Sonntag, 30. Januar 2022

Die Mischung machts

King Gizzard & The Lizard Wizard - Butterfly 3001
KING GIZZARD & THE LIZARD WIZARD
Butterfly 3001
Die-Ai-Wei
2022

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
[ vielschichtig | waghalsig | redefiniert ]

Ich hatte mir diesmal ja eigentlich geschworen, mich bei King Gizzard nicht gleich wieder an das nächstbeste Release ranzuschmeißen und mich irgendwelchen falschen Hoffnungen hinzugeben, nachdem die letzte Saison für meine Beziehung zu der Band eine doch nicht mehr ganz so überschaubare Krise bedeutete. Und gerade ihr letztes Album Butterfly 3000 war in selbiger eigentlich der der finale Tropfen, der das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen brachte und bei mir den Wunsch aufkommen ließ, jetzt mindestens zwei Jahre keine neue Musik der Australier mehr hören zu müssen. Doch bin ich gut sechs Monate später nicht nur erneut bereit, mich einer ihrer Platten zu stellen, selbige ist zudem auch noch ein Remixalbum des Materials auf jenem so verhassten Vorgänger und mit einer Stunde und 54 Minuten Spielzeit zudem schon wieder ein völlig unnötiger Overkill. Warum ich mir das ganze trotzdem gebe? Weil King Gizzard es am Ende eben doch geschafft haben, sich hier nochmal was völlig neues einfallen zu lassen und ein bisschen auch wieder deshalb, weil eine solche Unternehmung bei ihnen in gewohnter Weise mit zwanzig Extrawürsten daherkommt. Bedeutet in diesem Fall: Das erste Remixalbum in der Karriere der Band ist nicht nur sehr lang und ausführlich, es lässt sich in vielen Punkten auch was besonderes einfallen. Wobei allein die Liste der teilnehmenden Mix-Künstler*innen einen Großteil des Appeals ausmachen dürfte, die sich hier die Klinke in die Hand geben: DJ Shadow, the Scientist, Yu Su, DāM-FunK, die Flaming Lips und die Peaking Lights sind auf dieser LP unter anderem mit am Start und schon anhand dieser Namen lassen sich hier auch Schlüsse über die stilistische Vielschichitigkeit eines solchen Albums ziehen. Nimmt man dann noch dazu, dass die technischen Ansätze der Platte ebenfalls sehr unterschiedlich sind und von simplen Neubearbeitungen über Dubs und rein instrumentalen Remixes bishin zu dem reichen, was auch immer die Flaming Lips mit Ya Love anstellen, bekommt man schon wieder sehr gut mit, wie viel Liebe zum Detail die Australier in so ein Projekt stecken. Und obwohl auch Butterfly 3001 dabei nicht unbedingt von den typischen Problemen solcher Platten wie inkohärentem Flow oder großen Schwankungen in der Qualität einzelner Tracks befreit ist, kann man doch zumindest sagen, dass keines der 21 Stücke auf dieser LP langweilig wäre. Beziehungsweise bin ich von so gut wie jeder der Versionen auf dieser Platte wesentlich mehr überzeugt als von den Originalen auf Butterfly 3000. Und als generelle Faustregel kann man durchaus sagen, dass ich einen Song hier proportional zur Entfremdung von seiner ursprünglichen Struktur besser finde. Gerade viele der Tracks im Schlussteil mit Spielzeiten von zehn und mehr Minuten funktionieren auf angenehme Weise quasi unabhängig von ihren eigentlichen Ausgangspunkten und auch wenn Deaton Chris Anthony Shanghai in ein verballertes Drum & Bass-Monster verwandelt, Ya Love bei Héctor Oaks zum bratzigen Clubstampfer wird, Interior People durch die Bearbeitung von Confidence Man nach den Chemical Brothers der späten Neunziger klingt oder Yu Su Dreams in eine ambiente Traumreise verwandelt, ist das ganz einfach eine schöne neue Perspektive. Wobei die Songs des Originals nicht zuletzt auch sehr davon profitieren, dass sie in vielen Fällen nochmal wesentlich tighter produziert und gemastert sind, was ja auf Butterfly 3000 auch eine der wesentlichen Schwächen war. Obwohl das hier also bei weitem keine Rehabilitation für King Gizzard & the Lizard Wizard ist und ich auf ihr kommendes reguläres Studioalbum Made in Timeland nach wie vor mit berechtigter Skepsis blicke, ist Butterfly 3001 doch ein auf spannende Weise aufgeschlagenes neues Kapitel, das ich von den Australiern so noch nicht gehört habe. Und einen Trend scheint es für meine Beziehung zu der Band in den frühen Zwotausendzwanzigern zu zementieren: Am besten sind sie gerade abseits ihres offiziellen Kanons. Keine Ahnung ob das was zu bedeuten hat.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡⚫⚫⚫⚫ 07/11

Persönliche Höhepunkte
Blue Morpho (Donato Dozzy Remix) | Blue Morpho (VRIL Remix) | Blue Morpho (Ciel's Fluttering Dub) | Ya Love (Flaming Lips’ Fascinating Haircut Re-Do) | Ya Love (Geneva Jacuzzi Remix) | Ya Love (Héctor Oaks playing w/ Fire Mix) | 2.02 Killer Year (Bullant’s Fuck Mike Love Remix) | Neu Butterfly 3000 Remix - Peaches | Interior People Confidence Man Remix

Nicht mein Fall
Black Hot Soup (DJ Shadow “My Own Reality” Re-Write) | Catching Smoke DāM-FunK Instrumental Re-Freak | Yours (Fred P Journey Mix) | Butterfly 3000 (Terry Tracksuit Remix) | Catching Smoke (4am Wack Rmx by Hieroglyphic Being)


Hat was von
Gorillaz
G Sides

Tame Impala
Lonerism B-Sides & Remixes


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