Donnerstag, 22. Februar 2018

Willkommene Veränderung




















Was zum Teufel ist eigentlich mit Deathwish Inc. passiert? Als ich vor sieben Jahren anfing, hier über Musik zu schreiben, war das von Jacob Bannon gegründete Metal-Outlet so ziemlich das coolste Label für Hardcore- und Metal-Produktionen, das man sich vorstellen konnte. Deafheaven veröffentlichten hier damals Sunbather, Touché Amoré Is Survived By, Self Defense Family Try Me und Modern Life is War Fever Hunting. Mehr oder weniger wichtige Alben, an die sich Fans seitdem sicherlich gerne erinnern. Allerdings scheinen sämtliche Bands, zumindest was die Veröffentlichung von Tonträgern angeht, seitdem irgendwie abgesprungen zu sein. Das ganze hat ehrlich gesagt relativ wenig mit dieser Besprechung zu tun, nur fällt es mir plötzlich auf und da auch Harm's Way aus Chicago zu diesen "Verrätern" gehören, wollte ich es mal ansprechen. Bei ihnen hatte ich mich beim letzten Album nämlich besonders gefreut, dass sie ausgerechnet auf diesem Label gelandet waren, passte es doch stilistisch perfekt zu ihnen. Als eine Band, die sich auf drei Longplayern nie so gänzlich entscheiden konnte, ob sie nun eher ein Hardcore- oder eine Metal-Ding waren und die dazu noch so viele Einflüsse von Bannons eigenem Projekt Converge aufnahmen, waren sie hier scheinbar perfekt aufgehoben. Rust war mit der knüppelharten Mische von Haus- und Hofproduzent Kurt Ballou unfassbar gut bedient und der rennomierte Deal gab den Underground-Helden auch in Sachen PR einen mächtigen Schub nach vorne. Angesichts der Tatsache, dass sie mit Posthuman nun ein noch besseres Album gemacht haben, scheint ihnen der Wechsel zu Metal Blade jedoch nicht schlecht getan zu haben. Nicht nur ist ihr Sound und ihr Songwriting hier noch drückender und aggressiver geworden, auch erlebt man hier eine Kreativität, die die Formation bisher selten an den Tag legte. Wo man auf den Vorgängern eine zwar gute, aber auch sehr gewöhnliche Core/Metal-Gruppe hörte, spielen hier Experimente eine wesentlich stärkere Rolle. Sicher, der Hauptfokus in den knappen 33 Minuten hier liegt nach wie vor auf knackigen Genickbrechern und auch hier ist eine Verbesserung sichtbar, doch interessant wird es in den Zwischentönen. Überall auf dem Album sind subtile Samples zu hören, teilweise sehr clever in die Songs eingewoben, die etwas Zerstreuung liefern und dass sich die Band fast ganz zum Schluss mit the Gift an einer Industrial-Nummer versucht, ist ebenfalls nicht schlecht. Und die extrem gute Produktion ist darin nicht ganz unschuldig. Dauerbrenner Ballou wird hier durch den eher unbekannten Will Putney abgelöst, der bereits sehr tolle Platten für Künstler*innen wie Counterparts und Every Time I Die gemacht hat und der hier auf eine Band trifft, die optimal zu seinem Stil passt. Die knarzigen Riffs und das extrem brutale Spiel von Harm's Way kommen hier in jedem Instrument großartig zur Geltung und eine tolle Sache finde ich, wie viel Platz Putneys Mix den Basslines einräumt. Unter anderem seinetwegen klingt das Quintett aus Chicago hier so präsent und clever wie noch nie zuvor und liefert sein bis dato bestes Ergebnis im LP-Format ab. Natürlich ist das auch zu einem großen Teil die Arbeit der Band selbst und ich zweifle nicht daran, dass auch sie sich hier entwickelt haben. Außerdem: Wenn ich das so beurteile, dass werden sie in den vergangenen Jahren kontinuierlich besser und diese Sache weiter zu verfolgen, dürfte sich definitiv lohnen. Auch wenn Harm's Way bis dahin vielleicht schon wieder auf einer anderen Hochzeit tanzen.






P.S.: Darf ich ein bisschen stolz auf mich sein, diesen Post komplett ohne Fußball-Metaphern bestritten zu haben?


Persönliche Highlights: Human Carrying Capacity / Last Man / Sink / Become A Machine / Dissect Me / Dead Space

Nicht mein Fall: -

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