Dienstag, 20. Februar 2018

Alle werden glücklich





















Schon bevor Little Dark Age letzte Woche überhaupt erschienen war, wirkte es ein bisschen so, als hätten MGMT bereits alles gewonnen. Es war so gut wie ausgemacht, dass ihre vierte LP das große Comeback werden würde, auf das die meisten Fans schon seit einer ganzen Weile warteten. Zehn Jahre nach dem inzwischen fast verhasst-legendären Debüt Oracular Spectacular war dieses Album die große Rückkehr zur Popmusik, die sich heimlich eigentlich alle gewünscht haben. Zwar ist mein persönliches Verhältnis zu ihrer Diskografie schon immer ein etwas anderes gewesen, so fand ich zum Beispiel das gefeierte Congratulations damals eher mittelprächtig und entwicklte dafür eine Schwäche für das flächendeckend gehasste selbstbetitelte Projekt von 2013. Trotzdem kann auch ich im großen und ganzen zustimmen, dass MGMT in den letzten Jahren sehr viel Talent an obskure und psychedelische Songs verschwendet haben, wo ihre eigentlichen Stärken doch in den teuflisch eingängigen Indiepop-Hits liegen, die aus gutem Grund in den letzten zehn Jahren auf jeder Party tabu waren (*hust* Kids *hust*). Das, was Little Dark Age in dieser Hinsicht so cool macht ist, dass diese Hits zwar wieder in großem Maße stattfinden, MGMT aber ihre Ambitionen, was Skurrilität angeht, trotzdem nicht zurückstecken müssen. Warum sie so lange gebraucht haben, um dieses perfekte Amalgam zu finden, ist auch mir schleierhaft, doch einmal gehört, wird einem erst so richtig bewusst, wie talentiert diese beiden Musiker eigentlich wirklich sind. Sicher, viele der Songs hier weisen sehr eindeutig auf Einflüsse wie Pink Floyd, Tame Impala oder Ariel Pink hin und besonders letzterer, der auch ein einigen Songs mitschrieb, hat fast überall seine Fingerabdrücke hinterlassen. Im Mittelpunkt steht jedoch nach wie vor das beherzte, unglaublich eingängige Songwriting der beiden Hauptakteure, die sich hier nach Herzenslust austoben. Der Titelsong ist ein Abstecher in Richtung New Wave und Synthpop, Days That Got Away spielt mit Dub, Shoegaze und Folk, When You're Small erinnert an die Heydays von Pink Floyd und der Closer Hand It Over schlägt Kevin Parker mit seinen eigenen Waffen. Das heißt, obwohl Little Dark Age insgesamt wieder schmissiger und direkter ist, gibt es nur an den wenigsten Stellen Rückbezüge auf die erste Version der Pop-MGMT aus den Zweitausendern, höchstens vielleicht in Me & Michael. Ein Back-to-the-Roots-Album ist das hier also keinesfalls. Viel eher schaffen es die New Yorker diesmal, ihre ganzen abgedroschenen Sperenzchen so zu verbauen, dass sie auch in catchy Songs gut funktionieren und man am Ende eben nicht ein nervtötendes Kids herausbekommt. Damit ist diese LP sicherlich auch das Moment, dass beide Fan-Lager dieser Band endlich miteinander versöhnt und sehr effizient alle Parteien glücklich macht. Sogar ich kann mich da mal der Populärmeinung anschließen, was im Fall von MGMT bis jetzt noch nie der Fall war. Und mit diesem Ergebnis im Blick würde ich mich durchaus zu der Aussage hinreißen lassen, dass es das bisher beste Projekt der beiden ist. Nicht nur ist es musikalisch unglaublich präsent und vielseitig, auch merkt man, dass es für die Musiker selbst ein unglaublicher Befreiungsschlag ist, der inzwischen fast zehn Jahre überfällig ist. Am Ende ist also auch die Band selbst der Gewinner hier. Und so viel Harmonie ist dann fast schon ein bisschen too much. Da wünscht man sich doch direkt die psychedelische Keule von 2013 zurück.






Persönliche Highlights: She Works Out Too Much / Little Dark Age / Me & Michael / Days That Got Away / When You're Small / Hand It Over

Nicht mein Fall: -

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