Montag, 11. Juli 2022

Good for Now

Damien Jurado - Reggae Film Star
DAMIEN JURADO
Reggae Film Star
Maraqopa
2022

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
[ rudimentär | lyrisch | melancholisch ]

Dass Damien Jurado in den Jahren nach Abschluss seiner Maraqopa-Trilogie wieder ein deutlich aktiverer Musiker geworden ist, der Stand jetzt seit 2018 in jeder Saison mindestens einen neuen Longplayer veröffentlicht hat, war bisher nicht in jedem Moment dieser Phase eine positive Entwicklung. Denn dass zuletzt mehr Material des Songwriters aus Seattle erschien, hieß ja leider nicht automatisch, dass dieses auch entsprechend hochwertig war. Gerade in Verbindung mit dem kleinen kommerziellen Aufschwung, den Jurados Musik währenddessen mal kurz erfuhr, sorgte das in vielen Momenten für sehr durchwachsene Platten wie What's New, Tomboy?, In the Shape of A Storm oder zuletzt the Monster That Hated Pennsylvania, die im besten Fall ziemlich ereignislos und im schlimmsten effektiv peinlich waren. Und ein bisschen kam ob dieser letzten Ergebnisse bei mir auch die Frage auf, wie viel Aufmerksamkeit ich seinem Output von hier ab überhaupt noch widmen wollte. Eine Frage, die auch mit diesem neuesten Album von ihm nicht endgültig beantwortet werden kann. Denn obwohl ich der Ansicht bin, dass er mit Reggae Film Star seine beste Arbeit seit inzwischen gut vier Jahren vorlegt, heißt das noch lange nicht, dass ein langfristiger Weg der Besserung hier in Sicht wäre. Viel eher glaube ich, dass die Platte auf kurze Sicht davon profitiert, dass Jurado es hier wieder einmal etwas traditioneller und ungeschönter angeht. Viele der Songs auf dieser LP sind in einer ähnlich rudimentären und halbakustischen Ästhetik gehalten wie seine letzten richtig guten Sachen Ende der Zwotausendzehner und sparen sich unnötigen Schnickschnack. Was prinzipiell ja echt cool ist und hier ein weiteres Mal zeigt, wie gut Jurado diese intimen Songwriter-Momente, die er schon in den Zwotausendern drauf hatte, nach wie vor kann. Auf der anderen Seite ist Reggae Film Star aber auch sehr selten ein besonders ausformuliertes und strukturiertes Album, das wirklich einem größeren Plan folgt. Zwar gibt es immer wieder kleine lyrische Zwischenbezüge innerhalb der LP und sich wiederholende Motive, die manchmal sogar ein paar filigrane Streicherparts einbeziehen, doch klingt das ganze letztlich doch eher wie ein Album, das keinen besonders hohen Produktionsaufwand brauchte und in seinen wesentlichen Bestandteilen nicht weit von rumpeligen Demos entfernt ist, die Jurado auf seiner Hotelcouch gemacht hat. Zumal Stücke wie Day of the Robot oder Taped in Front of A Live Studio Audience, in denen es tatsächlich mal einen größer angelegten Bandsound gibt, eher zu den schwächeren hier gehören. Meine letztliche Kritik ist also folgende: Obwohl Reggae Film Star als Momentaufnahme super funktioniert und in der zunehmend lahmenden Diskografie des Damien Jurado damit echt mal wieder ein Lichtblick ist, mache ich mir vor allem weiterhin Sorgen darum, dass er mehr und mehr zu einem Schnelligkeitsmusiker wird, der einen schnellen Release-Rhythmus einem ordentlich strukturierten Ergebnis vorzieht. Wobei ich aus Erfahrung weiß, dass ein fehlender Wille dazu nicht sein Problem ist und in meinen Augen die meisten seiner richtig guten Platten welche Waren, die in ihrem Aufbau ein bisschen komplexer und progressiver waren. Und das würde ich mir - zumindest mittelfristig - auch mal wieder wünschen. Es muss ja nicht gleich ein neues Maraqopa sein.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡 08/11


Persönliche Höhepunkte
Roger | Meeting Eddie Smith | What Happened to the Class of '65 | Location, Undisclosed (1980) | Ready for My Close Up

Nicht mein Fall
Taped in Front of A Live Studio Audience


Hat was von
J Mascis
Several Shades of Why

Andy Shauf
the Neon Skyline


1000kilosonar bei last.fm  

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