Mittwoch, 31. Januar 2018

Breakdown, Motherfucker!




















Wenn es um eine Band wie Machine Head geht, weiß ich in letzter Zeit immer nicht so recht, was ich eigentlich 2018 noch von ihnen will. Sehr lange habe ich ihre Musik ja sehr genossen und angesehen von einigen über die Dekaden verteilten Ausrutschern muss man dem Kollektiv das Kunststück zugute halten, sich inzwischen fast 30 Jahre halbwegs stilsicher durch diverse Trends und Inkarnationen zu winden und heute unpeinlicher dazustehen als so manche andere Band der frühen Neunziger. Batrachtet man die andere Seite, sind die Kalifornier inzwischen eine Gruppe, von der ich schon eine Weile nichts wirklich innovatives mehr erwarte. Stand 2018 machen Machine Head Musik für eine eingeschworene Fanbase, vor der sie sich guten Gewissens immer wieder selbst zitieren können und die nicht misstrauisch wird, wenn Rob Flynns Aussagen in Interviews gerne mal ins pathetische neigen. Ihre in meinen Augen letzte wirklich gute Platte war das sehr proggige Unto the Locust von 2011, der unmittelbare Nachfolger und Catharsis-Vorgänger Bloodstone & Diamonds auch ganz okay, aber eben auch nur Reißbrett-Metal mit Fokus auf die Stammkundschaft. Dass diese neue LP das Rad in dieser Hinsicht neu erfinden würde, war ehrlich gesagt schwer zu glauben. Und tatsächlich ist das, was Machine Head hier anschleppen wahrscheinlich das unnötigste und nervigste, was ich seit langem von ihnen gehört habe. Mit einer Stunde und vierzehn Minuten Spieldauer ist Catharsis schon allein quantitativ eine ganz schöne Hausnummer, die nach bereits zwei solchen Kloppern eigentlich niemand von ihnen braucht. Insbesondere in Angesicht der Tatsache, wie langweilig das ganze klanglich geworden ist. Stilistisch ist dieses Album nach den sehr thrashigen letzten Longplayern höchstwahrscheinlich der Versuch einer Frischzellenkur mit gleichzeitigem Back-to-the-Roots-Bezug, der in so ziemlich jeder Hinsicht komplett gegen die Wand fährt. Dabei war die Idee eigentlich gar nicht sooo schlecht: Sound und Songwriting hier erinnern wieder stärker an die ganz frühen Sachen der Band, klassische Fan-Favoriten wie Burn My Eyes und the More Things Change sind definitiv bewusste Anschlusspunkte. Allerdings ist es diesmal etwas komisch, von einem auf die Fünfzig zugehenden Rob Flynn Parolen-Hooks wie "get you motherfuckin middle fingers in the air!" zu hören, der noch dazu rumschreit wie ein 19-jähriger Emocore-Sänger. Noch schlimmer wird das dadurch, dass Machine Head hier auch in Sachen Produktion scheinbar absichtlich dem Ideal pubertärer Metalcore-Bands wie Heaven Shall Burn und Parkway Drive (ein bisschen sogar KoRn und Limp Bizkit 😖) nacheifern, was mehr oder weniger komplett seltsam ist. Nicht nur hat eine gestandene Genre-Institution wie sie solche Trend-Schleimerei überhaupt nicht nötig, was sie tun ist noch nicht mal so besonders trendig. Ich für meinen Teil bin mir zumindest nicht sicher, wann ich das letzte Mal jemanden wirklich über die Warped-Tour habe ausflippen sehen. Aber scheinbar haben Machine Head da gerade Bock drauf. Und das Ergebnis ist ganz schön furchtbar: Von fettigen Groove-Metal-Brocken wie Volatile oder Kaleidoscope über polierte Emorock-Refrains bis zu ekelhaft gesabbelten Balladen wie Bastards oder Behind A Mask gibt es hier ein riesiges Oeuvre an stilistischen Fettnäpfen, von denen Machine Head hier anscheinend keinen auslassen wollen. Sicher, ein gutes Riff oder ein akzeptabler Metal-Banger sind ab und an dabei und auch die Fortführung des Flirts mit Streicher-Sounds, den es auf Bloodstone & Diamonds erstmals gab, ist eigentlich etwas gutes, aber bei einer Albumlänge von 74 Minuten reden wir hier von kleineren Details, die in keinem Moment wirklich irgendwas retten. Stattdessen ist es, als wären die Kalifornier hier nie die Band gewesen, die sich mit spielender Sicherheit durch den Dschungel der dämlichen Trends bewegte und würden hier einfach jegliche Würde von sich werfen, um die langweiligste Musik der Welt zu machen, die sich dann wahrscheinlich noch nicht mal besser verkauft. Catharsis ist ein trauriges Zeugnis von Musikern, von denen man eigentlich dachte, sie würden die Midlife-Crisis umgehen, nur um dann mit zehnfacher Stärke von ihr erwischt zu werden. Im großen und ganzen kann man dann nur hoffen, dass diese LP wie so vieles in der langen Karriere der Kalifornier nur eine Phase ist und sie das nächste mal einfach wieder ein Thrash-Metal-Album machen oder so. Im Moment eigentlich auch egal, denn alles ist besser als das hier.






Persönliche Highlights: Beyond the Pale / Triple Beam / Heavy Lies the Crown

Nicht mein Fall: Volatile / Kaleidoscope / Bastards / Behind A Mask / Grind You Down

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