Mittwoch, 27. Juli 2022

Ein Haken auf der Liste

LAURA VEIRS
Found Light
Raven Marching Band | Bella Union
2022

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
[ indiefolkig | niedlich | feingeistig ]

Es ist witzig, wie es gerade über die letzten paar Jahre irgendwie doch noch passiert, dass ich mich mit den Karrieren und Outputs zahlreicher rennomierter Indiekünstler*innen aus den Neunzigern und Zwotausendern auseinandersetze, dir mir am Anfang meiner (wenn man das so nenen will) Laufbahn wie mysteriöse Nerd-Folklore vorkamen, für die ich weder aureichendes Vorwissen noch Interesse hatte. Leute wie Andrew Bird, Of Montreal, Sleater-Kinney, Liz Phair oder erst letztens Regina Spektor, über die ich in den letzten zwei bis drei Jahren durchweg Besprechungen verfasst habe. Und obwohl Laura Veirs sowohl eine Songwriterin ist, die ich schon seit einigen Jahren immer mal wieder periphär wahrgenommen habe und sie selbst in der Welt besagter Noughties-Nerds keine allzu große Nummer ist, gehört sie für mich auch definitiv zum Kreis dieser Acts. Was die Besprechung ihres neuesten Albums Found Light, ihres mittlerweile zwölften, zu einem etwas unverhofften macht. Denn mich nach so langer Zeit der relativen Ignoranz nun doch noch so umfassend für ihren Output zu interessieren, hatte ich - ähnlich wie bei den anderen soeben aufzählten Künstler*innen - eigentlich nicht mehr erwartet. Zumal das hier vorliegende Material in keinster Weise irgendetwas neues und besonderes für diese Frau ist. Der soft-melancholische Indiefolk der Sängerin aus Portland (duh!), der nie ohne eine inzwischen sehr erwachsen und ausgereift klingende Quirkyness auskommt, ist theoretisch ein alter Zopf, sowohl was den Output von Veirs bis hierhin angeht als auch den der tausend anderen Noughties-Indiefolk-Acts wie St. Vincent, Cat Power oder Joanna Newsom, mit denen man sie hier vergleichen kann. Und wenn es darum geht, warum Found Light trotzdem so gut ist, steckt der Teufel wie immer in solchen Fällen im Detail. Genauergesagt in der Art, wie hier einzelne Zeilen eingesungen sind oder wie die Produktion diverse Kleinigkeiten von Veirs' Performance herauskitzelt. Wie zaghaft die Instrumente dabei abgemischt sind, wie gut die sehr freiförmigen und doch bestimmten Lyrics oft dazu passen und letztendlich sogar Kleinigkeiten wie welche Saiten hier auf die welche Gitarre aufgezogen wurden. Und obwohl man dem Album bei alledem durchaus manchmal vorwerfen muss, ein bisschen zu loungig, soft und muttimäßig zu sein, ist das wie auch bei Regina Spektor zuletzt in meinen Augen eine Attitüde, die Veirs sich inzwischen redlich verdient hat. Noch dazu deshalb, weil die Aufbereitung sowie das Songwriting so gut gemacht sind, dass es mir auch relativ leicht fällt, das nicht als Bug, sondern als Feature zu verstehen. Und letztendlich sind es ja immer wieder solche Platten, die mir mehr und mehr dabei helfen, mein schlechtes Verhältnis zu dieser Sorte Indiefolk nach und nach aufzulösen und bei denen ich froh bin, wenn ich mich besser spät als nie damit anfreunden kann, was darauf passiert. Wobei ich hoffe, diese LP auch langfristig nicht nur als Haken auf der Liste der Acts zu sehen, die ich jetzt auch cool finde, sondern als ein eigenständiges Kunstwerk mit Charakter, das es ja definitiv ist.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡 08/11


Persönliche Höhepunkte
Autumn Song | Ring Song | Seaside Haiku | My Lantern | Signal | New Arms | Sword Song | Time Will Show You | T & O | Komorebi | Winter Willows

Nicht mein Fall
-

Hat was von
Laura Marling
Semper Femina

Cat Power
Moon Pix


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