Montag, 13. November 2017

Losing My Edge

Als ich vor fast sechs Jahren den (in meinen Augen noch immer großartigen) Beschluss fasste, einen Musikblog schreiben zu wollen, war es für das musikalische Klientel, in dem ich mich befand, quasi Pflicht, Converge supergeil zu finden. Gerade zu dieser Zeit war die letzte Welle des amerikanischen Posthardcore total angesagt, in der sich Bands wie La Dispute, Touché Amoré und Defeater ziemlich großzügig an den Einflüssen von Platten wie Axe to Fall, No Heroes und natürlich vor allem Jane Doe bedienten. Das Original selbst stand deshalb natürlich hoch im Kurs und als Ende 2012 ihr bis dato letztes Album All We Love We Leave Behind erschien, war der Trubel natürlich groß. Auch ich machte damals ordentlich mit und führte die LP im selben Jahr als eine meiner Favoriten der Saison auf. Aber seitdem ist selbstverständlich viel passiert. Die kurze Hardcore-Welle von damals flaute ziemlich schnell wieder ab, Converge verschwanden erstmal wieder in der Versenkung und ich musste mir eingestehen, dass ich ein bisschen einem Hype anheim gefallen war. So geil, wie ich viele Sachen der Band kennenlernte, war das meiste am Ende nicht mehr und inzwischen bewerte ich das meiste von ihnen als ganz okay. Zum Zeitpunkt, als mit the Dusk in Us ihre erste Studioplatte in fünf Jahren angekündigt wurde, war meine Reaktion zumindest ziemlich verhalten. Diese Musik repräsentierte für mich eine Art von Hardcore, die mit ihren zahlreichen, teilweise noch aus der ersten Emocore-Welle geretteten klanglichen und lyrischen Bestandteilen so gar nicht ins Jahr 2017 passt. Converge sind in meiner Welt ein bisschen eine Band von früher, die sich zwar große Mühe gibt, relevant zu bleiben (und darin nicht mal schlecht ist), aber die Zeit eben auch nicht aufhalten kann. Und so ist eben auch the Dusk in Us prinzipiell ein sehr solides, aber eben auch ein wenig altmodisches Album. Die finsteren, ruppigen Gitarrenkaskaden, die damals auf dem Vorgänger noch so cool waren, verkommen hier ein bisschen zur pathetischen Geste, Kurt Ballous sehr rockiger Signature-Produktionsstil wirkt ein bisschen angegammelt und insbesondere Jacob Bannons melancholische und schmerzerfüllte Texte sind mitunter ein bisschen cringy. Und das ist eigentlich unfair zu sagen, denn konkret falsch machen Converge hier sehr wenig. Sie spielen weiter eine sehr energische Form ihres an sich nach wie vor überzeugenden Stils und geben sich sogar Mühe, ihn ein wenig aufzupeppen, aber irgendwie packt mich das ganze nicht mehr so wie vor fünf Jahren. Vielleicht liegt das daran, dass meine Emo-Phase vorbei ist, diese Musiker alt geworden sind oder daran, dass ich gefühlvolle Momente in meiner Musik mittlerweile lieber bei the Weeknd suche, Fakt ist nur, dass mich Converge hier nicht mehr berühren. Sie sind nur noch eine gute Hardcore-Band, die ihr bestes gibt, um nicht den Weg von Boysetsfire oder Hot Water Music zu gehen. Sie sind jetzt sozusagen die Deftones des Emocore. Was immerhin eine sehr respektable Art und Weise ist, nicht mehr der coolste Hecht im Teich zu sein.





Persönliche Highlights: Under Duress / I Can Tell You About Pain / the Dusk in Us / Wildlife / Murk & Marrow

Nicht mein Fall: Thousands of Miles Between Us

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