Dienstag, 27. Februar 2018

Pauken & Trompeten




















Die Sache mit den Newcomern hatten wir ja beim letzten Post schon und am Beispiel von Turnstile zeigt sich auch gleich einmal sehr schön, wie sich meine dort aufgestellte These bestätigt. Die Band aus Baltimore gibt es inzwischen seit acht Jahren und ihr 2015 veröffentlichtes Debüt Nonstop Feeling spülte es 2015 irgendwie unter meinen Besprechungs-Radar. Dort präsentierte sich die Formation als ziemlich hedonistische und ulkige Gurkentruppe, die rauhbeinige Hardcore-Energie mit Elementen aus Funk, Hiphop und New Metal aus der Zeit kombinierte, als dieser noch Crossover hieß. Das ganze war nicht wirklich hochwertig oder spektakultär, jedoch hatten Turnstile eine sehr eigene Art, die Dinge anzugehen, konnten Songs schreiben und taten dies auch mit der richtigen Attitüde. Wo das damalige Debüt also noch ein bisschen Blödelei und Spaß war, erkannte der aufmerksam Hörende durchaus Potenzial. Und nun, drei Jahre später, schöpft die Band dieses auf ihrem Nachfolger auch in seinem ganzen Umfang aus. Wo Nonstop Feeling die Platte war, die Turnstile auf die Bildfläche der Medien rotzte, wo diese sich eigentlich erst noch orientierten, ist Time & Space nun die Platte, auf der sich die Jungs aufgerappelt haben, die Lage abgechekt ist und sie nach vorne blicken. Die 13 Tracks hier sind fokussierter, knackiger geschrieben und machen im Allgemeinen mehr ernst mit sich selbst und der Welt. Zwar klingt vieles hier nicht mehr ganz so bunt und knallig wie auf dem Debüt, doch liegt das keinesfalls an kreativer Mangelerscheinung. Viel eher hat sich die Band bemüht, mit künstlerischen Ideen nicht einfach um sich zu werfen, sondern diese auch in Songs einzuarbeiten und so sonst vielleicht langweiliges Hardcore-Geballer etwas auszuschmücken. So verfügt beispielsweise Real Thing über eine melodische Break am Schluss, High Pressure arbeitet mit einer Little Richard-Pianobegleitung, Come Back for More hat Backing Vocals wie ein Stück von Mumford & Sons und die 24 Sekunden von Bomb sind die kleine Ballade zwischendurch. Abgesehen davon bleiben Turnstile stilistisch hier trotzdem ziemlich Punk, was auch die Spieldauer von insgesamt gerade mal 25 Minuten bestätigt. Nur dass ihre Musik eben nicht nur nach den Bad Brains und Black Flag klingt, sondern eben auch mal ziemlich nach den Beastie Boys oder Faith No More. Insbesondere der Achtziger-Output letzterer hat hier deutliche Spuren hinterlassen und obwohl ich selbst eigentlich nie großer Fan dieser Platten war, passt er hier unglaublich gut ins Konzept. Und das ist am Ende der große Selling Point von Time & Space: Eine gute Band waren Turnstile schon immer, nur hat man hier das erste Mal den Eindruck, dass sie sich bei einem Album auch wirklich Gedanken gemacht haben. Der Unterschied, der dadurch entsteht, ist verblüffend. Von einer rumpeligen Spaß-Hardcore-LP springen sie aus dem Stand zu einer der besten Punk-Platten, die ich in den letzten Jahren gehört habe. Und ihr alle wisst, wie sehr ich mich gesehnt habe, so etwas endlich mal wieder sagen zu können. Es ist bisher nur ein Gefühl, aber mit diesem Album wird es doch unheimlich stark: Hardcore ist zurück bei CWTE. In diesem Fall mit Pauken und Trompeten.






Persönliche Highlights: Real Thing / Generator / Bomb / I Don't Wanna Be Blind / High Pressure / (Lost Another) Piece of My World / Can't Get Away / Come Back for More/H.O.Y. / Right to Be / Disco / Time & Space

Nicht mein Fall: -

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