Freitag, 18. Juni 2021

Gar kein Bock

King Gizzard and the Lizard Wizard - Butterfly 3000KING GIZZARD & THE LIZARD WIZARD
Butterfly 3000
KGLW
2021
 
 
 
 
 
 
 
 
 
[ synthetisch | leichtfüßig | quirky ] 

Nach allem, was ich in den letzten fünf Jahren mit dem Output von King Gizzard & the Lizard Wizard durchgemacht habe, finde ich es selbst ein bisschen erstaunlich, wie sehr ich sie noch immer für das liebe, was sie tun und mich immer noch auf neuen Output von ihnen freue. Es ist ja immerhin nicht so, dass es nicht bei jedem ihrer vielen Alben wieder ein Glücksspiel wäre, ob ein bestimmtes Konzept aufgeht oder nicht. Seit nunmehr einer halben Dekade sind sie inzwischen arg omnipräsent, schreiben teils grottenschlechte Texte und haben sich dabei bei aller Kreativität einen Kernsound angewöhnt, der mit der Zeit relativ starr und unflexibel geworden ist. Ich gebe ohne Umschweife zu, dass es gerade in den letzten zwei Jahren durchaus Momente gab, in denen ich von dieser Band ziemlich genervt war. In denen ich in keinster Weise den Tag herbeisehnte, in dem ich ihr neuestes Projekt veröffentlicht werden würde und in denen ich nie wieder die Stimme von Stu Mackenzie hören wollte. Andererseits gab es dazwischen aber auch immer Sachen wie Chunky Shrapnel oder ihre Teenage Gizzard-Compilation, die mich plötzlich wieder alles abfeiern ließen, was diese Band machte. Tatsächlich sorgten King Gizzard erst vor ein paar Monaten für einen der magischsten Musikmomente 2021, als sie ihr erstes Konzert nach dem Lockdown vor einer gefüllten Arena in Melbourne zelebrierten. Stand heute ist mein Verhältnis zu ihnen also ziemlich gespalten. Wobei ich ehrlicherweise sagen muss, dass ich vor ein paar Wochen schon wieder die Hände über dem Kopf zusammenschlug, als die Ankündigung dieser neuen LP online sah. Binnen eines Jahres ist Butterfly 3000 das inzwischen dritte Album der Australier, wobei ihre unzähligen Liveplatten aus der vergangenen Saison da noch gar nicht mitgerechnet sind. Ein Übersättigungsfaktor hatte sich für mich schon nach L.W. im Februar eingestellt, Energie für noch mehr hatte ich hier also schon gar nicht mehr. Und leider kann ich an dieser Stelle auch nicht sagen, dass dieser Overload hier durch musikalische Qualität ausgekontert wird. Im Gegenteil: Gemessen am Kanon der letzten fünf Jahre dürfte das hier zu den langweiligsten Auftritten von King Gizzard gehören. Wobei das nicht mal daran liegt, dass sie prinzipiell unkreativ wären oder keine neuen Sachen ausprobieren würden. Mit seiner umfangreichen Hinwendung zu Synthpop und elektronischen Elementen ist Butterfly 3000 sogar mal wieder was komplett anderes und soll als stilistischer Exkurs funktionieren. Leider eben nur bedingt, weil die Australier auch hier nicht wirklich aus dem starren Korsetts ihrer kompositorischen Grundästhetik herauskommen und zudem einfach nicht ihre besten Songs schreiben. Wenn man es konkret sagen will, klingt dieses Album wie die letzten beiden von King Gizzard mit Keyboards, mit gelegentlichen Verweisen zu Little Dragon, Grimes, MGMT, Radiohead oder Tame Impala. In den besten Momenten wie 2.02 Killer Year oder Interior People kann man dabei die Potenziale erkennen, die diese Stilistik mit sich bringt, an den allermeisten Stellen hinkt aber einfach das Songwriting und die Performance hinterher. Ähnlich wie bei Infest the Rats Nest vor zwei Jahren habe ich das Gefühl, dass hier ein Stilbruch als Vorwand dafür genutzt wird, auf spannende Melodieverläufe und gescheite Dynamiken zu verzichten, weil man ja klanglich so viel anders macht. Was mich außerdem mit jedem Mal mehr nervt ist Stu Mackenzies Gesang, der hier aus seinem naiv-dämlichen Falsett gar nicht mehr herauskommt und ab einem bestimmten Punkt auch nicht mehr quirky, sondern nur noch eklig ist. Sicher, an vielen Stellen spricht hier auch die Übersättigung mit dem Material dieser Band aus mir, nicht selten könnte Butterfly 3000 aber auch das erste Gizzard-Album sein, das ich je gehört habe, es würde mich trotzdem nicht abholen. Was die Australier hier machen, ist effektiv nicht gut gemacht und viel zu formelhaft und unkreativ, um mich irgendwie zu beeindrucken. Und dass ich sowas mal über diese Gruppe sagen muss, macht es erst recht schräg. Im Sinne des Fan-Seins wäre ich also dafür, dieses Missgeschick möglichst schnell abzuhaken und weiterzuziehen. Wobei das in diesem Fall auch definitiv heißt: Kein neues Album vor Januar 2022. Falls doch, werde ich zu mehr als einem Troll-Artikel wohl nicht mehr imstande sein.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠⚫⚫⚫⚫ 06/11

Persönliche Höhepunkte
Blue Morpho | Interior People | Butterfly 3000

Nicht mein Fall
Dreams | Catching Smoke


Hat was von
MGMT
Congratulations
 
Little Dragon
Lover Chanting
 
 

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