Mittwoch, 26. Oktober 2016

Die López-Dodekalogie Teil 8: Nahostkonflikt

OMAR RODRIGUEZ-LÓPEZ
Infinity Drips


Ipecac / 2016















Es gibt wenige Dinge, auf die ich nach sieben Titeln in der diesjährigen Binge-Veröffentlichung von Omar Rodriguez noch nicht eingegangen bin, doch eine Tatsache, die bisher tatsächlich ein wenig zu kurz kam und die nur ab und zu angedeutet wurde, ist die, dass es sich bei den hier vorgestellten Projekten im seltensten Fall wirklich um Soloalben handelt. Sehr häufig haben wir beispielsweise seine Frau Teresa Suarez hier gehört oder auch sein BFF Cedric Bixler-Zavala tauchte mindestens einmal auf. Teilweise stellte man sich sogar die Frage, ob hier nicht eine ganze Band im Hintergrund agierte. Mit dem achten Release Infinity Drips ist aber nun endgültig eine LP draußen, auf der man sicher sein kann, dass hier auch Fremdeinflüsse mit im Spiel waren. Denn im Gegensatz zum ganzen Rest der bisherigen Erscheinungen ist diese Platte ausnahmsweise nicht primär für Gitarre konzipiert. Bereits das Artwork und die Songtitel deuten an, dass diese 34 Minuten für ihren Schöpfer einen intensiven Exkurs in die musikalische Welt Mittelasiens, Nordafrikas und des nahen Ostens darstellen. Schon seit vielen Jahren verbindet Rodriguez ein Band mit diesen Regionen, das Mars Volta-Album the Bedlam in Goliath wurde zum Teil in Jerusalem aufgenommen, doch seine eigene Arbeit hat die dortige folkloristische Tradition eigentlich eher selten beeinflusst. Dafür haut der Texaner hier gleich mal richtig auf die Kacke: Instrumental besteht das Arsenal hier aus diversen Streich- und Zupf-Instrumenten, auf denen Infinity Drips mehr oder weniger zusammenimprovisiert wurde. Es würde mich nicht wundern, wenn die gesamten 13 Tracks in einer einzigen Session entstanden sind, denn klanglich ergibt sich hier ein sehr einheitliches Bild und qualitativ leider Gottes auch. Auf dem Papier klingt diese Platte wie eine sehr offenherzige Auseinandersetzung eines Künstlers mit der Musik des Orients, doch in Wahrheit ist das hier gebotene eher ein Missbrauch selbiger. Zwar finde ich es gut, dass Rodriguez hier den Ansatz verfolgt, folkloristische Hardware nicht unbedingt im folkloristischen Sinne zu benutzen und auch den Jam-Gedanken unterstütze ich in seiner Theorie irgendwo. Nur fehlt hier offensichtlich jegliche Auseinandersetzung mit der Spielweise dieser Instrumente und so kommt das hier eingefangene eher einer wüsten Kakophonie gleich als tatsächlicher klanglicher Aufarbeitung. Die schrillen Synthesizer, die wahnsinnig brutale Produktion und Teresa Suarez' furchtbare Gesangsperformance machen das auch nicht unbedingt besser. Darüber hinaus gehen die wenigsten der Songs hier länger als zwei Minuten, werden aber selten mit konzeptuell logischen Übergängen bedacht, sodass alles hier irgendwie zerissen und wahnsinnig unschlüssig wirkt. Die wenigen drei- oder vierminütigen Stücke werden deshalb im Verhältnis zu Highlights, auch wenn sie eigentlich nicht weniger durchgeleiert und ideenlos sind. Die gerade mal 34 Minuten dieser Platte zu Ende zu hören, wird so zur unbeschreiblichen Tortur und es ist keinesfalls übertrieben, sie als unhörbar zu bezeichnen. Omar Rodriguez macht hier mit Sicherheit eines der schlechtesten Alben des Jahres, wenn nicht das schlechteste. Was ich meine, wird man spätestens nach der Aspirin wissen, die man nach Genuss dieses Produktes zwingend nötig hat.
2/11

Beste Songs: Na'ir Al Saif / Lacerta / Nihal

Nicht mein Fall: Azha / Tania Borealis / Zuben El Genubi / Baten Kaitos

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