Samstag, 21. März 2020

Komm mal klar

 [ trappig | kollektivistisch | spaßig ]

Ich habe mich ehrlich bis zum Schluss gefragt, ob das jetzt wirklich noch sein muss. Und ich meine damit nicht das Album selbst, das ist definitiv völlig unnötig. Ich meine damit eher die Tatsache, dass ich mich wirklich nochmal hier hinsetze und eine ausführliche Besprechung dazu schreibe. Dass ich mir die inzwischen zweite ellenlange Riesenplatte von Lil Uzi Vert innerhalb von zwei Wochen gleich mehrfach zu Gemüte führe und mir anschließend sorgfältig überlege, was ich darüber zu sagen habe, obwohl ich eigentlich schon nach dem ersten Durchlauf wusste, dass es so viel sicherlich nicht darüber zu sagen gibt. Ein Schnellduchlauf auf Twitter hätte es also diesmal theoretisch getan, aber ich muss halt immer aufs ganze gehen. Außerdem langweilt die Quarantäne, deshalb gibt es jetzt trotzdem diesen Post. Und zuerst gilt es dabei, diese Platte im Kontext der Lil Uzi-Diskografie irgendwie einzuordnen. Dabei könnte man es sich einfach machen und sagen, dass LUV vs. the World 2 einfach die Bonustracks seines offiziellen neuen Albums Eternal Atake sind, was allerdings ziemlich verkürzt wäre. Angesichts des Titels und des Artworks liegt tatsächlich eher die Verbindung zum 2016 veröffentlichten Mixtape des gleichen Namens nahe (also des ersten Teils davon), das in der Szene immerhin so etwas wie der Durchbruch für den Rapper war und demzufolge ein klassischer Kandidat für einen Nachfolger ist. Und was technisch gesehen zumindest dafür spricht, das hier als komplett separates Release zu behandeln, das völlig unabhängig von Eternal Atake funktioniert. Das witzige dabei: Obwohl LUV vs. the World 2 von Herstellerseite und vom Künstler selbst nach Veröffentlichung den Stempel einer untergeordneten Surplus-Veröffentlichung verpasst bekam, ist es musikalisch doch in jeder Hinsicht das bessere der beiden Alben. Nicht unbedingt ein genialer linker Haken, mit dem der kreative Totalausfall von letzter Woche komplett rehabilitiert wäre, aber immerhin eine LP, die ein bisschen mehr Abwechslung, Inhalt und künstlerische Initiative ins Spiel bringt als die Katastrophe, die sich Uzis Comeback schimpfte. Was im wesentlichen eigentlich bedeutet, dass hier etwa eine Stunde sehr konservative, aber wenigstens lebendige Trapmusik aufgenommen wurde, die irgendwie Spaß macht. Woran das so richtig liegt, kann ich aber auch nur damit benennen, dass hier einfach die gleichen Sachen besser gemacht wurden als auf Eternal Atake. Das instrumentale Backing ist knackiger, der Künstler selbst ein ganzes Stück weniger monoton und nervig, es gibt ein paar echt akzeptable Hooks und endlich auch mal gescheite Features. Vor allem letzteres ist dabei ein echter Pluspunkt dieser LP. Durch die teilweise ziemlich coolen Beiträge von Leuten wie Future, Young Thug, Gunna, 21 Savage oder Chief Keef auf fast jedem Track entsteht hier irgendwie ein Gefühl von Kollektivität, in dem sogar der furchtbare Nav mal interessant klingt. Lediglich die beiden Gastparts von Young Nudy (noch dazu in zwei aufeinanderfolgenden Tracks) sind ziemlicher Kram und werfen ein paar böse Flashbacks an die ekelhaften Mysogynie-Lines auf Eternal Atake auf. Wie gesagt, ausbaufähig ist diese Platte auf jeden Fall immer noch. Was sie aber gut macht, ist eine gewisse Lockerheit wiederherzustellen, die Lil Uzi tatsächlich schon lange mal wieder nötig hatte. Nicht erst sein Comeback hatte das Problem, dass es von sich selbst viel zu viel wollte, auch auf älteren Platten wie LUV is Rage 2 deutete sich das schon an. Mit dem chilligen Gang-Kollabo-Mixtape-Charakter, der hier plötzlich wieder da ist, kommt ein bisschen angenehme Normalität in die Musik dieses Typen und das Setting ist ein viel besseres. Es sind ja schließlich auch zwei verschiedene Sachen, ob man über schnödes Balenci-Balenci-Balenci auf einem angekündigten Opus Magnum oder einem angehängten Bonus-Tape rappt. LUV vs. the World 2 zeigt mir, dass Uzi es durchaus drauf hat, wenn er sich auf seine Stärken konzentriert und keinen kompletten Egotrip schiebt, was auf jeden Fall die gute Nachricht seiner letzten 14 Tage ist. Die Frage bleibt aber trotzdem: Warum denn nicht gleich so?



Hat was von
Lil Wayne
Funeral

Young Thug
So Much Fun

Persönliche Höhepunkte
Myron | Lotus | Bean (Kobe) | Yessirskiii | Trap This Way (This Way) | Leaders

Nicht mein Fall
Moon Relate | Money Spread


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