Sonntag, 13. Dezember 2015

Top 5: 2015 - die besten Live-Erlebnisse

Die zweite Liste meiner musikalischen Lieblings-Dinge in diesem Jahr steht an und diese ist eine durchaus besondere. Denn wenn es um Konzerte geht, verhält es sich ein bisschen wie beim Tor der Woche: Der Bekanntheitsgrad der Musiker und die Anzahl der verkauften Tonträger rückt hier in den Hintergrund, alles was zählt ist, zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein. Bei den Konzerten des Jahres steht die Regionalliga auf einer Ebene mit internationalen Künstlern und demzufolge befinden sich in dieser Liste auch Interpreten, die sonst nie hier aufgetaucht werden. Insofern vielleicht die spannendste Top Fünf dieser Serie.

1. Lingua Nada (Querdaenker Festival, 22.5.2015)

Keine 45 Minuten bespielt die Leipziger Indiecore-Band die Bühne des beschaulichen Querdaenker-Festivals im AJZ Leisnig, doch in dieser Zeit entladen sich so viel Rotz und Lärm über das gerade mal drei bis vier Mann starke Publikum, dass man danach trotz der späten Stunde auf keinen Fall die Segel streichen will. Mit unbändiger Kraft säbeln Lingua Nada einen undefinierbaren Noise-Jam nach dem anderen herunter, beschimpfen die Anwesenden und rennen sich gegenseitig um. Und diese Energie zahlt sich aus: Zusammen mit den Briten von Paan sind sie momentan auf einer ausgedehnten Europa-Tour, wo hoffentlich größere Massen ihr Talent bestaunen können.

2. Pauwels (L*Abore Festival, 18.7.2015)

Ich ahnte nichts schlimmes, als ich in der Nacht vom 18. zum 19. Juli diesen Jahres die Spielstätte der Franzosen Pauwels auf dem L*Abore Festival aufsuchte. Ich war ein paar Minuten zu spät und bekam dadurch einen Schock fürs Leben: Eingekesselt von einer tobenden Horde spielte die Band aus Strasbourg ihren apokalyptischen Postrock auf die apokalyptischste Art und Weise. Zwei Drummer fetzten einen rabiaten Beat, während die drei Gitarristen immer wieder ins moshende Publikum ausbrachen und mit Megafonen Unverständliches in die Menge schrien. Was klingt wie ein Tollhaus war in Wirklichkeit Liebe auf den ersten Blick. Die CD, die ich mir nach dem Gig kaufte, wird dieses Jahr eines meiner Lieblingsalben sein. Ohne diese Initialzündung wäre ich darauf nie gekommen.

3. Liturgy / Sun Worship (Beatpol, Dresden, 19.10.2015)

Die eher überschaubare Zahl der Gäste konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier eine fantastische Metal-Show über die Bühne ging. Liturgy und Sun Worship, die für mich beide Hauptact des Abends waren, lieferten eine astreine Performance, die sowohl die Songs gut repräsentierte als auch Maßstäbe in Sachen Lichtshow und Sound setzte. Mehr über das Konzert könnt ihr in meinem Erlebnisbericht (hier) lesen.

4. NeoNada (KL17, 28.2.2015)

Und hier kommen meine Eingangsworte so richtig zur Geltung: In einem kleinen döbelner Club spielen die Ortsansässigen Punks NeoNada (zu diesem Zeitpunkt noch unter dem Namen Sinfonierauch) ein halbstündiges Set, das nur wenige Gäste verfolgen. Dennoch wird mir dieses sicher noch lange im Gedächnis bleiben, denn so stilistisch ausgereift, wie sie ihre Songs präsentieren, habe ich das selten von einer so jungen Band gehört. Da ist es nur noch schöner, wenn man die Akteure ein paar Wochen später auch abseits der Bühne trifft und die Rolle des kritischen Beobachters mal ablegen kann.

5. Polis (L*Abore Festival, 18.7.2015)

Es ist nicht das erste Polis-Konzert, dem ich beiwohne, doch diesmal bin ich als Fan da. Den ausgetüftelten Deutsch-Prog der Plauener Band kenne ich inzwischen auch von deren Platten und freue mich umso mehr, dass sie hier auch ein paar neue Songs spielen. Beeindruckend ist auch, wie sich der Perfektionismus ihrer Musik hier fortsetzt und diese nicht durch Show-Elemente unterstützt werden muss, um fantastisch zu klingen. Hoffentlich auch bald wieder als Album zu haben.

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