Samstag, 15. Oktober 2016

Sit-In mit Trommelkreis

GOAT
Requiem


Rocket Recordings / 2016















Bereits gestern habe ich mit Mega von Blank Banshee über ein neues Album eines vollkommen anonymen Musikers geschrieben und wie es der Zufall will, steht heute gleich noch eine solche Besprechung auf dem Plan. Allerdings habe ich es mit Goat gleich mit einer ganzen Horde maskierter Künstler zu tun, die scheinbar immer größer wird. Überschaubar war das Treiben der Schweden ohnehin noch nie und gerade deswegen mochte ich ihre ersten beiden Platten auch so sehr und man kann damit rechnen, dass dies auf Requiem genau so weiter geht. Bereits auf dem Vorgänger Commune milderte sich ihr furios-esoterischer Psychedelik-Kraut-Folk-Mix zusehends ab und ließ mehr Luft für noch bessere Songs. Die neue LP geht diesen Schritt nun konsequent zu Ende und setzt hier fast nur akustisches Instrumentarium ein. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir es hier mit einem verschüchterten Songwriter-Projekt zu tun haben, sondern eigentlich nur, dass der Sound von Goat noch kreativer und vielfältiger wird. Mit breit aufgestellter Percussion, Holz- und Blechbläsern, Klavier, Synthesizern und diversen Gitarren gleicht das musikalische Aufgebot nunmehr einem ganzen Orchester. Gleichzeitig ist Requiem mit über einer Stunde Spielzeit auch das bisher längste Werk der Band. Man kann also durchaus sagen, dass Goat hier hoch hinaus wollen. Und das ist gut so, denn wo das letzte Album mit seinen vielen verschwurbelten Jams dann doch ab und zu etwas monoton wurde, sollte Abwechslung jetzt wirklich nicht mehr das Problem sein. So gibt es mit dem Intro-Stück Djôrôlen beispielsweise seltsamen Mantra-Gesang, mit Trouble in the Streets eine karibisch anmutende Nummer, Psychedelic Lover hat einen balladesken Charakter, Union of Sun and Moon ist eher jazzig angehacht und und und. Trotzdem schaffen es Goat irgendwie, die komplette Platte wieder einmal wie ein einziges großes Stück Musik klingen zu lassen und behalten sich einen bestechenden Jam-Eindruck bei. Nur dass sie dank der weniger rockig-plärrigen Ästhetik statt an Can oder Jefferson Airplane jetzt eher an Leute wie Eden Ahbez oder Dikanda erinnern. Und wieder muss ich behaupten, dass Goat damit wahrscheinlich ihre beste Platte bis jetzt gemacht haben. Gerade weil Requiem ein bisschen subtiler und kuschliger klingt als die Vorgänger ist es besonders ansteckend und sicherlich wurde hier auch um einiges mehr Arbeit reingesteckt. Ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass mich ein Album der Schweden noch einmal so begeistern könnte, aber dieses Ergebnis ist noch eine Steigerung zu allem davor. Da ist es auch scheißegal, dass man diese Band noch immer nicht so wirklich begreift.
9/11

Beste Songs: Djôrôlen/Union of Sun and Moon / Temple Rhythms / Trouble in the Streets / Psychedelic Lover / Try My Robe / Goatfuzz

Nicht mein Fall: Ubuntu

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