Mittwoch, 14. Februar 2018

Kauf dir einen Pool




















Würde man mich mal fragen, dann wäre Aaron Maine mittlerweile schon lange ein Popstar. Die Tage, in denen sein kleines Projekt Porches in den Untiefen von irgendwelchen Bandcamp-Newcomer-Listen auftauchte, sind spätestens seit seinem Deal mit Domino gezählt und die haben mit ihm in meinen Augen ihren besten Fang seit Jahren gemacht. Sein erstes Album für das Label, Pool von 2016, war für mich eine der besten Platten jener Saison und zeigte Maine als einen Künstler, der moderne Popmusik versteht wie wenige andere. Der Sound der LP fand die perfekte Schnittstelle zwischen den obskuren Ansätzen von Vaporwave und Future Funk und viel populärem Mainstream-Teenie-Kram, der Pool klingen ließ wie die Vertonung eines durchschnittlichen Tumblr-Accounts. Dass Porches damit nicht innerhalb kürzester zeit zur kuschligen Lieblingsband melancholischer Netzjugendlicher wurde, ist mir bis heute schleierhaft, aber manchmal muss man eben auch Glück haben. Und nun, da das zweite Album des New Yorkers erscheint, hoffe ich einfach erneut darauf, dass es passiert. Was diesmal sogar noch wahrscheinlicher ist. Denn nicht nur hat Maine scheinbar doch irgendwo ein paar Vorschusslorbeeren gesammelt, die the House Anfang des Jahres in einigen Hotlisten haben auftauchen lassen, auch hat er dafür ein weiteres Mal seinen Sound erheblich modernisiert und dem Vibe des Jahres 2018 angepasst. Statt grooviger Achtziger-Samples und schmissigen Synthwave-Passagen setzt die neue Platte auf eine wesentlich kühlere Ästhetik, die sich eher an schickem R'n'B der Marke Kelela und Dirty Projectors, sowie Dancehall und Minimal Elektro orientiert, sprich am heißesten Shit der letzten Saison. Man könnte das jetzt als cleveren Businessmove für höhere Streamingraten abtun, und vielleicht ist es das ja am Ende auch, allerdings ist Maines künstlerische Eigenart dabei nicht zu vernachlässigen. Denn obwohl man hier zeitgenössischen Pop vorfindet, ist dieser noch immer durchzogen von reichlich schrägen Elementen, die eher an experimentelle Elektronik erinnern, sowie eine nach wie vor sehr spezielle Einstellung zu Soul. An vielen Stellen würde ich sogar sagen, dass the House wesentlich skurriler und herausfordernder ist als sein Vorgänger, definitiv aber weniger groovy und gemütlich. Das ist auf der einen Seite schon ein bisschen schade, lebte Pool doch zu großen Teilen gerade von dieser wärmenden Aura, gleichzeitig schafft Maine hier eine andere, nicht weniger überzeugende, die seinem musikalischen Stil keinen Deut weniger steht. Klar kann er nicht singen wie ein Frank Ocean und ich habe Autotune auch schon besser eingesetzt gehört, aber der Charme, der auch die letzte LP schon so gut machte, ist nach wie vor da. Vielleicht ein bisschen versteckt, aber unverkennbar. Außerdem liebe ich nach wie vor die etwas naiven, adoleszenten Emo-Texte des New Yorkers und mit Find Me, Anymore und Goodbye sind einige echt starke Einzeltracks dabei. Am Ende des Tages kann ich im Moment noch nicht ganz umhin, Pool nach wie vor ein bisschen besser zu finden, aber ich kann mir vorstellen, dass sich das mit der Zeit gibt. Denn das hier ist ein echt gutes Album, das wahrscheinlich nur etwas braucht, um sich bei mir setzen zu können. Ein Popstar wird Aaron Maine damit dann vielleicht eher nicht, aber vielleicht haben die coolen Berghain-Kids ja jetzt Bock auf sowas. Ganz ehrlich, Tumblr benutzt doch eh keine Sau mehr, oder?






Persönliche Highlights: Find Me / Now the Water / Anymore / Wobble / Goodbye / W Longing / Anything U Want

Nicht mein Fall: -

CWTE auf Facebook

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen