Dienstag, 18. Oktober 2016

Kopfüber in den Matsch

RED FANG
Only Ghosts


Relapse / 2016















Als die Westküsten-Sludger Red Fang aus Oregon vor ungefähr drei Jahren ihr letztes Album veröffentlichten, hatte ich gerade so gar keinen Bock auf Sludge Metal. Die meisten Releases dieser Richtung waren ziemlich enttäuschend, harte Musik hatte ich zu dieser Zeit sowieso mehr als genug gehört und außerdem gerade Shoegaze für mich entdeckt. Allerdings war Whales & Leeches, die Platte von damals, dann so gut, dass ich meine Null-Bock-Haltung sehr schnell an den Nagel hängte und mir eine Woche danach gleich nochmal dessen Vorgänger Murder the Mountains mehrmals anhörte. Genau so sollte ein Überraschungsalbum eigentlich funktionieren und diesem Umstand geschuldet, habe ich diesmal mit viel gerechnet, als mit Only Ghosts der vierte Longplayer der Portlander angekündigt wurde. Diesmal wollte ich die Wucht der bratzigen Gitarrenriffs, der dreckigen Bässe und rotzigen Gröhl-Passagen und wusste, dass Red Fang dafür eigentlich genau die richtigen Kandidaten sind. Nur haben sie sich hier leider überlegt, eben das jetzt nicht mehr machen zu wollen. Only Ghosts ist das Album, auf dem sich die ewig polternde Band der räudigen Raufbolde auf einmal dafür entscheidet, feingeistig, progressiv und melodisch sein zu wollen. Und per se ist das ja überhaupt kein Problem. Ich bin immer froh, wenn sich Künstler an neuen Dingen ausprobieren und ihre Grenzen überschreiten und auch im Fall dieser Jungs hätte ich das prinzipiell gutheißen können. Doch Red Fang stellen sich bei diesem Vorhaben einfach nur denkbar blöd an. Es ist fast ein bisschen zu klassisch, dass eine als dreckig und laut verschriene Sludge-Band so grobmotorisch und bescheuert bei dem Versuch scheitert, ihren Sound zu erweitern und sich verhält wie ein Elefant im Porzellanladen. Das Ziel von Only Ghosts war es sicher, in bescheidener Form einen ähnlichen Schritt zu gehen wie Baroness oder Mastodon auf ihren letzten Alben, doch das Resultat erinnert eher an eine verwässerte Mischung aus Muse, einer schwächeren Version von Eyehategod und Metallica zu ihrer St. Anger-Zeiten. Doch die stilistische Fehlleitung ist nicht mal das schlimmste Problem auf dieser Platte: Song-Motive werden vollig lieblos aneinander gereiht und sinnlos verhackstückt, Aaron Beam kann im Refrain seine großen Melodiebögen stimmlich kaum halten und für ihre kompositorisch verhältnismäßig offenen Tracks verwendet die Band einen viel zu pampigen Sound, der die harmonischen Ambitionen der Stücke kein bisschen unterstützt. Kurz gesagt wurde hier einfach viel zu schlampig agiert, um einen Stilbruch wie diesen irgendwie glaubwürdig anmuten zu lassen. Dabei würde ich es Red Fang prinzipiell jederzeit zutrauen, einen solchen zu vollziehen. Nur haben sie mit Only Ghosts eher dazu beigetragen, das Klischee der rammeldösigen Grobmotoriker zu bestätigen, als die man Sludge-Bands ja gerne mal sieht. Und dafür verdienen sie von meiner Seite auch wirklich nichts anderes als Häme. Es gehört schliesslich auch was dazu, so eine vollendete Bruchlandung hinzulegen. Da werden sicher auch die sonst so treuen Fans ein bisschen ungehalten sein.
4/11

Beste Songs: Cut It Short / the Smell of Sound

Nicht mein Fall: Flies / Shadows / Not For You / the Deep

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