Freitag, 11. Juni 2021

Im Schlamm

Red Fang - ArrowsRED FANG
Arrows
Relapse Records
2021
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
[ heavy | lärmig | unsauber ]

Seit inzwischen viereinhalb Jahren haben Red Fang aus Portland, Oregon schon keine neue Platte mehr gemacht und wenn ich ehrlich bin, dann war ihre letzte auch eher ziemlicher Kram. Dass sie nach wie vor eine der besten momentan aktiven Formationen im Bereich Sludge- und Stoner Metal sind, davon bin ich allerdings trotzdem überzeugt. Zu großartig und glorreich war ganz einfach der Lauf, den sie zwischen 2010 und 2014 mit ihren ersten beiden Alben auf Relapse Records hatten und zu sehr halten diese auch immer noch vor. Dass nach so langer Zeit also mal wieder ein Longplayer der Gruppe anstand, machte mich im Vorfeld ziemlich aufgeregt. Allerdings auch nicht unbedingt nur positiv. Denn wenn wir vom letzten Eindruck reden, den Red Fang bei mir hinterlassen haben, dann war dieser wie gesagt nicht unbedingt so optimal. Only Ghosts von 2016, ihr letztes richtiges Album, verhob sich nämlich ziemlich bitter bei dem Versuch, das stilistische Konzept der Band zu erweitern und auch mal was anderes zu machen als räudige Sludge-Bretter. Das heißt obwohl ich irgendwie schon weiter auf Kreativität bei dieser Band hoffte, tat ich das auch in dem Wissen, dass genau die das letzte Mal zum Problem wurde. Auf Arrows ist in dieser Hinsicht zwar durchaus Besserung zu sehen, allerdings immer noch nicht mit dem Resultat eines durchweg guten Albums. Dabei war ich zunächst eigentlich ziemlich begeistert hiervon. Als ich die 13 Tracks hier vor ein paar Tagen das erste Mal hörte, war ich zugegebenermaßen ordentlich von den Socken und das nicht zuletzt deshalb, weil sich Red Fang für diese Platte wirklich etwas überlegt haben. Viele kompositorische Entscheidungen hier gehen nicht den Weg des geringsten Widerstandes, es gibt viele Interludes und Songs mit untypischen Verläufen, der Gesang ist durchweg spannend und vor allem klanglich ist vieles hier echt cool zurechtgemacht. Die Art und Weise, wie auf Arrows Bass und Schlagzeug in Szene gesetzt werden, ist selbst für Sludge-Verhältnisse mal was anderes und dass Red Fang in der Gesamtästhetik wieder dreckiger klingen, finde ich ebenfalls gut. Wer auf der Suche nach einem Album mit Kanten ist, wird hier auf jeden Fall fündig und die Platte laut zu hören, macht sie auf jeden Fall besser. Ärgerlich ist allerdings, dass die Band in entscheidenden Momenten dann doch wieder auf billige Anfängermotive zurückfällt, die nicht hätten sein müssen. So könnten die Riffs und Melodieverläufe in Stücken wie Two High oder My Disaster auch von irgendeiner x-beliebigen Kiffrock-Proberaumband mit Kyuss-Komplex stammen und der Satzgesang, der hier oft ausprobiert wird, klingt nach einem ziemlich abgekupferten Baroness-Verschnitt. Nicht wenig erinnert mich hier außerdem an die frühen Sachen von Soundgarden und vor allem an deren Debüt Badmotorfinger, nur dass hier eben kein raumgreifender Chris Cornell am Mikro steht, sondern drei sehr auswechselbare Nebenbeschäftigungs-Crooner, die alle nicht das Salz in der Suppe sind. Es reicht zwar aus, dass sie hier durchweg als recht passable Stoner/Doom/Sludge-Mischpoke durchgehen, an der kreativen Speerspitze der Szene stehen sie damit aber definitiv nicht mehr. Wobei das eigentlich immer der Grund war, der sie unter vielen Gruppen so besonders machte und jetzt eben ein bisschen überflüssig erscheinen lässt. Also zumindest für den Moment, denn Hoffnungen in diese Band habe ich durchaus noch.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡⚫⚫⚫⚫ 07/11

Persönliche Höhepunkte
Take It Back | Interop-Mod | Fonzi Scheme | Days Collide | Rabbits in Hives | Why | Funeral Coach

Nicht mein Fall
My Disaster | Dr. Owl


Hat was von
Torche
Restarter

Soundgarden
Badmotorfinger


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