Freitag, 14. Oktober 2016

I Bims Das

BLANK BANSHEE
Mega

selbstveröffentlicht / 2016















Es ist eigentlich fast schade, dass das große Comeback von Blank Banshee mittlerweile gar kein großes Comeback mehr ist. Für einen Großteil der Musikwelt war der anonyme Produzent schon abgeschrieben, als er vor drei Jahren sein zweites Album veröffentlichte und selbst da hielten ihn viele schon für einen ziemlichen Witz. Allerdings sollte man auch nicht vergessen, dass er oder sie für eines der bis heute wichtigsten Gesamtwerke des Vaporwave-Kosmos verantwortlich ist, das darüber hinaus noch eines der besten ist. Blank Banshee 0 war für mich damals die Platte, auf der ein ganzes Genre plötzlich Sinn ergab und bis jetzt ist es wahrscheinlich das beste Projekt, das jemals dem Schoß der Szene entsprang. Seine zweite LP fand ich dann zwar auch ziemlich enttäuschend, doch es hielt mich nicht davon ab, bis jetzt jedes Signal auf neue Musik mit großer Freude aufzunehmen. Und mit Mega steht diese nach Jahren der Triggerei und falscher Hoffnungen endlich auf dem Plan. Mit 32 Minuten ist sie für die lange Wartezeit zwar relativ kurz, doch sie bietet eine Perspektive auf das Werk von Blank Banshee, die durchaus nicht uninteressant ist. Zum einen erkennt man bereits am Cover und an der generellen Aufmachung, dass man es hier immer noch mit dem gleichen Künstler zu tun hat, der vor vier Jahren den Vaportrap erfunden hat. Gleichzeitig steht Mega aber auch für ein ganz neues künstlerisches Niveau, dass der Produzent hier auffährt. Nicht nur gibt es zum ersten Mal einen richtigen Plattentitel, auch der Sound hier klingt nicht mehr nach ranziger Laptop-Qualität, sondern nach augereiftem Club-Elektro, was den Songs hier gar nicht mal schlecht steht. Kompositorisch nutzt Blank Banshee dabei mehr oder weniger die gleichen Mittel wie schon zuvor, baut daraus allerdings Tracks, die wesentlich breiter gefächert und auch kommerzieller sind. Außerdem ist auch eine beachtliche Zahl an Live-Instrumenten hier zu hören. Und im Prinzip ist diese Ästhetik das beste, was man in seiner Situation hätte machen können. Nach drei Jahren Pause hat das neue Album genug Fan-Service für die treuen Seelen zu bieten, verharrt aber auch nicht auf der Stelle. Den Hype-Effekt der Vaporwave-Frühphase hat er jetzt sowieso nicht mehr hinter sich, wieso also nicht an sich selbst wachsen und die schon immer vorhandene Mainsream-Affinität ausbauen. Und solange dabei immer noch Tracks wie My Machine und Meteor Blade rumkommen, kann auch ich als Liebhaber des Debüts noch staunen. Ich würde vielleicht so weit gehen, dass Mega das neue beste Album von Blank Banshee geworden ist. Einen ordentlichen Comeback-Hype hätte es zumindest verdient gehabt. Aber wir haben ja auch schon 2016, da kann man sowas nicht mehr verlangen.
9/11

Beste Songs: My Machine / Megaflora / Holografitti / Sandclock / Web Ring / Meteor Blade / JUNO / Cerulean / EXOS

Nicht mein Fall: Ecco Chamber / Hungry Ghost

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