Donnerstag, 10. Dezember 2015

Drakes Mailbox

ERYKAH BADU

But You Caint Use My Phone

Motown

2015
















Fans von Erykah Badu sind in letzter Zeit nicht gerade zu beneiden. Seit mehr als fünf Jahren warten sie jetzt schon auf die Platte, die das gefeierte letzte Album New Amerykah Pt. 2 ablösen soll und bekommen nach langen Geduldsproben nun endlich ein nicht mal vierzigminütiges Mixtape, auf dem die vielleicht letzte verbliebene echte Soul-Diva der letzten großen Phase des Genres elf Tracks über das Thema "telefonieren" versammelt. Ich weiß nicht, wie nötig es einige mit neuem Material von Badu haben, doch für mich hat But You Caint Use My Phone schon einen etwas anmaßenden Charakter. Die wenigsten hätten an dieser Stelle einen weiteren großartigen New Amerykah-Teil erwartet, aber zumindest ein vernünftiger Longplayer wäre nach einer halben Dekade doch drin gewesen. Und dass wir es hier mit einem wirklichen Witz von einer Platte zu tun haben, dafür sorgen allein die Songs darauf. Allen voran serviert uns die Sängerin nach einem bereits ziemlich nudelnden Intro einen eher müden Remix des fantastischen Drake-Songs Hotline Bling, was zwar an sich nicht verkehrt ist, die Messlatte jedoch unterirdisch tief ansetzt. Langfristig betrachtet vielleicht nicht die schlechteste Entscheidung, denn zumindest inhaltlich nimmt die Sinnhaftigkeit dieses Projektes danach exponentiell ab. Die einzigartige und tolle Songwriterin Erykah Badu ist zwar an jeder Stelle hier präsent, doch sie verkauft sich weit unter wert. Ihre Stimme, sonst immer das wichtigste Kommunikationsmedium in ihren Songs, ist hier größtenteils irgendwie gepitcht und man merkt ihr deutlich den Versuch an, krampfhaft aktuell zu klingen (Was sie meiner Meinung nach überhaupt nicht nötig hätte). Die meist sehr synthetische Komposition bietet dazu halbfertige Fast-Hits an, die häufig Parallelen zu sehr bekannten anderen Stücken übers telefonieren aufweisen, wobei ich den Bezug von Mr. Telephone Man zu Helge Schneider nicht mal gelten lasse. Das schlimmste sind hier jedoch bei weitem die Texte. Das monotone Larifari, das Miss Badu hier in jedem der elf Tracks herunterrasselt, ist nur selten gehaltvoll und niemals originell oder gar intelligent. Für einige Songs muss ein immer wieder um sich selbst geleierter Satz reichen, die besten halten sich auf einem soliden Niveau von ungefähr drei Sätzen. Am Ende ist jenes Cover von Hotline Bling, abgesehen vom obligatorischen Gastauftritt von Andre 3000, tatsächlich der inhaltlich wertvollste Beitrag hier. Und nachdem man sich dieses lauwarme Pop-Geblubber eine Weile lang angehört hat, stellt man sich schon so seine Fragen. Was möchte die Künstlerin mit diesem Album bezwecken? Ist es eine Reaktion auf die hohen Erwartungen nach dessen Vorgänger oder auf die immer weiter fortschreitende Überwachung durch Smartphones und dergleichen? Ist diese Platte eine geniale Satire auf den Bubblegum-Pop der aktuellen Chart-Generation? Ist Erykah Badu von Chemtrails durchsiebt wurden? Was auch immer hinter But You Caint Use My Phone steckt, es entzieht sich meinem Verständnis. Das musikalische Talent der Akteurin ist der einzige Grund, warum ich überhaupt die nötige Ernsthaftigkeit aufbringe, mich hiermit zu beschäftigen. Doch der Totalausfall lässt sich leider auch dadurch nicht vermeiden, dieser Longplayer wäre für absolut jeden Künstler beschämend. Und für eine eigentlich ziemlich coole Künstlerin wie Badu ist es doppelt schlimm. Was dieses Album aber zum Glück nicht hinbekommen hat ist, mir Hotline Bling zu versauen. Und so lange das gut läuft, haben auch Songs übers telefonieren ihre Existenzberechtigung.
3/11

Bester Song: Cel U Lar Device (Hotline Bling Remix)

Nicht mein Fall: Mr. Telephone Man

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