Sonntag, 12. November 2017

Is mir egal...

In der ersten Hälfte der Saison 2017 habe ich mich in meinen Besprechungen sehr oft darüber echauffiert, dass die Trap-Bewegung mittlerweile eine ziemlich langweilige Angelegenheit geworden sei. So sehr ich die Musikrichtung in den vergangenen Jahren auch mochte und fast alles daran feierte, so extrem war in meinen Augen seit Ende 2016 ihr Verfall. Dabbende YouTuber*innen, Fernsehwerbung mit Adidas-Jacken und Anglerhüten und Ballermann-Hits von Fruchtmax machten es zuletzt sehr schwer, noch Bock auf diese Musik zu haben und grauenvolle Veröffentlichungen wichtiger Künstler machten die Sache nicht wirklich einfacher. Die gute Nachricht ist jedoch, dass das schlimmste wahrscheinlich überstanden ist. Seit einigen Monaten höre ich neue Trap-Releases wieder ganz gerne, mit Leuten wie Bhad Bhabie, XXXtentacion oder Lil Pump sind zurzeit ein paar sehr überzeugende Newcomer am Start und die Platten von Drake, A$ap Ferg, Future und Young Thug sind unter meinen Favoriten der aktuellen Saison. Ein Album wie Without Warning kommt also für mich zu einem guten Zeitpunkt. Mit einer LP-füllenden Kollaboration von gleich drei sehr wichtigen Parteien der aktuellen Rap-Szene ist das Ding sicherlich ein krasser Hype-Faktor und eine Beschäftigung damit quasi unumgänglich. Und weil ich gerade so gut drauf bin, rechnete ich dieser Arbeit bei mir auch echt Chancen aus. Zwar bin ich noch nie der größte Fan von irgendeiner hier aktiven Partei gewesen und gerade mit Migos-MC Offset habe ich wegen seiner homophoben Äußerungen gegenüber iLoveMakkonen so meine Probleme, aber es wäre auch nicht das erste Mal, dass ich dieses Jahr positiv überrscht geworden wäre. Mein Bauchgefühl hier war also einigermaßen optimistisch. Blöd nur, dass Without Warning dann eine der langweiligsten Rap-LPs des Jahres geworden ist. Nicht wirklich schlecht oder peinlich, nur eben komplett uninteressant. 21 Savage, Offset und MetroBoomin machen hier Hiphop als Klangtapete, wie ich es selten erlebt habe und in einem Genre, bei dem es um Message und Inhalte geht, kann das einfach kein gutes Zeichen sein. Klar, die ganze Cloudrap-Geschichte hat in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass dieser Anspruch mehr und mehr subversiert wurde, aber wenn mir das in den Songs gesagte so komplett am Arsch vorbei geht wie es hier der Fall ist, dann machen die Musiker schon irgendwas falsch, oder? So gut wie alle der zehn Tracks hier ziehen beim hören an mir vorbei wie ein Luftzug, ohne bei mir auch nur die geringste Emotion hervorzurufen und dass nach 34 Minuten schon wieder Schluss ist, macht die Sache nicht wirklich besser. Wie schon gesagt: Das bedeutet nicht, dass sie schlecht sind, nur eben irrelevant. Keiner der beiden MCs und auch Beatmaster MetroBoomin blamieren sich mit diesen Songs wirklich, sie tragen aber auch absolut nichts zu meinem Empfinden über sie bei. Das geht so weit, dass ich über kaum einen Track hier ein besonderes Merkmal sagen könnte, weil sie alle so formelhaft und gleichgeschaltet sind, dass man keinerlei Charaker in ihnen erkennt. Das einzige, was explizit negativ auffällt ist, dass MetroBoomin es wohl nicht lassen konnte, in jedes einzelne Stück sein Signature-Intro reinzucutten, sodass man es hier gefühlt alle zwei Minuten hören muss. Abgesehen davon ist Without Warning für alle, die Trap nicht erst gestern entdeckt haben, wenig mehr als weißes Rauschen, dass keinerlei Spuren hinterlässt. Aber zum Glück gibt es ja inzwischen ein paar Platten, die es besser machen und die ich stattdessen empfehlen kann. Denn es war ja nicht alles schlecht im Traprap-Jahr 2017.





Persönliche Highlights: Nightmare / Disrespectful / Still Serving

Nicht mein Fall: Run Up the Racks / Darth Vader

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