Donnerstag, 6. Januar 2022

2022 in Hörweite : Worauf ich mich in der neuen Saison freue


 

Als ich am vierten Januar des Jahres 2012 das erste Mal einen Artikel verfasste, in dem ich im Internet über Musik schrieb, ging es vor allem erstmal darum, mir selbst sowie allen potenziellen Leser*innen einen Eindruck von dem zu vermitteln, was ich hier eigentlich machen wollte. Gleichzeitig war es damals aber auch der Beginn einer neuen - meiner ersten - Saison als Musikformat und ich äußerte mich darüber hinaus nicht zu knapp über ein paar Hoffnungen und Wünsche, die ich für das kommende Jahr hatte und die ich, soweit ich mich erinnern kann, vor allem bezogen auf neue Platten von Tame Impala, the xx und Vampire Weekend hegte. Doch obwohl diese Art von Hellseherei vor zehn Jahren eher noch ein kleiner Diskurs war und ich ja eigentlich noch keine Ahnung hatte, was ich hier eigentlich tun wollte, ist mir die Vorschau ins neue Jahr in der Zeit seitdem doch ein mindestens genauso wichtiges Ritual geworden wie die Liste der besten Songs und Alben am Ende des selbigen. Weshalb ich zu Beginn von 2022 natürlich auch nicht darauf verzichten möchte, diese wieder zu verfassen. Wie immer gibt es dabei drei größere Parts, in denen ich jeweils Releases mit festen Daten, grob anberaumte Releases und meine persönliche Wunschliste abarbeite, wobei es wie immer vor allem darum gehen soll, was mich dabei interessiert. Sollte hier also eine Platte nicht auftauchen, auf die ihr selbst sehnsüchtig wartet, dann habe ich davon bis jetzt entweder nichts mitbekommen oder mir ist sie einfach nicht so wichtig wie euch. Wobei die primäre Lektion, die ich jedes Jahr aus diesen Posts ziehe ja diejenige ist, dass sowieso immer alles anders kommt und die Welt der Popmusik zum Glück immer wieder überraschend sein kann. Das war 2012 so und ist es hoffentlich auch in dieser Saison. Weshalb ich vor allem wieder auf ein schönes Musikjahr hoffe und letztlich einfach schaue, was passiert. Wobei mich die folgenden Acts und Platten doch besonders interessieren:


Teil 1 : 15 Platten mit bereits bekanntem Releasetag, auf die ich mich dieses Jahr besonders freue


JANUAR


07.01.
THE WEEKND
Dawn FM
Sicher, für After Hours hatte ich vor zwei Jahren nicht das gleiche Level an Hype wie viele Andere und noch immer finde ich ehrlich gesagt, dass es nicht unbedingt die beste Platte von Abel Tesfaye ist. Viele der Singles erwiesen sich seitdem allerdings nicht nur als Hits mit mächtiger Standing Power, sie machten the Weeknd spätestens jetzt auch zu einer der größten Popstar-Marken überhaupt und auf ein neues Album von ihm nicht zumindest ein bisschen gespannt zu sein, wäre ganz einfach ignorant. Wobei mich Dawn FM auch nicht nur deshalb interessiert, weil hier einer der ganz großen die erste Release-Woche von 2022 einläutet, sondern auch weil wir es hier mit einem der aufregendsten Mainstream-Künstler der letzten zehn Jahre zu tun haben, von dem ich sicher bin, dass er auch hier wieder abliefern wird.


07.01.
OG KEEMO
Mann beisst Hund
Dass OG Keemo schon lange einer der besten und wichtigsten Rapper im deutschsprachigen Raum ist, habe ich zu lange ignoriert und es gibt an dieser Stelle auch nur weniges, was ich zu meiner Verteidigung sagen könnte, außer dass ich inzwischen definitiv geläutert bin. Schon seit vor wenigen Monaten die Teaser zu Mann beisst Hund erschienen, bin ich extrem gespannt auf das Gesamtergebnis und hoffe auf nicht weniger als einen Donnerschlag direkt zu Anfang der neuen Saison. 


14.01.
WIEGEDOOD
There's Always Blood at the End of the Road
Nach dem beneidenswert runden Abschluss der De Doden Hebben Het Goed-Trilogie 2019 und dem ebenfalls sehr soliden Livealbum ein Jahr später wäre ich eigentlich auch dann zufrieden gewesen, wenn Wiegedood jetzt das Handtuch geworfen hätten und mit einer der besten Metal-Diskografien der letzten Dekade in den Sonnenuntergang geritten wären. Dass sie trotzdem weitermachen, freut mich aber natürlich ungemein und selbst wenn ich skeptisch über ein viertes Album der Belgier wäre, neugierig bin ich so oder so. Wobei meine Hoffnungen natürlich in die Richtung gehen, dass ihr genialer Streak hier weitergeht und wir von ihnen den nächsten nihilistischen Kaskadendampfhammer bekommen.


14.01.
EARL SWEATSHIRT
Sick!
Ich bin weiß Gott nicht der größte Fan seines jüngsten Outputs und gerade seine die LP Some Rap Songs von 2018 ließ mich leider Gottes eher kalt, extrem spannend fand ich in letzter Zeit allerdings Earl Sweatshirts Arbeit auf den Platten vieler anderer Hiphop-Projekte wie Quelle Chris, Armand Hammer oder Billy Woods, denen ich definitiv einen sehr positiven Einfluss auf seine Musik andichten kann. Und dass ein neues Album des Ex-Odd-Future-Manns mit entsprechenden Einflüssen einiges leisten kann, davon bin ich grundsätzlich überzeugt. Aufregend dürfte Sick! also auf jeden Fall werden und vielleicht schafft es Earl ja sogar mal wieder, mich richtig zu überraschen.


28.01.
TOCOTRONIC
Nie wieder Krieg
Ein neues Album von Tocotronic ist für mich ja an und für sich schon ein Quell großer Vorfreude, doch gibt ein Release wie das von Nie wieder Krieg auch inhaltlich bereits viel Anlass für Spekulationen. Denn mit einem Titel wie diesem und Tracks wie Jugend ohne Gott gegen Faschismus und (eventuell) Hoffnung in der Pipeline ist die Ahnung eines primär politischen Konzeptprojekts der Hamburger keine allzu abwegige, die noch dazu sehr verheißungsvoll klingt. Und selbst wenn nicht: Die Singles waren bis hierhin alle fantastisch und die letzte schlechte Platte von Tocotronic ist lange her. Grund zu Freude gibt es also so oder so.

Weitere Releases im Januar:
the Wombats-Fix Yourself, Not the World (07.01.) +++ David Bowie-Toy (07.01.) +++ Cat Power-Covers (14.01.) +++ Bonobo-Fragments (14.01.) +++ Anna von Hausswolff-Live at Montreux Jazz Festival (14.01.) +++ Blood Red Shoes-Ghosts On Tape (14.01.) +++ Toundra-Hex (14.01.) +++ the Lumineers-Brightside (14.01.) +++ King Gizzard & the Lizard Wizard-Butterfly 3001 (21.01.) +++ Billy Talent-Crisis of Faith (21.01.) +++ Boris-W (21.01.) +++ Celeste-Assassine(s) (28.01.) +++ Pinegrove-11:11 (28.01.) +++ Alice Glass-Prey//IV (28.01.) +++ Let's Eat Grandma-Two Ribbons (28.01.) +++ Jethro Tull-the Zealot Gene (28.01.)



FEBRUAR

04.02.
BLACK COUNTRY, NEW ROAD
Ants From Up Here
Bei allem was ich 2021 über Black Country, New Road gemeckert habe halte ich sie ja weder für eine grundsätzlich uninteressante Band noch für eine, die nicht zu kreativem Wachstum fähig wäre. For the First Time war in meinen Augen einfach ein etwas pretenziöses Debüt, von dem ich allerdings glaube, dass die Briten ihre darauf formulierten künstlerischen Ansprüche auch umsetzen können, wenn sie das nur richtig angehen. Und ob sie das hinkriegen, sehen wir Anfang Februar.


04.02.
MITSKI
Laurel Hell
Ihren herzergreifenden Brutalpop macht Mitski Miyawaki ja schon sehr gut seitdem sie diesen vor gut einer Dekade erfunden hat, spätestens mit Laurel Hell habe ich aber das Gefühl, dass ihre Fanbase daran auch gewisse Ansprüche stellt, dass bitteschön mindestens das Niveau ihrer letzten Platte erfüllt wird und dass es wieder möglichst viele Songs gibt, die uns einfühlsam das eigene Elend illustrieren. Und obwohl die ersten beiden Singles dabei echt nicht schlecht waren, habe ich hier erstmals die Sorge, dass diese Erwartungshaltungen ein Problem sein könnten an dem sich das neue Album vielleicht genau daran verhebt. Gespannt darauf bin ich aber natürlich trotzdem und hoffe einfach, Mitski hat den linken Haken parat, mit dem sie alle wieder so verblüffen kann wie auf Be the Cowboy.


11.02.
ZEAL & ARDOR
Zeal & Ardor
Es hat ein bisschen gedauert, mit dem künstlerischen Konzept von Zeal & Ardor so richtig warm zu werden, doch bin auch ich mittlerweile fest davon überzeugt, dass dieser Musiker mit jedem seiner Projekte besser und interessanter wird. Spätestens mit seiner EP Wake of A Nation von 2020 erreichte er dabei einen Kipppunkt, an dem ich auf alles weitere extrem neugierig bin und auch einige Erwartungen daran hatte, was er wohl auf seinem nächsten Langformat präsentieren würde. Und dieses ist nun nicht nur offiziell angekündigt, sondern trägt auch den Namen des Künstlers selbst im Titel. Wenn alles glatt geht, kann das hier also ein definierendes Refernzwerk für den New Yorker werden.


11.02:
BIG THIEF
Dragon New Warm Mountain I Believe in You
Im Zuge des umfassenden Indiefolk-Verwöhnprogramms, das Adrianne Lenker uns die letzten Jahre über ziemlich kontinuierlich angedeihen ließ, war es mir irgenwann völlig entgangen, wie still es derweil um ihre Band Big Thief geworden war, die nach gleich zwei Alben in 2019 nun eine Weile lang Pause machen durfte. 2022 geht es für sie aber auch weiter, wobei ich ob der Erfahrungen der letzten Male natürlich jeden Grund habe, auf das beste zu hoffen.


25.02.
CASPER
Alles war schön und nichts tat weh
Reden wir an dieser Stelle mal nicht über das Monument der Mittelmäßigkeit, das Lang lebe der Tod war und schauen stattdessen in die Zukunft von Casper, die tatsächlich wieder einige Hoffnung macht. Denn wer die Albumzyklen des Benjamin Griffey kennt und weiß, dass diese künstlerisch immer neues probieren und selten zurückschauen, kann sich hier wahrscheinlich wieder auf ein echtes Feuerwerk freuen: Lyrisch gesehen sind die drei bisher erschienenen Singles der neuen LP vielleicht die reichhaltigsten seit XOXO, musikalisch findet man die von Casper gewohnte Opulenz vor und einige richtig coole Features gab es darauf obendrein. Jetzt müssen nur noch die Deep Cuts stimmen und dann haben wir vielleicht endlich mal wieder ein richtig gutes Album von diesem Typen bewundern.


Weitere Releases im Februar:
KoRn-Requiem (04.02.) +++ Rolo Tomassi-Where Myth Becomes Memory (04.02.) +++ Alt-J-the Dream (11.02.)+++ Eddie Vedder-Earthling (11.02.) +++ Spoon-Lucifer On the Sofa (11.02.) +++ Voivod-Synchro Anarchy (11.02.) +++ Cult of Luna-the Long Road North (11.02.) +++ Beach House-Once Twice Melody (18.02.) +++ Metronomy-Small World (18.02.) +++ White Lies-As I Try Not to Fall Apart (18.02.) +++ Melt Yourself Down-Pray For Me I Don't Fit In (18.02.) +++ Spiritualized-Everything Was Beautiful (25.02.) +++ Brandon Boyd-Echoes & Cocoons (28.02.)


MÄRZ

18.03.
MIDLAKE
For the Sake of Bethel Woods
Als Midlake 2013 ihr bis dato letztes Album Antiphon veröffentlichten, erwischten sie mich nochmal so richtig und dass danach fast zehn Jahre nichts von ihnen erschien, tat meinem Wunsch nach neuem Material tatsächlich nur wenig Abbruch. Mit For the Sake of Bethel Woods gibt es das jetzt zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit und auch wenn das Comeback einer derart nischigen Indieband sicher keine Weltsensation wird, bin ich persönlich doch ziemlich gespannt auf das Ergebnis.
 
 
25.03.
PLACEBO
Never Let Me Go
Ähnliches Szenario bei Placebo, deren letzte richtige LP ebenfalls schon neun Jahre zurückliegt und deren Comeback dieses Jahr sicherlich die wenigsten ernsthaft interessieren wird. In meinem speziellen Fall reden wir hier aber über eine der prägendsten Bands meiner Teenagerzeit, deren letzte Platte Loud Like Love noch dazu überraschend solide war. Die Vorfreude meinerseits ist also ein bisschen von Treuegefühl geprägt, ein gutes Ergebnis würde mich deswegen aber umso mehr begeistern.


25.03.
BILDERBUCH
Gelb ist das Feld
Spätestens mit ihrer letzten Platte Vernissage My Heart von 2019 haben Bilderbuch erfolgreich den Übergang von der überkandidelten Chartsensation zur kredibilen Experimentalpopband vollzogen und so wie die Vorboten zu Gelb ist das Feld aussehen, werden sie diesen Zustand so schnell auch nicht loslassen. Mir ist das ganz recht so, denn nicht nur mag ich die etwas introvertierte und kunstige Version der Österreicher ganz gerne, Nahuel Huapi war letztes Jahr auch eine ziemlich coole Leadsingle, die Hoffnung auf mehr macht.


Weitere Releases im März:
Beirut-Artifacts (04.03.) +++ Nilüfer Yanya-Painless (04.03.) +++ Crowbar-Zero and Below (04.03.) +++ Get Well Soon-Amen (25.03.) +++ Animals as Leaders-Parrhesia (25.03.)


FRÜHJAHR / SOMMER

08.04. / 22.07.
JACK WHITE
Fear of the Dawn / Entering Heaven Alive
Gleich zwei neue Platten soll es dieses Jahr von Jack White geben, über die zwar insgesamt noch recht wenig bekannt ist, von denen ich mir aber zumindest einiges verspreche. Denn schaut man sich die entfesselte kreative Energie seines letzten Albums Boarding House Reach an, scheint es tatsächlich nicht unrealistisch, dass der Willy Wonka des Rock'n'Roll in der Zwischenzeit genug starkes Material geschrieben hat, um mehr als einen Longplayer damit zu füllen. Spätestens im Juli wissen wir, ob es geklappt hat.


24.06.
PORCUPINE TREE
Closure / Continuation
Das letzte Album in diesem Teil des Artikels ist vielleicht auch das spektakulärste, denn nicht nur ist es bereits jetzt offiziell angekündigt, es beendet auch die inzwischen seit 13 Jahren andauernde Stille um die britischen Progrock-Legenden Porcupine Tree, die laut eigener Aussage schon an Closure / Continuation tüftelten, als ihre letzte Platte the Incident von 2009 noch backwarm in den Regalen stand. Für die Welt des Progrock ist das sicherlich eine ziemliche Sensation und mindestens das Comeback des Jahres, ich persönlich betrachte diese Ankündigung jedoch nicht ohne eine gewisse Skepsis, die mir bei einer Beteiligung von Masturbator und Dauerkniesel Steven Wilson auch nur angebracht erscheint. Aufgeregt bin ich trotzdem.


Weitere Releases im Frühjahr und Sommer:
Archive-Call to Arms & Angels (08.04.) +++ Bloc Party-Alpha Games (29.04.) +++ Liam Gallagher-C'mon You Know (27.05.)



Teil 2 : Platten ohne festes Datum, die mit ziemlicher Sicherheit erscheinen

Mit fest angekündigten Releasedaten, die teilweise schon bis Ende Juli reichen und einer nach wie vor stattfindenden Pandemie, die immer wieder für die Verschiebung selbiger sorgt, ergibt sich auch 2022 das Bild einer leicht unübersichtlichen Grauzone, in der nicht alles, was zu Anfang des Jahres versprochen wurde, auch in dieser Form tatsächlich veröffentlicht wird. Gerade was Platten aus dem ersten Teil angeht, die für Frühjahr und Sommer geplant sind, möchte ich an dieser Stelle deutlich zu bedenken geben, dass wahrscheinlich einiges davon mit großer Verzögerung erscheinen wird und unter Umständen sogar wieder im Bereich der Mutmaßungen verschwindet. Solche Phänomene haben wir die letzten Jahre über viele erlebt, folglich werden diese auch in den nächsten Monaten nicht plötzlich aufhören. Die offizielle Ankündigung eines Releasetags heißt 2022 leider schon lange nicht mehr zwingend, dass besagtes auch wirklich verbindlich ist und gerade in Verbindung mit Corona ist dieser Trend zur verschwommenen Deadline kein ungewöhnlicher mehr. Ganz unverbindlich kündigen diese Saison aber auch ein paar echte Schwergewichte neues Material an, die man deshalb definitiv nicht ignorieren sollte. Die mit Abstand größte Resonanz erzeugten dabei Ende 2021 mit Sicherheit 100 Gecs, die wohl irgendwann während der nächsten paar Monate einen Nachfolger zu ihrem berüchtigten Debüt von 2019 auf den Markt bringen werden, von dem auch schon PR-Material erschien. Wobei die Erwartungen nach dem, was besagter Vorgänger vor drei Jahren mit der Musik- und Internetwelt anstellte, naürlich einigermaßen astronomisch sind - auch bei mir. Etwas weniger euphorisch, dafür mit umso mehr toxischem Gossip-Blabla wurde jüngst Nachrichten von Grimes aufgenommen, denen zufolge sie an einer LP namens Book 1 arbeitet, welche höchstwahrscheinlich auch mehr von jenem bristanten Content über ihre Trennung von Milliardär und Profi-Edgelord Elon Musk enthält, die schon die Single Player of Games von vor ein paar Wochen teaserte. Ich persönlich mache mir dabei ein bisschen Sorgen, dass eine solche Platte mehr Twitter-Spektakel werden könnte als musikalisches Statement, neugierig bin ich trotzdem. Weniger kontrovers aber hoffentlich genauso girlbossy: Neue Musik von Rosalía. Zu einer LP namens Motomami erschien im Herbst schon die gleichnamige Leadsingle, die eine Tendenz zu Industrial und Hyperpop erkennen lässt, die definitiv nicht unspannend ist. Ahnbarer geht es im Bereich Rap zu, in dem unter anderem ein neues Album von Kid Cudi in den Startlöchern steht, genauso wie Material von Freddie Gibbs, Future und Big K.R.I.T., von dem ich durchweg gutes erwarte, allerdings auch nichts weltbewegendes. Weniger erfreulich ist für mich indes die Aussicht auf eine neue Platte von Logic, die nach dessen "Comeback" vom letzten Jahr aber auch zu erwarten war und die vermutlich vor allem wieder jede Menge Spott über sich ergehen lassen muss. Die letzte relevante Nennung meinerseits sind an dieser Stelle allerings die Russian Circles, von denen ich zwar auch schon länger kein wirklich bemerkenswertes Album mehr gehört habe, allerdings auch selten ein schlechtes und die zumindest immer für ein paar solide Postrock-Jams zu haben sind. Womit ich an dieser Stelle die Übersicht über Releases beschließe, die sich weniger im Bereich der Gerüchteküche befinden und die von den jeweiligen Künstler*innen zumindest einigermaßen bestätigt sind und mit denen man tatsächlich rechnen kann. Richtig interessant ist wie jedes Jahr aber die Kategorie der reinen Spekulation, in der ich wie immer vor allem meinen persönlichen Wunschzettel an neuen Platten abarbeiten möchte, die ich in der kommenden Saison gerne hören würde. Mit der Hoffnung, vielleicht den einen oder anderen Act davon abzuhaken oder zumindest in den Bereich der relativen Verbindlichkeit zu übertragen. Ein paar davon sind aber auch noch aus dem letzten Jahr dabei...



Teil 3 : Wunschzettel

Schon letztes Jahr war der drängendste Wunsch, die ich in dieser Kategorie äußerte der nach einem neuen Cardi B-Album, von dem zum jetzigen Zeitpunkt noch immer keinerlei Spuren zu erahnen sind. Was mit jedem Jahr paradoxer wird, denn würde sonst jemand mit ihrem Standing drei Jahre ohne neue LP nach einem Debüt (!) ins Land ziehen lassen, wäre diese Person zumindest Hype-technisch schon längst weg von Fenster. Bei Cardi jedoch fühlt sich die Abwesenheit vom Albummarkt inzwischen immer mehr an wie ein kolossaler Bossmove, der immer mehr beweist, dass sie auch ohne neuen Longplayer eine extrem relevante Künstlerin bleibt, der zum Zeitpunkt eines neuen Releases eh schon alle den Ring küssen werden, weil sie eben die geilste ist. Selbst wenn es bis dahin noch fünf Jahre dauern sollte. +++ Es ist ziemlich kurios mit anzusehen wie in den letzten fünf Jahren zwei der größten Popstars unserer Zeit ihren Status als solche erhalten konnten, ohne wirklich neue Musik in Form eines klassischen Longplayers zu veröffentlichen. Die Rede ist dabei natürlich von Beyoncé und Rihanna, die anscheinend beide ihre mittelfristigen Berufungen woanders gefunden haben. Wo die eine sich 2019 zumindest noch einen Soundtrack und eine Live-LP aus dem Kreuz leierte und dabei immer mehr auch zur Videokünstlerin wurde, investiert die andere fast ihre gesamte Energie ins eigene Modelabel und entpuppt sich dabei ebenfalls als kreatives Multitalent. Und das ist prinzipiell ja auch voll okay und zeigt, wie diese zwei Künstlerinnen nach Jahren der Business-Plackerei die Früchte ihres Erfolgs ernten. Trotzdem wäre ich 2022 definitiv nicht unglücklich über neues Material von ihnen, denn die letzten "richtigen" Alben der zwei stammen jeweils von 2016, was gefühlt Jahrhunderte her ist. +++ Wo wir gerade dabei sind: Auch die letzte Platte von Nicki Minaj hat bald vier Jahre auf dem Buckel und verdient definitiv einen Nachfolger, der sich gewaschen hat. +++ Schon seit einiger Zeit verfolge ich mit zunehmendem Interesse den Output des Berliner Rappers Pashanim, der bisher vor allem im Form einzelner viraler Singles stattfand und von dem ich sicher nicht sagen muss, dass er momentan einer der ganz großen Hingucker im Deutschrap-Zirkus ist. Und obwohl ich glaube, dass ein vollwertiges Album im klassischen Sinne nicht dem Businesskonzept dieses Typen entspricht, würde ich mich 2022 doch über ein etwas größeres Projekt von ihm freuen, das seine Marke weiter wachsen lässt. +++ 2017 veröffentlichten Alvvays mit Antisocialites nicht nur mein damaliges Album des Jahres, sondern auch ein weiteres quasi makelloses LP-Projekt, welches bis heute nicht mit einem Nachfolger bedacht wurde. Und obwohl ich es irgendwie gewöhnt bin und auch richtig finde, dass die Kanadier sich mit neuem Material Zeit lassen, wird meine Geduld diesbezüglich doch langsam arg strapaziert. Ähnliches gilt im übrigen auch für Timber Timbre, Arcade Fire und Joey Bada$$, deren letzte Platten dieses Jahr ebenfalls ihr fünfjähriges begehen. +++ Bereits einige Jahre ist es her, dass sowohl LCD Soundsystem als auch Slowdive mit jeweils einer sehr guten Platte ihr offizielles Comeback feierten, diese aber bisher nicht weiter verfolgten. Sollte es in den Fällen dieser beiden tatsächlich um mehr gehen als bloß um Nostalgie und ein kleines bisschen Hype, wäre 2022 vielleicht das letzte Jahr, in dem ein direkter Nachfolger nicht die Wirkung eines erneuten Comebacks hätte und die Rückkehr von vor fünf Jahren einigermaßen glaubwürdig erscheinen ließe. +++ Auch über den Wunsch nach neuen Platten von Wolf People, Benjamin Clementine und Meshuggah habe ich schon in der 2021er-Version dieses Artikels geschrieben, Neuigkeiten gab es bis hierhin diesbezüglich aber leider wenig. +++ Ein lausiges Mixtape sowie diverse Singles gibt es bisher in der Diskografie von Bhad Bhabie, die Mitte der letzten Dekade immerhin einen Deal beim Branchenriesen Atlantic Records landete, von dem man meinen sollte, dass er mindestens auch ein offizielles Debüt umfasst. Bisher lässt dieses aber weiterhin auf sich warten und so langsam muss ich mir dabei die Frage stellen, wie sehr das mit der Musik überhaupt ein langfristiges Vorhaben für die Rapperin war-slash-ist. +++ Ein Name, den ich trotz vieler Kontroversen und mittelmäßiger Platten in den vergangenen vier Jahren ein bisschen vermisst habe ist der von Macklemore, von dem ich irgendwie hoffe, dass er sich nicht einfach still und heimlich aus dem Musikbusiness zurückgezogen hat, die mit Thrift Shop verdiente Kohle zählt und die Frührente genießt, die Logic leider viel zu früh wieder abgebrochen hat. +++ Auch bei einer Janelle Monàe muss man sich dieser Tage fragen, zu wie vielen Teilen sie überhaupt noch Musikerin ist und ob sie neben ihrer Beschäftigung als Schauspielerin, Tänzerin und Rolemodel für kleine Mädchen überhaupt noch Zeit hat, über einen Nachfolger zu Dirty Computer nachzudenken. Schön wäre ein solcher aber auf jeden Fall, zumal wir nicht vergessen dürfen, dass Frau Monàe nach den Suites vier und fünf (die inzwischen fast eine Dekade alt sind) noch immer mindestens ein Album zur Vollendung ihrer Metropolis-Saga fehlt, über dessen Unterschlagung ich dann doch sehr unglücklich wäre. +++ Das Debüt von 070 Shake war 2020 eine meiner großen Neuentdeckungen und machte mich mächtig neugierig auf den weiteren Weg dieser Künstlerin, der bisher dann doch eher von Passivität geprägt wurde und das letzte Jahr erstmal mehr oder weniger aussetzte. Das ist an sich total okay und ein ordentliches Album zu gegebener Zeit ist mir lieber als ein überhasteter Schnellschuss, dennoch würde ich mich freuen, wenn 2022 etwas in diese Richtung passiert und es wieder so gut wird wie Modus Vivendi. +++ Schon seit ein oder zwei Jahren häuft sich Gemunkel über ein neues Album von the Cure, das immerhin das erste seit 4:13 Dream von 2008 wäre und hinsichtlich der wieder stark zunehmenden Tour-Aktivität der Band (zumindest wenn die Umstände das ermöglichen) und zahlreichen Feature-Auftritten der Mitglieder in den vergangenen Monaten auch gar nicht mal so abwegig erscheint. Wäre dem so, könnte das nicht nur für mich eine kleine Sensation sein und wäre auf jeden Fall ein massives Comeback mit mächtig Hype-Faktor. +++ Womit wir bei der Sorte Spekulationen wären, die jedes Jahr aufs neue wieder durch den Äther kreisen und bei denen ich ehrlich gesagt immer wieder skeptisch bin, ob sie in nächster Zeit auch nur im entferntesten Wirklichkeit werden. Ganz bewusst habe ich mir dabei auch Mutmaßungen über Kendrick Lamar und Travis Scott bis zum Schluss aufgespart, da bei diesen beiden inzwischen eine Gerüchteküche das Narrativ gewinnt, die mich eigentlich nur noch nervt. Klar würde ich mich dabei freuen, wenn von irgendeinem dieser zwei 2022 neue Musik erscheint, Vermutungen über das wie, wann und ob lasse ich inzwischen aber ganz bewusst sein. Gerade im Fall von Scott spielt aktuell noch der relativ frische Skandal des letzten Astroworld-Festivals eine entscheidene Rolle, der ein Album von ihm in den nächsten Wochen eher wie eine schlechte Entscheidung aussehen lassen würde und dass Kendrick vermutlich mit einem fertigen Produkt in der Tasche die Pandemie aussitzt, ist inzwischen ja fast schon bestätigt. Größere Hoffnungen habe ich da fast schon für ein Comeback von Lauryn Hill, die 2021 tatsächlich wieder auf einigen Songs als Gast auftauchte, vor kurzem sogar eine eigene Single droppte und dabei vor allem eine gewisse Energie versprühte, die es bei ihr in dieser Form lange nicht gab. Ein Longplayer wäre 2022 dabei zwar noch ein bisschen viel verlangt, zumindest eine weitere Single oder ähnliches könnte aber durchaus drin sein. +++ Und damit zum traditionellen Abschluss der alljährlichen Saisonprophezeihung: Auch dieses Jahr wird es wahrscheinlich kein neues Album von System of A Down geben. Wäre ja auch zu schön.



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