Montag, 17. Oktober 2016

Die vergessenen Popstars

THE NAKED & FAMOUS
Simple Forms

Somewhat Damaged Ltd. / 2016















Es waren tolle Zeiten, als the Naked & Famous noch in den Charts waren. Vor fünf Jahren, als Young Blood als Überraschungs-Superhit der neuseeländischen Band überall zu hören war, prophezeite man ihnen eine wahnsinnige Zukunft, sogar einschlägige Underground-Blogs lobten die vorzüglichen Popsongs ihres Debüts und man dachte, dass diesen Leuten nur das beste passieren könnte. Doch dann passierte zweieinhalb Jahre einfach mal gar nichts. Im Gegensatz zu den gängigen Vermutungen wurde dem Mega-Erstling nicht innerhalb eines Dreivierteljahres ein Nachfolger hinterhergeworfen und als es dann so weit war, dass im September 2013 die zweite Scheibe In Rolling Waves herauskam, bekamen die meisten Leute überhaupt nicht mehr mit, was das für eine gute Idee war. Die vorsichtigen Keime auf Passive Me, Aggressive You standen hier in voller Blüte und the Naked & Famous waren besser als je zuvor. Die meisten Tracks hier hätten bessere Hits abgegeben als Young Blood, doch davon wollte keiner wissen. Und spätestens mit ihrem dritten Longplayer Simple Forms sind die Neuseeländer endgültig in der Versenkung verschwunden. Dabei ist auch dieser wieder absolut großartig und hörenswert. Nach dem Indierock-affinen Vorgänger wenden sich die zehn Songs hier wieder vornehmlich elektronischem Territorium zu, in dem sich the Naked & Famous schon immer am besten bewegten. Gleich der bratzige Opener Higher zeigt eindrucksvoll, warum. Die Band pumpt einen wahnsinnig hitverdächtigen Beat, für den Chvrches oder Chairlift töten würden, während Sängerin Alisa Xayalith ein weiteres Mal ihr scheinbar unerschöpfliches Talent für großartige Hooks beweist. Und obwohl dieser Song dann auch der größte Aha-Moment auf Simple Forms bleibt, kann auch der Rest der Platte sich durchaus sehen lassen. Es gibt keinen Track hier, den man nicht vorbehaltlos im Radio laufen lassen könnte oder zu dem man im Club nicht weitertanzen würde. Meistens sind sie sogar besser als das, was dort normalerweise sonst läuft. Zugegeben, vieles hier ist nicht mehr ganz so stark wie auf den beiden Vorgängern, doch im Vergleich zu Leuten wie Disclosure oder Ellie Goulding ist auch das hier um Welten besser. Und ein weiteres Mal bereue ich es nicht, dass ich diese Band auch nach wie vor höre und trotz ihrer scheinbaren Irrelevanz nicht von ihnen gelassen habe. Für alle anderen kann ich nur sagen, es lohnt sich, wieder mit ihnen anzufangen. Zum Beispiel auf diesem Album.
8/11

Beste Songs: Higher / the Water Beneath You / Last Forever / Losing Our Control / the Runners / Rotten

Nicht mein Fall: My Energy / Backslide

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