Samstag, 19. August 2023

Die Wochenschau (12.08.-19.08.2023): the Hives, Bilderbuch, Bob Marley & the Wailers, Trippie Redd und und und...

 
 
 


Bob Marley & The Wailers - Africa UniteBOB MARLEY & THE WAILERS
Africa Unite
Island


Die konsequente Ausbeutung des musikalischen Erbes von Bob Marley geht mit diesem Album in eine ernüchternde nächste Runde. Denn obwohl es in der Theorie ja eine nette Idee ist, die Klassiker des Reggae-Superstars vor dem Hintergrund seines Engagements für den panafrikanischen Freiheitskampf mit dem Output jüngerer Künstler*innen aus Afrika zu verbinden, ist die Umsetzung des ganzen eine weitere bittere Pille für die Fans des Jamaikaners. Das beginnt schon damit, dass hier Marleys Name auf dem Cover steht, obwohl er in vielen Songs maximal eine schludrig gesampelte Hook beisteuert, die noch dazu mit viel Postproduktions-Gepfusche zurechtpoliert (und eventuell sogar mit ein bisschen AI-Gezauber durch neue, im Original nicht enthaltene Zeilen erweitert) wird und hört bei der extrem trendorientierten Aufmachung noch längst nicht auf. Wenn überhaupt, dann ist das hier "inspired by Bob Marley" und auch das ist schon wohlwollend formuliert. Auch die Songauswahl, bei der sich an den generischen Hits des Jamaikaniers orientiert wird, passt irgendwie nicht so richtig, weil Tracks wie War, Exodus, Zimbabwe oder das titelgebende Africa Unite, die Marleys Passion für die Emanzpation der afrikanischen Bevölkerung tatsächlich in sich tragen, nicht berücksichtigt werden. Was diese Platte über kurz oder lang zu einer weiteren LP macht, mit der die Estate des Künstlers sich keinen Gefallen tut und das an der Message und der Essenz seiner Musik komplett vorbeigeht. Und für mich als Fan damit ein großes Ärgernis.

🔴🔴🔴🟠⚫⚫⚫⚫ 04/11






Noname - SundialNONAME
Sundial
AWAL


 
 
 
 
 
 
 
Mit dem gerade mal zweiten richtigen Album von NoName in mittlerweile acht Jahren Karriere kennen wir inzwischen das Prozedere: Auf eine Platte von ihr wartet man gerne mal eine ganze Weile und selbst dann wird diese wahrscheinlich nicht länger als 35 Minuten, dafür kann man sich bei ihr aber sicher sein, ein stabiles Amalgam aus intelligentem Conscious Rap und fluffigem Neo-Soul zu bekommen, das sich nicht selten zu einem der besten Alben der laufenden Saison formt. Und auch auf Sundial ist diese Prognose mal wieder die absolut richtige gewesen. Wie schon auf den Vorgängern spricht die Rapperin dabei sehr viel über ihren Status in der Welt und deren bestehende Ungerechtigkeiten, wobei sie mit beeindruckender Effektivität intime Nabelschau und handfesten Aktivismus auf einen Nenner bringt. Manchmal geitet sie dabei etwas ins plattitüdige ab und bringt durchaus fragwürdige Diskussionspunkte ein, oft gelingen ihr aber auch großartige und messerscharfe Beobachtungen, die andere Kolleg*innen so häufig nicht hinbekommen. Und wie immer wirkt die smoothe und jazzig angehauchte Soulmusik dazu erst ein bisschen antithetisch, fügt sich dann aber zu einer sehr konsequenten Paarung zusammen. Obwohl es also wenig neues zu berichten gibt in der Welt von NoName, sind das in diesem Fall fast durchweg gute Nachrichten. Weil es heißt, dass sie weiterhin zu den größeren Talenten ihres Fachs gehört.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡 08/11



BILDERBUCH
Softpower (EP)
Maschin

Bilderbuch - SoftpowerNach dem vielleicht besten Album ihrer Karriere vom letzten Sommer bleiben Bilderbuch sportlich und liefern mit Softpower vier Songs nach, die dessen Spirit nochmal aufbereiten, den fluffigen Sound darauf aber auch um ein bisschen mehr Action erweitern. Dino und der Titeltrack erschienen ja schon im Frühjahr und erinnerten vor allem dank ihrer zackigen Rhythmusarbeit ein bisschen an die Chemical Brothers oder alte Caribou-Platten, die zwei neuen Stücke Digitales Wunder und Aber Airbags sind wieder ruhiger, deshalb aber kein bisschen weniger spannend. Und wenn das hier ein bisschen länger wäre als schlappe 13 Minuten, hätten die Österreicher wahrscheinlich erneut eine der besten Platten der ganzen Saison gemacht. 

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡🟡 09/11







TRIPPIE REDD
A Love Letter to You 5
1400 Recordings | 10K Projects

 
 
 
 
 
 
 
 
 
Die A Love Letter to You-Serie ist in der Karriere von Trippie Redd seit jeher sowas wie seine eigentliche Kernarbeit und mit einigen seiner wichtigsten Projekte in meinen Augen auch hauptverantwortlich für seinen Anspruch als große Nummer des Emotrap. Nachdem dieser Pfad aber zuletzt mit Trip at Knight und Mansion Musik ziemlich eindeutig verlassen wurde, sucht der Kalifornier auch hier neue Methoden. Zwar ist es dabei noch immer zutreffend, dass ein Love Letter-Projekt eher seine softe und emotioale Seite zeigt und es wenige echte Banger gibt, zunehmend versucht er sich hier aber an einer sehr souligen und Pop-affinen Variante davon, die eher an die jüngeren Sachen von Post Malone erinnert und ihm in vielen Punkten nicht so gut steht. Die für seine Verhältnisse knapp gehaltenen 51 Minuten der Platte ziehen sich in der subjektiven Wahrnehmung ordentlich und auch Trippies Gefühl für atmosphärischen Durchzugs-Traprap ist diesmal irgendwie verloren gegangen. Eine Vollkatastrophe ist die LP deshalb nicht, sie gehört aber definitiv zu seinen schlechteren Sachen. 

🔴🔴🔴🟠🟠⚫⚫⚫⚫ 05/11




The Hives - The Death of Randy FitzsimmonsTHE HIVES
the Death of Randy Fitzsimmons
Die-Ai-Wei

Ich bin definitiv zu jung, um beim zweiten Comeback der Hives wirklich zur Kernzielgruppe zu gehören und halte die Schweden inzwischen schon irgendwie für ein gut gealtertes, aber dennoch überflüssiges Relikt der Zwotausender, das Abseits der Schlammgruben der jährlichen Festivalsommer niemand mehr nötig hat. Ihr letztes Album vor mittlerweile elf Jahren hatte ich aber trotzdem noch mitgekriegt und fand es seinerzeit auch überraschend super. Und weil es schon damals mit der großen Comeback-Masche so gut klappte, hat die Band jetzt eben nochmal die doppelte Zeit bis zum Nachfolger gewartet. Wie schon Lex Hives 2012 verändert auch the Death of Randy Fitzsimmons nicht viel an der bewährten Party-Garagenrock-Formel der Schweden, was beim richtigen Songwiring ja auch auch durchaus funktionieren kann. Hier allerdings fehlt dieses meistens umfassend und viele Tracks bleiben bei eher billigen Riff-Ideen und abgegriffenen textlichen Wortwitz-Plattitüden. Das reicht immer noch für eine gewisse Restenergie, die Nachzügler*innen wie mich erkennen lässt, woher tolle Bands von später wie Graveyard oder Spidergawd einige ihrer besten Ideen hatten, zur Legacy der Hives selbst fügt es aber quasi nichts hinzu. 

🔴🔴🔴🟠🟠🟠⚫⚫⚫⚫ 06/11



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