Samstag, 19. Dezember 2015

Was bisher geschah

BARONESS

Purple

Vertigo

2015
















Es wurde meiner Meinung nach genug darüber geredet, wie schwer der erneute Einstieg in den Entertainment-Alltag für Baroness nach ihrem schweren Busunglück von 2012 war und wie weit und hart der Weg zu ihrem vierten Album Purple. Wer darüber noch etwas nachlesen will, soll das woanders tun, denn für mich steht diese Veröffentlichung ganz im Zeichen der Freude darüber, dass die Band es entgegen vieler Vermutungen wieder so weit geschafft hat. Und das auch noch ohne nennenswerten Neuanfangs-Pathos. Schon am Artwork und am Titel sieht man, dass die Linie noch immer die selbe ist wie beim Debüt und auch musikalisch präsentiert sich diese LP wieder relativ typisch: Die für den Vorgänger Yellow & Green abgelegte Sludge-Staubschicht haben Baroness hier wieder aufgetragen, sich anstelle des progressiven Pathos aber neue Elemente einfallen lassen, mit denen sie hier spielen. Das Intro des Openers Morningstar erinnert leicht an die frühen Radiohead (bevor es dann direkt in die erste Riffrock-Schlacht übergeht), Shock Me besticht durch überraschend viel Soul und Chlorine & Wine ist fast ein Popsong. Diese stilistische Breite liegt unter anderem auch an der Mitarbeit von Produzent Dave Fridmann, der sonst mit Vorliebe Platten der Flaming Lips oder Mercury Rev bertreut. Ihm ist es auch zu verdanken, dass Purple trotz der stilistischen Extravaganzen am Ende durch und durch ein Metal-Album ist. Das ist eine gute Nachricht, denn obwohl das selbst auferlegte Lärm-Fasten auf der letzten LP äußerst erfolgreich und wahnsinnig kreativ war, können Baroness das ganze noch immer am besten, wenn sie etwas lauter sind. Und wo ihre ersten beiden Werke noch sehr kraftmeierisch und dreckig waren und Yellow & Green überhaupt nicht, schließt sich hier der Kreis und verschmilzt beide Ansätze. Das geschieht mitunter auf sehr interessante Arten und Weisen: If I Had To Wake Up beispielsweise hätte die Band aus Georgia früher nur mit Schrammel-Gitarre im Hintergrund geschrieben, hier jedoch füllen schwere Synthesizer die kompositorischen Lücken. Das macht den Song vielleicht nicht so fett wie er hätte sein können, dafür aber spannend. Und so spannend wie Baroness klingt momentan kaum eine Sludge-Band. Rein theoretisch ist Purple dadurch sogar ihre beste Platte, wenn sie in der Praxis nicht so gut mit den anderen dreien zusammen wirken würde. Im Prinzip baut das Quartett wie in einer guten Serie hier nur an das an, was bisher schon passiert ist, holt dabei alte Elemente zurück, verbindet sie mit einer neuen Dramatik, lässt Stilfiguren aufeinander treffen und ist letztlich doch wieder als erkennbar, was man vor neun Jahren zum ersten Mal gehört hat. Dass es dabei zwischenzeitlich so aussah, als würden Baroness nicht länger existieren, ist bei so einem Ergebnis dann auch schnell mal vergessen. Und genau diesen Effekt hat die Band wahrscheinlich auch beabsichtigt.
9/11

Beste Songs: Shock Me / Kerosene / If I Had to Wake Up

Nicht mein Fall: Chlorine & Wine

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