Mittwoch, 12. Oktober 2016

Hurra, wir leben noch!

GREEN DAY
Revolution Radio
Reprise / 2016
















Achtung! Achtung! Weil im Moment der Server meiner Webseite streikt und es vermutlich ein bisschen dauert, bis dort alles wieder soweit funktioniert, muss ich für kurze Zeit wieder auf die alte Blogspot-Page umsteigen. Es ist nicht ganz so komfortabel und schick wie sonst, aber ich bin gerade ganz froh, dass ich diesen alten Account noch habe. Also bis auf weiteres kommen die Posts wieder hier.

Zugegeben, wer sich im Jahr 2016 noch für die Musik von Green Day interessiert, hat entweder seine Teenagerzeit um einige Jahre vertagt, ist Fan der ersten Stunde oder hat seit mindestens zehn Jahren keine neue Musik mehr gehört. Das letzte Mal, dass die Band aus Kalifornien so richtig interessant und dicke da war, war vor sieben Jahren, als sie mit 21st Century Breakdown ihr zweites gigantoeskes Konzeptalbum auf die Welt loslies und sogar ein paar richtige Radiohits hatte. Schon damals war man zwar kein Idiot, wenn man behauptete, sie hätten ihr Zenit überschritten, doch immerhin hielten sie sich noch einigermaßen aufrecht und waren Epigonen im Vergleich zu ihrem beispiellosen Verfall in den nächsten Jahren. Zwischen 2012 und 2013 floppte das groß angekündigte Album-Triple Uno, Dos und Tré gewaltig und als ob das nicht genug wäre, musste die Band auch noch einige Veröffentlichungen und einen Großteil ihrer Tour absagen, weil für Sänger Billie Joe Armstrong ein Entzug mittlerweile unumgänglich war. Für einen Moment sah es ganz so aus, als könnte man sich die Sache mit Green Day für immer in die Haare schmieren und es würde so bald nichts mehr wirklich relevantes aus ihrer Richtung kommen. Allerdings hätte man dann aus der Vergangenheit des Trios nichts gelernt. Schon in den vergangenen Jahrzehnten schaffte es die Band immer in ihren dunkelsten Stunden, sich wieder aufzuraffen und die Dinge noch einmal komplett neu anzupacken. Resultat solcher Reinkarnationen sind unter anderem ihre beiden wichtigsten Platten, Dookie und American Idiot. Und auch in diesem Sommer staunte man, als mit der ersten neuen Single Bang Bang dann doch ein mehr als passabler Track herauskam. Dass Revolution Radio ein gutes Album werden könnte, schien also realistisch und allerorten hörte man hier schon Gerüchte vom "neuen American Idiot", das die Kalifornier da geschrieben hatten. Ganz so eine Glanzleistung ist es am Ende nicht geworden, doch insgesamt kann man feststellen, dass Green Day auf diesen zwölf Songs so solide dastehen wie sicherlich die letzten zehn Jahre nicht mehr. Und das liegt meiner Meinung hauptsächlich daran, dass sie sich hier den Luxus herausgenommen haben, auch mal Luft zu holen. Revolution Radio ist nur 45 Minuten lang, hat kein übergreifendes Handlungskonzept und ist nicht Teil einer Serie. Es ist einfach nur ein ganz normales Album. Natürlich fehlt ihm dadurch auch ein ganzes Stück weit die Exklusivität, das Platten wie American Idiot oder 21st Century Breakdown eben hatten, doch dafür wurde sich hier auch mal wieder aufs Songwriting konzentriert und nicht einfach nur jeder Müll mit Goldstaub überzogen. Green Day überzeugen hier wieder durch die Qualitäten, wegen denen sie früher mal so gut waren. Sie können melodische Punk-Brecher wie Bang Bang oder Bouncing Off the Wall schreiben, sind sich nicht zu schade für Stadion-Feelings und haben auch immer mindestens eine starke Ballade am Start. Und obwohl man hier auch ein oder zwei richtig doofe Nummern findet, ist der überwiegende Teil von Revolution Radio doch ziemlich ansprechend und erfrischend wie seit Jahren nicht mehr. Dass das ein Album dieser Band irgendwann noch mal schafft, hatte ich eigentlich für ziemlich unwahrscheinlich gehalten, doch es ist hier echt passiert. Und für diejenigen, die schon immer daran geglaubt haben: Nutzt es aus. Es könnte gut sein, dass nach dieser Performance ab jetzt wieder eine grauenvolle Metaphase folgt und man es bereuen könnte, jetzt nicht doch noch mal auf ein Konzert gegangen zu sein oder die neuen Hits mal im Formatradio gehört zu haben. Es gab zwar schon mal eine bessere Zeit, um Green Day-Fan zu sein, doch im Moment ist auch nicht der schlechteste Moment.
8/11

Beste Songs: Somewhere Now / Bang Bang / Outlaws / Bouncing Off the Wall / Troubled Times / Ordinary World

Nicht mein Fall: Revolution Radio / Still Breathing

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