Freitag, 21. Januar 2022

Blasts From the Past

Fit for an Autopsy - Oh What the Future Holds
FIT FOR AN AUTOPSY
Oh What the Future Holds
Nuclear Blast
2022
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
[ deftig | aggro | technisch ]

Ich bin innerhalb dieses Formats ja eher selten in der Lage und habe ehrlich gesagt auch gar nicht die Absicht, in jede noch so kleine Nische des vielschichtigen Metal-Untergrunds einzusteigen und schaffe es höchstens mal punktuell, einzelne Phänomene daraus zu beleuchten und einzelne Highlights hervorzuheben, die auch eher willkürlich den Weg zu mir finden. Dass ich an dieser Stelle aber gerade meine erste richtige Besprechung zu einem Deathcore-Album schreibe, ist aber trotzdem ein bisschen kurios, denn obwohl ich Platten aus diesem Bereich auch nicht mehr wirklich so regelmäßig höre wie vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt, habe ich doch eine einigermaßen tiefgreifende Vergangenheit mit diesem Subgenre, die weit in meine Teenagerjahre zurückreicht und mir dabei zumindest nicht so peinlich ist, dass ich sie komplett verleugnen müsste. Was im Klartext vor allem heißt, dass ich ein gut gemachtes Deathcore-Projekt von der Sache her eigentlich schon zu schätzen weiß und es mich ein bisschen wundert, dass mir erst in Form dieses neuen Albums von Fit for An Autopsy auch mal ein solches begegnet. Noch dazu deshalb, weil die Briten vorher noch nie auf meinem Radar auftauchten und ich hier das erste Mal wirklich von ihnen höre. Andererseits bedeutet diese unverhoffte Fügung wenigstens, dass ich hier zumindest eine richtig gute Platte als Exempel für meine Deathcore-Vorlieben anführen kann, die mich auch mit einem großen Abstand zur aktuellen Szene sehr überzeugt hat. Wobei ich gleich zu Anfang sagen muss, dass sie vor allem deshalb so hinhaut, weil sie ganz bewusst nicht so melodisch auftafelt und große Hooks bauen will, sondern eher weil sie ordentlich drückt. Oh What the Future Holds ist sowohl in Sachen Songwriting als auch Produktion ein ziemlich gnadenlos ballerndes Album, das Bombast-technisch so gut wie alle Register zieht und sich dabei auch nicht zu schade ist, Klischees zu bedienen. Klöddernde Doppelfußpedale, runtergestimmte Gitarrenwände und affige Breakdowns sind hier mit hoher Schlagzahl vertreten und knüpfen in jeder Sekunde einen extrem dichten rhythmischen Teppich, der eine Menge Spaß macht und sich natürlich auch technisch nicht lumpen lässt. Und obwohl es dabei durchaus kleine Luftmomente wie das ätherische New Age-Intro des Titelsongs, die tribale Percussion in A Higher Level of Hate oder die komplette erste Strophe des Closers The Man That I Was Not gibt, sind das doch nie mehr als Details, die zwischendrin ein bisschen auflockern. Wobei es große klangliche Exkurse in den meisten Momenten auch nicht braucht, denn coole kompositorische Hakenschläge und Richtungswechsel hat Oh What the Future Holds auch so haufenweise und wenn es mal etwas melodischer sein soll, schaffen die Briten auf unkomplizierte Weise mit einem gniedeligen Gitarrensolo Abhilfe. Und wo das definitiv bedeutet, dass diese Platte für einige vielleicht zu technisch oder zu einseitig sein dürfte, freut es mich persönlich immens, dass einem guten lärmigen Konzept hier mal sehr viel Platz eingeräumt und dieses eben nicht ständig von melodischen Hooks oder pretenziösen Interludes unterbrochen wird. Zwar bin ich mir dabei auch sicher, dass so eine LP an sich keine Entdeckung ist und es in der Welt des Deathcore viele andere Gruppen gibt, die diese Spielart des Genres ähnlich gut spielen, für mich als Wiedereinsteiger ist das hier aber schon irgendwie eine angenehme Überraschung, die mich neugierig auf mehr macht. Auch wenn das jetzt nicht heißt, dass es von nun an jede Woche eine neue Deathcore-Besprechung gibt. Nur dass ich vielleicht mal wieder öfter in diese Richtung schauen sollte.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡🟡 09/11

Persönliche Höhepunkte
Oh What the Future Holds | Pandora | Far From Heaven | In Shadows | Two Towers | A Higher Level of Hate | Collateral Damage | Savages | Conditional Healing | the Man That I Was Not

Nicht mein Fall
-


Hat was von
Heaven Shall Burn
Veto

Placenta
Replace Your Face


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