Montag, 28. August 2023

Die Wochenschau (20.08.-27.08.): Neil Young, Bonnie 'Prince' Billy, Kataklysm und und und...


 
 
 
 
 
 

ANYMA
Genesys
Interscope

Es waren die hochkarätigen Features von Leuten wie Grimes und Sevdaliza, die mich auf das Debüt des Wahlberliners Anyma aufmerksam machten, geblieben bin ich aber wegen einer der stärksten Performances des in dieser Saison aufkeimenden Rave-Revivals. Dabei ist dieser junge Mann zwar nicht so trashy und untergrundig unterwegs wie viele seiner Mitstreiter*innen, sondern erlaubt sich hier ziemlich viel kommerziellen EDM-Glamour, seine Leidenschaft für die Tiefen des Techno hört man ihm aber in jeder Faser an. Marschrichtung ist dabei Progressive House, gerade im ersten Teil kann man aber auch immer wieder Versatzstücke von Acid- oder sogar Psytrance erahnen. Und dass die Platte auf Anlage besser als klingt als auf Kopfhörern, passt dazu ebenfalls sehr gut. 

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡🟡 09/11




Neil Young - Chrome DreamsNEIL YOUNG
Chrome Dreams
Reprise

Nachdem ich vom fast fünfzig Jahre archivierten Homegrown  im Sommer 2020 total hin und weg war und die LP sogar eine meiner Lieblingsplatten der damaligen Saison wurde, werfe ich inzwischen immer mal wieder einen Blick in die stetig wachsende Sammlung von entrümpeltem Material aus dem Backkatalog von Neil Young, die mit diesem Release ihren nächsten erwähnenswerten Beitrag enthält. Zwar handelt es sich dabei nicht um ein vollwertiges Album und umfasst neben Demos von Homegrown und anderen Platten vor allem alternative Takes, Liveaufnahmen und unveröffentlichte Songskizzen aus einem Zeitraum von über zwei Jahrzehnten, macht daraus aber eine durchaus interessante Erfahrung, die nicht nur für eiserne Fans funktioniert. Dazu gehört es dann halt auch, dass ein paar seltsame Cuts aus Youngs seltsamer Spätsiebziger-Phase hier auftauchen, die nicht zu seinen besten Eindrücken gehören, gerade die hier zu findenden tollen Versionen von Tracks wie Powderfinger und Stringman entschädigen dafür ziemlich gut.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡 08/11




BONNIE 'PRINCE' BILLY
Keeping Secrets Will Destroy You
Domino

Bonnie 'Prince' Billy - Keeping Secrets Will Destroy YouKeeping Secrets Will Destroy You ist wieder mal eines dieser Alben von Indie-Ikonen der Zwotausender, bei denen ich mich ziemlich alt dabei fühle, sie so dermaßen gut zu finden. Denn das, womit der Musiker aus Kentucky hier arbeitet und durchweg überzeugt, ist extrem konservativer, leichtfüßiger und gemütlicher Songwriter-Folk, den jemand in meinem Alter eigentlich furchtbar langweilig und boomerig finden müsste. Dass ich nicht so denke, hat aber sicherlich damit zu tun, dass ich schon die Bright Eyes und Laura Veirs kenne und daher weiß, wie geil diese Musik sein kann, wenn sie gut gemacht wird. Und die Indiekids der Generation X wussten schon was sie taten, als die Bonnie 'Prince' Billy damals zum mystischen Säulenheiligen des verhuschten Akustik-Folk erhoben. 

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡🟡 09/11





Jungle - VolcanoJUNGLE
Volcano
Caiola


 
 
 
 
 
 
Als Jungle vor mittlerweile fast zehn Jahren mit ihrem selbstbetitelten Debüt 15 Minuten lang zu den coolen Kids im Synthfunk-Definitionsbereich gehörten und tatsächlich Hits hatten, hielt ich von ihnen leider nicht besonders viel und fand ihre damalige Auslegung von Funkmusik eher bieder und langweilig. Umso erstaunlicher ist es also, dass sie neun Jahre und drei Alben später so eine fantastische neue LP gemacht haben, die mit einem aufgefrischen Konzept tatsächlich nochmal zeigt, wie es richtig geht. Die stilistische Ausrichtung der Briten ist dabei inzwischen etwas elektronischer als früher und erinnert mich ziemlich an die Avalanches oder das neue Go! Team-Album, was angesichts meines Faibles für diese Musik aber ein echt gutes Zeichen ist. Und die Grundrezeptur von Disco-infiziertem Synthfunk mit glamouröser Hochglanz-Note ist immer noch die gleiche. Zudem stimmt auf diesem Album durchweg die Chemie mit den abwechslungsreichen Featuregästen (Highlights sind unter anderem Roots Manuva und Bas), die bei solchen Projekten ja immer die halbe Miete ist.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡🟡 09/11




Kataklysm - Goliath 
KATAKLYSM
Goliath
Nuclear Blast


 
 
 
 
 
Schon letztes Jahr hatte ich durch Platten von Fit for An Autopsy und Descent ein bisschen einen Geschmack für Deathcore, Deathgrind und generell ruppigere und modernere Spielarten von Death Metal entwickelt und damit das Mindset erhalten, jetzt auch ein Album von Kataklysm gut zu finden. Die sind im Vergleich zu eben genannten natürlich auch gerne mal etwas hymnischer unterwegs und näher am klassischen Sound aus den Achtzigern und Neunzigern, rotzen aber trotzdem ganz schön kompakte Kanten an verdichtetem Riffing und Doppelfußmaschinen-Dauerfeuer raus, wenn man ihnen nur den Raum dafür gibt. Die 40 Minuten von Goliath reichen dazu vollkommen aus und liefern in diesem Sinne ein breit gefechertes Oeuvre an schmissigen Breakdowns, raufboldigen Growls und bombastischen Stunteinlagen am Schlagzeug. Alles also, was das Herz eines modernen Death Metal-Fans höher schlagen lässt. Nicht mehr und nicht weniger.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡🟡 09/11




Sonntag, 27. August 2023

Konzertbericht: Gurken und Rhabarber


 

R.A.P. FERREIRA
DJ ELDON SOMERS
AJ SUEDE
23.08.2023
Gretchen, Berlin


"The Ruby Yacht is in the building" - DJ Eldon Somers Claim zu Beginn seines Sets am vergangenen Mittwoch im Gretchen in Berlin fasst den Anspruch des Programms an diesem Abend eigentlich recht gut zusammen. Denn obwohl das Lineup des Showcases, das gerade durch die europäischen Metropolen tourt, höchstens einen Bruchteil des Personals auf dem Label von Rory Ferreira umfasst, ist es doch wesentlich zutreffender als die Idee, dass dies einzig und allein seine Unternehmung ist. Sicher ist er sowas wie der Headliner des Abends und letztlich auch für mich der wesentliche Grund, weshalb ich den Weg in die Hauptstadt für dieses Konzert auf mich genommen habe, doch ist die Veranstaltung als solches trotzdem eine Gruppenleistung. Und was noch viel wichtiger ist, alle drei Rapper des Lineups repräsentieren mit ihrer Musik zumindest einen Bestandteil des Spirits, für den das Konglomerat Ruby Yacht seit vielen Jahren steht: Experimenteller Hiphop mit Grips und DIY-Komponente, der eine Grundlagenarbeit der Szene abbildet. Was sich zum einen darin äußert, dass alle auftretenden Acts ihre Beats zum Teil selbst produzieren und diese auch live auf der Bühne einspielen und zum anderen darin, dass sich das ganze mehr wie ein Open Mic-Abend im Comedyclub anfühlt als wie ein durchexerziertes Rapkonzert. Die Künstler sind hier, um dem Publikum etwas zu erzählen, das Publikum hängt an ihren Lippen. Trotz Sprachbarriere und manchmal nicht ganz optimaler Soundaussteuerrung. Wobei die Verschiebung von klassischer Hiphop-Erfahrung zu Freiform-Sprechkunst mit Musikbegleitung größer wird, je länger die ganze Sache geht. Und das hat sicherlich auch mit der Show-Erfahrung der auftretenden Musiker zu tun. Angefangen mit Szene-Routinier AJ Suede, der zwar auch schon über zehn Jahre lang aktiv ist, auf der Bühne hier aber definitiv noch etwas grün hinter den Ohren wirkt. Dass liegt sicherlich auch ein bisschen daran, dass er den Abend eröffnet und komplett allein für einen sich eher zögerlich füllenden Raum spielt, angesichts dessen ist sein Set aber absolut souverän, gespickt mit tollem Material und damit im mindesten ein guter Aufwärmer für die beiden folgenden Acts. Wobei als zweiter in der Runde mit Eldon Somers auch ein MC und Producer folgt, der schon wesentlich abgebrühter sein Ding macht. Nicht nur überzeugt er dabei mit seiner Mischung aus entrückten Gesangspartien und roughem Billy Woods-Timbre durchweg musikalisch, er setzt an diesem Abend auch eine Art von unfassbar charmantem und comedyesken Publikumskontakt um, der ab diesem Punkt nicht mehr abbrechen wird. Ob das nun damit zu tun hat, dass er sich über die sonderbaren Geschmacksrichtungen deutscher Bio-Limonaden auslässt (Es gibt abwechselnd Apfel- und Rhabarberschorle) oder sich lakonisch über das größtenteils weiße Publikum auslässt: Er bringt eine ergreifende Nonchalance auf die Bühne, die für das Gelingen des Showcases mitentscheidend ist. Was toll ist, denn nicht nur bleibt er danach als DJ für den Hauptact R.A.P. Ferreira noch ein bisschen da, er bekommt mit selbigem nun auch einen nicht minder charmanten Sparringpartner, mit dem er sich nun noch eine ganze weitere Stunde belöffeln kann. Ferreira selbst ist dabei in persona so ziemlich das Gegenteil von allen Erwartungen, die ich an ihn hatte und immer wieder für eine Überraschung gut. Nicht nur in der Hinsicht, dass er sein Set mit drei Bluesstandards auf der Akustikgitarre beginnt (anscheinend gehen drei Jahre in Nashville auch als Rapper nicht spurlos an einem vorbei), sondern auch in der, dass er ein absolut bombastischer Performer ist. Von seinen Platten kennt man den nerdigen Jazzrapper ja eher zurückhaltend, mit lamentierenden Endlosstrophen über Comics, Poetik und Philosophie, der wie das Gegenteil einer Rampensau wirkt. Hier legt er aber nicht nur die gleiche Comedyclub-Attitüde an den Tag wie sein Kumpel Somers, er spuckt auch Bars wie einer von den ganz harten Jungs. Da macht es auch nichts, dass die Beats im Hintergrund durchweg ziemlich fluffig sind (sie werden einfach lauter gespielt, um der Härte von Ferreiras Flows angemessen zu sein) und es eigentlich keine richtigen Hits gibt, die bei so einem Konzert irgendwie als Highlights herausstechen könnten. Wie gesagt, an diesem Punkt hat sich die ganze Nummer sowieso ein bisschen zum Alles-kann-nichts-muss-Stream-of-Consciousness-Programm weiterentwickelt, bei der der Beat auch weiterläuft, wenn der Mann am Mikrofon zwischen den Strophen in Kurztraktate über die "Wertigkeit der Verzweiflung" (freie Übersetzung des Autors) oder seinen Hass auf Gewürzgurken abschweift. Und letztendlich will man das ja auch ein bisschen von diesem Typen hören: Ein bisschen schlaues und ulkiges Blaba über das Leben, das Universum und den ganzen Rest, ein paar dumme Sprüche zwischen Beatpult und Mikro und zwischendurch ein oder zwei der zahllosen grandiosen Rapsongs aus dem gigantischen Studiokatalog dieses Künstlers. Ein bisschen scheidet man an diesem Abend also mit dem Gefühl, nicht unbedingt nur ein Konzert gehört zu haben, sondern auch einen etwas entgleisten Improabend, den ein paar gute Kumpels von der anderen Seite des Atlantik gestalten. Wobei es dabei definitiv einer von der Sorte ist, an die man gerne denkt und von dem man nicht ausschließt, ihn irgendwann nochmal erleben zu wollen.


Samstag, 19. August 2023

Die Wochenschau (12.08.-19.08.2023): the Hives, Bilderbuch, Bob Marley & the Wailers, Trippie Redd und und und...

 
 
 


Bob Marley & The Wailers - Africa UniteBOB MARLEY & THE WAILERS
Africa Unite
Island


Die konsequente Ausbeutung des musikalischen Erbes von Bob Marley geht mit diesem Album in eine ernüchternde nächste Runde. Denn obwohl es in der Theorie ja eine nette Idee ist, die Klassiker des Reggae-Superstars vor dem Hintergrund seines Engagements für den panafrikanischen Freiheitskampf mit dem Output jüngerer Künstler*innen aus Afrika zu verbinden, ist die Umsetzung des ganzen eine weitere bittere Pille für die Fans des Jamaikaners. Das beginnt schon damit, dass hier Marleys Name auf dem Cover steht, obwohl er in vielen Songs maximal eine schludrig gesampelte Hook beisteuert, die noch dazu mit viel Postproduktions-Gepfusche zurechtpoliert (und eventuell sogar mit ein bisschen AI-Gezauber durch neue, im Original nicht enthaltene Zeilen erweitert) wird und hört bei der extrem trendorientierten Aufmachung noch längst nicht auf. Wenn überhaupt, dann ist das hier "inspired by Bob Marley" und auch das ist schon wohlwollend formuliert. Auch die Songauswahl, bei der sich an den generischen Hits des Jamaikaniers orientiert wird, passt irgendwie nicht so richtig, weil Tracks wie War, Exodus, Zimbabwe oder das titelgebende Africa Unite, die Marleys Passion für die Emanzpation der afrikanischen Bevölkerung tatsächlich in sich tragen, nicht berücksichtigt werden. Was diese Platte über kurz oder lang zu einer weiteren LP macht, mit der die Estate des Künstlers sich keinen Gefallen tut und das an der Message und der Essenz seiner Musik komplett vorbeigeht. Und für mich als Fan damit ein großes Ärgernis.

🔴🔴🔴🟠⚫⚫⚫⚫ 04/11






Noname - SundialNONAME
Sundial
AWAL


 
 
 
 
 
 
 
Mit dem gerade mal zweiten richtigen Album von NoName in mittlerweile acht Jahren Karriere kennen wir inzwischen das Prozedere: Auf eine Platte von ihr wartet man gerne mal eine ganze Weile und selbst dann wird diese wahrscheinlich nicht länger als 35 Minuten, dafür kann man sich bei ihr aber sicher sein, ein stabiles Amalgam aus intelligentem Conscious Rap und fluffigem Neo-Soul zu bekommen, das sich nicht selten zu einem der besten Alben der laufenden Saison formt. Und auch auf Sundial ist diese Prognose mal wieder die absolut richtige gewesen. Wie schon auf den Vorgängern spricht die Rapperin dabei sehr viel über ihren Status in der Welt und deren bestehende Ungerechtigkeiten, wobei sie mit beeindruckender Effektivität intime Nabelschau und handfesten Aktivismus auf einen Nenner bringt. Manchmal geitet sie dabei etwas ins plattitüdige ab und bringt durchaus fragwürdige Diskussionspunkte ein, oft gelingen ihr aber auch großartige und messerscharfe Beobachtungen, die andere Kolleg*innen so häufig nicht hinbekommen. Und wie immer wirkt die smoothe und jazzig angehauchte Soulmusik dazu erst ein bisschen antithetisch, fügt sich dann aber zu einer sehr konsequenten Paarung zusammen. Obwohl es also wenig neues zu berichten gibt in der Welt von NoName, sind das in diesem Fall fast durchweg gute Nachrichten. Weil es heißt, dass sie weiterhin zu den größeren Talenten ihres Fachs gehört.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡 08/11



BILDERBUCH
Softpower (EP)
Maschin

Bilderbuch - SoftpowerNach dem vielleicht besten Album ihrer Karriere vom letzten Sommer bleiben Bilderbuch sportlich und liefern mit Softpower vier Songs nach, die dessen Spirit nochmal aufbereiten, den fluffigen Sound darauf aber auch um ein bisschen mehr Action erweitern. Dino und der Titeltrack erschienen ja schon im Frühjahr und erinnerten vor allem dank ihrer zackigen Rhythmusarbeit ein bisschen an die Chemical Brothers oder alte Caribou-Platten, die zwei neuen Stücke Digitales Wunder und Aber Airbags sind wieder ruhiger, deshalb aber kein bisschen weniger spannend. Und wenn das hier ein bisschen länger wäre als schlappe 13 Minuten, hätten die Österreicher wahrscheinlich erneut eine der besten Platten der ganzen Saison gemacht. 

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡🟡 09/11







TRIPPIE REDD
A Love Letter to You 5
1400 Recordings | 10K Projects

 
 
 
 
 
 
 
 
 
Die A Love Letter to You-Serie ist in der Karriere von Trippie Redd seit jeher sowas wie seine eigentliche Kernarbeit und mit einigen seiner wichtigsten Projekte in meinen Augen auch hauptverantwortlich für seinen Anspruch als große Nummer des Emotrap. Nachdem dieser Pfad aber zuletzt mit Trip at Knight und Mansion Musik ziemlich eindeutig verlassen wurde, sucht der Kalifornier auch hier neue Methoden. Zwar ist es dabei noch immer zutreffend, dass ein Love Letter-Projekt eher seine softe und emotioale Seite zeigt und es wenige echte Banger gibt, zunehmend versucht er sich hier aber an einer sehr souligen und Pop-affinen Variante davon, die eher an die jüngeren Sachen von Post Malone erinnert und ihm in vielen Punkten nicht so gut steht. Die für seine Verhältnisse knapp gehaltenen 51 Minuten der Platte ziehen sich in der subjektiven Wahrnehmung ordentlich und auch Trippies Gefühl für atmosphärischen Durchzugs-Traprap ist diesmal irgendwie verloren gegangen. Eine Vollkatastrophe ist die LP deshalb nicht, sie gehört aber definitiv zu seinen schlechteren Sachen. 

🔴🔴🔴🟠🟠⚫⚫⚫⚫ 05/11




The Hives - The Death of Randy FitzsimmonsTHE HIVES
the Death of Randy Fitzsimmons
Die-Ai-Wei

Ich bin definitiv zu jung, um beim zweiten Comeback der Hives wirklich zur Kernzielgruppe zu gehören und halte die Schweden inzwischen schon irgendwie für ein gut gealtertes, aber dennoch überflüssiges Relikt der Zwotausender, das Abseits der Schlammgruben der jährlichen Festivalsommer niemand mehr nötig hat. Ihr letztes Album vor mittlerweile elf Jahren hatte ich aber trotzdem noch mitgekriegt und fand es seinerzeit auch überraschend super. Und weil es schon damals mit der großen Comeback-Masche so gut klappte, hat die Band jetzt eben nochmal die doppelte Zeit bis zum Nachfolger gewartet. Wie schon Lex Hives 2012 verändert auch the Death of Randy Fitzsimmons nicht viel an der bewährten Party-Garagenrock-Formel der Schweden, was beim richtigen Songwiring ja auch auch durchaus funktionieren kann. Hier allerdings fehlt dieses meistens umfassend und viele Tracks bleiben bei eher billigen Riff-Ideen und abgegriffenen textlichen Wortwitz-Plattitüden. Das reicht immer noch für eine gewisse Restenergie, die Nachzügler*innen wie mich erkennen lässt, woher tolle Bands von später wie Graveyard oder Spidergawd einige ihrer besten Ideen hatten, zur Legacy der Hives selbst fügt es aber quasi nichts hinzu. 

🔴🔴🔴🟠🟠🟠⚫⚫⚫⚫ 06/11