr cool, dass Belle & Sebastian solche Spitzfindigkeiten in der Vergangenheit lassen, wo sich auch hingehören. Belohnt werden sie dafür mit einem wirklich guten ersten Mini-Album, von dem ich nur hoffen kann, dass darauf weitere folgen. Denn dann hätte diese ach so großartige Band endlich endlich auch den Weg zu mir gefunden. Wenn auch auf die unkonventionelle Art.






Persönliche Highlights: Sweet Dew Lee | We Were Beautiful | Fickle Season | the Girl Doesn't Get It

 

Nicht mein Fall: -


CWTE auf Facebook

Mittwoch, 3. Januar 2018

Das wird 2018


Es ist schon irgendwie krass, dass ich mit dem Schreiben dieses Artikels gerade das siebte Jahr meiner Aktivität als Musiknörgler, das vierte davon auf diesem Format, beginne und ich immer noch die gleiche Motivation habe wie vor sechs Jahren, als ich meinen ersten Post verfasste. Nachdem 2017 nun endgültig (und ich möchte sagen: endlich) passé ist und die Musikindustrie bis auf wenige Rastlose (ich rede mit euch, King Gizzard und Milo!) einen kurzen Powernap eingelegt hat, möchte ich einen Blick darauf werfen, was denn die nächste Saison so bringt. 2017 war ein musikalisch eher mittelmäßiges Jahr und ich hoffe, dass sich das in den kommenden zwölf Monaten bessert. Das Angebot sieht dabei zumindest erstmal nicht schlecht aus:

Die ersten großen kommerziellen Releases dieses Jahres kommen hierzulande am 12. Januar, besonderes Augenmerk liegt bei mir dabei auf zwei Platten. Zum einen das vierte Album von Feine Sahne Fischfilet namens Sturm & Dreck, mit dem die Punkband aus Mecklenburg-Vorpommern an ihr in meinen Augen bisher bestes Werkstück Bleiben oder Gehen anschließt, zum anderen Wrong Creatures von Black Rebel Motorcycle Club, dem ewig unterschätzten Geheimtipp des ungestümen Rock'n'Roll. Bereits gestern erschien außerdem ein neues Mixtape von Scallops Hotel, dem zweiten Projekt des Rappers Milo, der mit diesen Projekten eigentlich immer für eine Überraschung gut ist und letztes Jahr immerhin eine der besten EPs der Saison hatte. Mit Haiytis Montenegro Zero-Tape erscheint ebenfalls am 12. Januar ein für mich eher skeptisch erwartetes Album, von dessen Singles ich bisher gar nicht angetan war, allerdings kann man bei der Hamburgerin nie so richtig wissen, was das große Ganze hergibt. Auch beim neuen Kleinformat vom Panda Bear darf man gespannt sein, auch wenn ich seine letzten Sachen eher weniger spannend fand. Der weitere Januar sieht dann nicht weniger großartig aus. Ty Segall veröffentlicht sein alljährliches Album, das diesmal unter anderem ein Hot Chocolate-Cover enthält und auf das ich logischerweise gespannt bin. Tocotronic kehren nach dem Roten Album von 2015 wieder auf Platte zurück, die neue LP Die Unendlichkeit lässt wie immer großes hoffen, auch wenn die erste Single Hey Du nicht wirklich mein Fall war. Meine größte Hoffnung setze ich im Januar jedoch auf das neue Album von Porches, der schon 2016 eine meiner Lieblingsplatten machte und mit the House nun von schmalzigem Achtziger-Pop zu unterkühltem Experimental-R'n'B umsattelt. Könnte also richtig cool werden. Im Februar interessiert mich vor allem der zweite Longplayer der algerischen Desertrock-Band Imarhan, deren Debüt vom vorletzten Jahr mir leider durch die Lappen ging, was ich aber jetzt ausbügeln will. Im März veröffentlicht außerdem die beste Metal-Supergroup der letzten Jahre, Sumac, ihre neue LP, die ich auf keinen Fall verpassen will. Und wo wir gerade bei Metal sind: Gleich in ein paar Wochen erscheint ein neues Album von Machine Head, für das sich garantiert einige von euch interessieren werden. Ich persönlich setze jedoch eher auf die Chicagoer Band Harm's Way, die im März mit Posthuman ihre vierte Platte veröffentlicht. Die Indie-Fraktion unter euch dürfte diesen Winter ebenfalls nicht zu kurz kommen: Mit Franz Ferdinand und den Wombats veröffentlichen gleich zwei frühere Helden neue LPs und auch die bereits im Dezember angefangene How to Solve Our Human Problems-Trilogie von Belle & Sebastian geht noch bis Februar weiter. Die härtere Gangart wird indes mit Snares Like A Haircut, dem ersten Album von No Age seit 2013, bedient und Tune-Yards neues Album I Can Feel You Creep Into My Private Life scheint ein ganzes Stück erwachsener zu werden. Nicht wirklich vorfreudig, aber immerhin gespannt bin ich auch auf zwei weitere Künstler*innen, die ich in den Jahren zuvor eher vernachlässigt habe: Die Indiepopper Rhye veröffentlichen im Februar wieder, und nachdem ihre Beteiligung auf dem letzten Album von Bonobo so großartig war, möchte ich sie selbst nun auch endlich mal ausführlich checken. Außerdem spannend wird die neue LP von Awolnation, die schon seit Ewigkeiten geniale Singles herausbringen, aber von denen ich noch nie einen ganzen Longplayer gehört habe, was auch dringend geändert werden muss. Mit den terminlich festen Releases war es das bisher dann auch schon. Alles weitere beruht eher auf vagen Äußerungen, wobei hier die tatsächlichen Highlights schlummern. Da wäre zum Beispiel das neue Album der Arctic Monkeys, das ja nun echt schon lange auf sich hat warten lassen und 2018 nun mit großer Wahrscheinlichkeit erscheint. Auch auf neues Material von Nicki Minaj hat man lange warten müssen, jetzt endlich sind jedoch die ersten Teaser-Singles draußen und es könnte dieses Jahr nun endlich was werden mit dem Pinkprint-Nachfolger. Diese beiden Platten wären meine persönlichen Sehnsuchtswünsche. Wobei es in den nächsten Monaten auch wieder viel Material von den Workaholics der Musikbranche geben wird: Auf die Futures, Young Thugs und Gucci Manes dieser Welt wird man sich auch 2018 wieder verlassen können, die Frage ist jedoch wie in den letzten Jahren, was in den zweiten Reihen passiert. Welche Rapper*innen schaffen das, was 2017 mit Leuten wie Lil Pump oder Cardi B passiert ist? Wahrscheinlich kennen deren Namen im Moment nur die wenigsten. Ein Album der Gruppe Migos ist indes in den Startlöchern, wobei ich hier noch überlegen muss, wie ich dieses handhaben werde, denn ganz ohne kritischen Kommentar will ich über diese Jungs gerade nicht mehr sprechen. Gerade, wenn es so viele andere schöne Platten geben wird. Nach seiner prägenden Blank Face LP von 2016 kehrt Schoolboy Q ins Rampenlicht zurück, was für mich mindestens die gleiche Aufmerksamkeit verdient wie ein neues Kendrick Lamar-Projekt, welches es dieses Jahr aber höchstwahrscheinlich (endlich mal) nicht geben wird. Dafür wird es jedoch sehr wahrscheinlich wieder Musik von Danny Brown geben, ein posthumes Album von A Tribe Called Quest-MC Phife Dawg wird erscheinen und auch die Hoffnungen auf das Comeback von Missy Elliot verdichten sich 2018. Ein bisschen ein Comeback wäre auch die neue LP von Vampire Weekend, die mit großer Wahrscheinlichkeit irgendwann in diesem Jahr kommt. Meine Wette, dass die New Yorker sich noch 2017 auflösen würden, habe ich damit sowieso schon verloren. Aber eigentlich umso besser. Ebenfalls freudig erwarte ich neues Material der Young Fathers, die sich zuletzt extrem rar gemacht haben, abgesehen von einem Song für den Trainspotting 2-Soundtrack war von ihnen eigentlich nichts zu hören. Jack White wird 2018 vermutlich auch wieder aktiv sein, obwohl sein Solo-Output mich ehrlich gesagt mit jedem Mal weniger packt. Für spannenden Garagenrock setze ich da schon eher auf Courtney Barnett, die sich seit ihrem Debüt von vor drei Jahren zu einer unglaublich wichtigen Künstlerin im Bereich der Rockmusik entwickelt hat, die man spätestens diese Saison nicht mehr ignorieren kann und die vielleicht gerade an ihrem Opus Magnum arbeitet. Überhaupt verspricht klassische Gitarrenmusik auch dieses Jahr wieder spannend zu werden: Frankie Cosmos, der gigantische Indie-Geheimtipp des Jahres 2016 und eine der produktivsten Künstlerinnen der Dekade, hat sich in der vergangenen Saison mit einem Deal bei Sub Pop ausgestattet und wird 2018 hoffentlich richtig groß werden. Meine größte Rock-Newcomer-Hoffnung ist jedoch die Marylander Janglepop-Band Snail Mail, die vorletztes Jahr die wunderbare Habit EP veröffentlichten und demnächst höchstwahrscheinlich ihr erstes Album vorlegen werden. Der melancholische Americana-Poprock der US-AmerikanerInnen ist vor allem kompositorisch stark und erinnert an Acts wie Girl Pool, Alvvays oder auch ein bisschen Angel Olsen. Ob letztere in den nächsten zwölf Monaten ebenfalls veröffentlicht, darüber lässt sich spekulieren. Ebenso wie über ein mögliches weiteres Projekt von Father John Misty, der vage Ankündigungen über eine neue LP gemacht hat. Nach dem imposanten Konzeptwerk Pure Comedy vom letzten April wäre das zwar ein sehr schneller Nachfolger, doch warum nicht. Interessant wäre die Platte vor allem deshalb, weil sie wohl wieder stärker an den Stil und die Inhalte von I Love You, Honeybear angelehnt sein soll, das ich wesentlich lieber mochte als das letzte Album. Zurückkehren werden 2018 auch Blood Orange, FKA Twigs und Childish Gambino, in die ich einige Hoffnungen setze. Zwar warte ich bei Twigs noch immer auf das eine Studioprojekt, das mir den Stil der Britin näher bringt, aber nach ihrer nun doch relativ langen Abwesenheit von der Musik liegt das dieses Jahr durchaus im Bereich des möglichen.Womit wir bei meinen Hypothesen und Wünschen wären, die ich für die neue Saison habe. Denn obwohl bereits viele tolle Künstler*innen 2018 neues Material angekündigt haben, bleiben immer noch Sehnsüchte offen. So frage ich mich bereits seit langem, was eigentlich A$ap Rocky die ganze Zeit macht. In den letzten Jahren gab es zwar einige Tapes des A$ap Mobb und auch mit Features hat sich der Rapper nicht zurückgehalten, allerdings wäre es echt langsam Zeit für eine neue LP von ihm. Zumal sein letztes Album At.Long.Last.A$ap vor zwei Jahren in meinen Augen sein bisher bestes war. Auch um den sonst so fleißigen Crack Ignaz war es 2017 gespenstisch ruhig, seine gemeinsame EP mit Soufian und LGoony deutet jedoch in eine gute Richtung, was neue Musik fürs neue Jahr angeht. Mein Favorit wäre dabei entweder ein neues Soloprojekt oder aber das bereits 2016 angekündigte Aurora 2. Iggy Crack hat es verprochen, jetzt darf ich also auch danach fragen. Mal sehen was passiert.
Eine Band, von der wir verhältnismäßig lange wenig gehört haben, sind Death Grips, die in der vergangenen Saison nicht mehr als eine EP produzierten. Um von ihrem Dauer-Output ein bisschen zu verschnaufen, war dieser Move genau richtig, aber auch nur, damit sie hoffentlich bald mit voller Kraft zurückkommen. Nachdem ihre letzte LP Bottomless Pit leider doch etwas vorhersehbar war, würde ich mir diesmal wieder ein bisschen Shock Value wünschen. Und das dürften diese Jungs ja wohl mit links hinkriegen. Keine Pause gönnt sich wie immer Omar Rodriguez-Lopez, auch 2017 gab es eine ganze Handvoll Alben von ihm, seine Supergroup Crystal Fairy und das Comeback von At the Drive-In nicht mal mitgerechnet. Auch 2018 wird das sicherlich weitergehen, wenngleich ich gerne wieder mehr Band-Material hören würde. Vorzugsweise irgendwas mit Antemasque oder eventuell doch die Wiederbelebung der Bosnian Rainbows? Wird sich zeigen. Von einigen meiner Lieblingsgruppen erwarte ich in den nächsten Monaten gleichsam neues Material: Ein Hop Along-Album wäre famos, Pauwels oder irgendetwas anderes spannendes vom October Tone-Label würden mich brennend interessieren und was machen eigentlich Title Fight? Des weiteren bin ich gespannt, wie sich einige Newcomer der letzten Jahre so machen werden. Nach ihrem großartigen Debüt 2016 wäre ich sehr für eine neue Platte von Mitski, auch Solkyri würden mich mit neuen Songs erfreuen, außerdem bin ich wahnsinnig interessiert an Musik der spanischen Wunderkinder von Mourn. Im Bereich des Hiphop wäre es an Skepta, den 2016 mit Konnichiwa aufgebauten Fame am Leben zu halten. Sun Worship könnten dieses Jahr ebenfalls wieder produzieren und auch wenn ich ihre letzte Platte gehasst habe, möchte ich ein Album von Erykah Badu hören. Ein witziger Funfact ist, dass 2018 das erste Jahr seit langem ist, in dem ich auf keinerlei Comebacks von irgendwem mehr warte. Nachdem in der letzten Saison mit At the Drive-In, Slowdive und LCD Soundsystem die scheinbar letzten Bands sich auch auf einem neuen Longplayer wiedervereinigten, ist das Feld inzwischen bis auf wenige Unmöglichkeiten (Sonic Youth, die White Stripes) geräumt. Und nein: Tool, System of A Down und Rage Against the Machine habe ich nicht vergessen. Die können sich ihre Reunion-Alben einfach nur sonstwo hinstecken.

CWTE auf Facebook