Mittwoch, 17. Januar 2018

Future Psychonauts?



Wir haben es mittlerweile Mitte Januar und ich schreibe hier noch immer über Platten von 2017. Vielleicht ist es der Tatsache geschuldet, dass die traditionelle Winterpause der Musikindustrie durch die Entmachtung der Institution Label mehr und mehr ausfällt oder einfach daran, dass ich seit gut zwei Wochen nicht mehr veröffentliche. Fakt ist jedoch, dass ich die Geduld für diese Besprechungen gerne aufbringen möchte, bevor wir hoffentlich bald zu den ersten Veröffentlichungen von 2018 kommen. Und was wäre das Ende der Vergangenen Saison ohne noch ein neues Album von King Gizzard & the Lizard Wizard. Mit Gumboot Soup, erschienen am 31. Dezember des vergangenen Jahres, macht die Band aus Australien mit einem hinreißenden Deus-Ex-Machina-Move ihr Versprechen wahr, 2017 fünf neue Platten zu veröffentlichen. Wie gut diese Idee am Ende wirklich war, habe ich in den Artikeln zu besagten Tonträgern schon ausführlich zur Disposition gestellt, waren doch einige dieser Projekte eher durchwachsen. Was man ihnen jedoch zugute halten muss ist, dass sie es in dieser Arbeitsphase geschafft haben, sich musikalisch nie zu wiederholen, die verschiedensten Stils auszuprobieren und trotz aller Laxigkeit eine der momentan kreativsten Rockbands überhaupt zu bleiben. Und mit dieser neuen LP verhält sich das nicht anders: Zwar bedienen sich die elf Songs hier die meiste Zeit über an Handgriffen, die man von King Gizzard bereits kennt, doch ähnlich wie beim Vorgänger Polygondwanaland werden diese hier äußerst ansprechend zu einem Albumkorpus verwebt, der insgesamt doch etwas neues ist. Wobei man diesmal sagen kann, dass sie mit Gumboot Soup ihr Pop-Werkstück 2017 gemacht haben. Unter allen Releases der Australier, nicht nur denen des letzten Jahres, ist die hier vorliegende Platte in meinen Augen die erste, die erfolgreich darin ist, das Tempo auch mal ein bisschen raus zu nehmen. Zwar gibt es durchaus Songs wie the Great Chain of Being oder Greenhouse Heat Death, die ordentlich grooven, doch fügen diese Momente sich sehr gut in ein Gesamtbild ein, das eher verhalten ist. Klanglich erinnern King Gizzard hier sehr an die Kinks der ausgehenden Sechziger, mitunter an eine härtere Ausgabe der damaligen Bee Gees, ein bisschen Yes, Foxygen oder Tame Impala und mit ihren vielen Jazz- und Synth-Einflüssen auch sehr an die Zweitausender-Pop-Phase von Motorpsycho. Mit letzteren verbindet sie spätestens jetzt auf jeden Fall, dass sie scheinbar mühelos zwischen Stilen hin- und herspringen und dabei trotzdem eine unglaublich starke eigene musikalische Identität haben (sowie die extreme Ähnlichkeit ihres Tracks the Wheel mit the Wheel von Timothy's Monster). Ich könnte mir vorstellen, dass die Zukunft von King Gizzard in eine ähnliche Richtung geht wie die der Norweger. Bis jetzt kann ich aber erstmal sagen, dass die Band mit Gumboot Soup ganz zum Schluss noch einmal eines ihrer besten Alben von 2017 vorgelegt hat. Die Platte setzt einen harmonischen und spannenden Schluss an ihr in diesem Jahr veröffentliches Oeuvre und macht sogar neugierig, wie es denn mit ihnen nun weitergeht. Sicher, ein Album im ersten Quartal 2018 ist unwahrscheinlich und trotz allem ein bisschen nervig, aber wenn es in den kommenden 12 Monaten etwas neues von King Gizzard gibt, wäre ich dem ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht abgeneigt. Ein Wiedersehen mit den Australiern wird es in ein paar Monaten sowieso geben, denn im März habe ich Karten für ihren Gig in Leipzig. Dann hoffentlich auch mit einigen Stücken von dieser LP.


Persönliche Highlights: Beginner's Luck / Greenhouse Heat Death / Muddy Water / Superposition / the Great Chain of Being / I'm Sleepin' In

Nicht mein Fall: -

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