Donnerstag, 20. Oktober 2016

Hört die Signale!

PAUWELS & UNS
U.P. (Split-LP)


October Tone Club / 2016















Schon ein paarmal habe ich mir dieses Jahr vorgenommen, neben klassischen Alben auch ab und zu mal ein paar Split-LPs zu besprechen, da diese sich meiner Aufmerksamkeit inzwischen nahezu aufdrängen. Die bereits im Mai veröffentlichte Kollaboration zwischen Ceschi und Pat the Bunny ist für mich beispielsweise eines der Platten-Highlights von 2016 und auch andere Projekte, wie das von Mono und the Ocean oder diverse Scheiben von Sun Worship sind mir sehr positiv aufgefallen. Dennoch braucht es wieder mal eine Lieblingsband wie Pauwels, damit ich mich dann doch wirklich dazu bemühe. Die großartige Postrock-Formation aus Strasbourg, die mich 2015 mit ihrem Debüt komplett von den Socken holte, ist seit jeher, auch durch ihre strickte DIY-Attitüde, mit dem Verfahren des Splits vertraut. Die Franzosen haben in der Vergangenheit bereits mit diversen befreundeten Künstlern des October Tone Club-Labels zusammengearbeitet und neben gemeinsamen Releases auch Touren und dergleichen veranstaltet. Veröffentlichungen wie diese sind demnach also eher ihre Hauptbeschäftigung als ein nebensächlicher Zeitvertreib. Zu Uns aus dem südfranzösischen Limoges verbindet sie jedoch vor allem eine stilistische Verbundenheit. Beide Gruppen stehen auf eine eher ruppige und collagenartige Umsetzung des Postrock-Konzeptes und so kommt es, dass man ihre Beiträge zu U.P. letztlich kaum voneinander unterscheiden kann. Pauwels gehört die erste Häfte mit ganzen vier Tracks, Uns haben zwar nur zwei beigesteuert, die gehen dafür zusammen aber auch gleich neunzehn Minuten. Und wo letztere doch noch ein bisschen mehr auf Reverb-Produktion, warme Bässe und lange psychedelische Mäander stehen, baut das Trio aus Strasbourg seine Hingabe zum Punkrock und Hardcore hier noch weiter aus. Tracks wie Unununtrium, Warmley oder Baltika liegt zusätzlich aber auch eine unwiderstehliche Danciness inne, die für diese Band zwar nicht ganz neu ist, die aber definitiv noch nie so stark zu spüren war. Die Aufteilung der Songs könnte dabei gelungener nicht vonstatten gehen: Während Pauwels in der ersten Hälfte ordentlich krach machen und gehörig losbolzen, schaffen es Uns in der zweiten, den roten Faden weiterzuführen (vor allem in Sachen Drumming klasse gelöst) und gleichzeitig am Ende noch ein paar richtig epische und finstere Momente einzustreuen, die für einen fetten Ausklang sorgen. Wobei das ganze trotzdem nie in irgendwelche Postrock-Klischees abdriftet, sondern immer noisig und grantig genug bleibt, um locker alle Collapse Under the Empires und God is An Astronauts dieser Welt umzukegeln. Produktionstechnisch bin ich ein wenig unzufrieden mit dem Ende von Warmley, in dem man für einige Sekunden nur Stille hört, die vielleicht so nicht beabsichtigt waren, doch abgesehen davon ist die Platte auch klanglich nicht zu verachten. Beide Bands wissen um die Ästhetik, die sie hier repräsentieren und die man bei der Ballung an Künstlern aus Frankreich auch schon fast eine Szene nennen könnte. Ich zumindest bin auch nach dieser LP überzeugt, dass hier gerade Dinge passieren, auf die die Postrock-Gemeinde und eigentlich Rockfans generell seit Jahren warten. Und ich hoffe einfach ganz sehr darauf, dass das hier noch viel größer und besser wird als bisher. Meinen Teil trage ich dazu zumindest immer wieder sehr gern bei.
9/11

Beste Songs: Ununtrium / 166 / Baltika / Faire Mourir et Laisse Vivre / Faire Vivre et Laisse Mourir

Nicht mein Fall: -

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