Dienstag, 7. November 2017

Loyalty! Loyalty! Loyalty!

Leute, ich muss euch ein Geheimnis verraten. Ein Geheimnis, das für viele in meiner Position bestimmt arg peinlich wäre und für das mich der Großteil der Musiknerds unter euch sicherlich steinigen wird: Wenn ich sage, dass ich Weezer mag, dann meine ich damit nicht nur Pinkerton und das blaue und das weiße Album, sondern mehr oder weniger ihre gesamte Diskografie. Also ja, auch Make Believe. Auch das grüne Album. Auch Beverly Hills. Eigentlich alles bis auf dieses komische vorletzte Ding, wo sie das mit dem Retro-Vibe noch nicht so richtig drauf hatten. Und ich bin mittlerweile an einem Punkt angekommen, wo das für mich nicht mehr nur ein Guilty Pleasure ist, sondern an dem ich diese Vorliebe ernst nehmen kann. Weezer sind in meinen Augen als Popband fast genauso gut wie als Rockband und dass sie Anfang der Zweitausender ernsthafte Ambitionen mit ihrem Mainstream-Output hatten, ist für mich einer der cleversten Moves ihrer Karriere. Dieses Vorwissen über meine musikalischen Präferenzen zu haben ist sicher wichtig um zu erklären, warum ich jetzt auch Pacific Daydream mag. Denn nach dem im letzten Jahr wieder sehr rockigen weißen Album, das viele Fans von früher sehr entzückte, schlägt diese neue Platte wieder eindeutig Pop-Pfade ein. Müßig zu erwähnen, dass die Menschen, die nach dem Vorgänger wieder aufatmen konnten, in den letzten Wochen ziemlich sauer waren. Denn wo Weezer dort Erinnerungen an die großen College-Rock-Tage der Neunziger ausgruben und dabei auch noch sehr überzeugend klangen, ist hier so ziemlich das Gegenteil der Fall: Zweitausender-Travis-Refrains, EDM-Anspielungen, Akustikgitarren und Texte über Partys und Drogen von Rivers Cuomo, die ungefähr so glaubwürdig sind wie die Texte über Partys und Drogen bei Coldplay. Das alles ist natürlich dann einigermaßen poliert und selbst wenn die Band sich noch so große Mühe gibt, nicht besonders lebensnah. Aber es bleibt dabei: Niemand prostituiert sich so schön wie Weezer. Denn die können es mittlerweile richtig gut. Hooks wie die von Get Right, Mexican Fender oder Feels Like Summer könnten locker auch von Ed Sheeran oder einem beliebigen ehemaligen One Direction-Mitglied sein, elektronischer Club-Sound steht den College-Gitarren der Jungs vorzüglich und die stromlinienförmige Format-Produktion rundet das ganze perfekt ab. Im Sinne eines formvollendeten Poprock-Albums macht Pacific Daydream also ziemlich viel richtig. Die teilweise etwas peinlichen lyrischen Entscheidungen und die Tatsache, dass diese Musik von Menschen stammt, sie Straff auf die Fünfzig zugehen, kann zumindest ich deshalb als Nebensächlichkeiten abtun. Oder kann zumindest mit Recht behaupten, dass das letzte Album davon genauso wenig frei war. Und wenn man mich fragt, steht ihm diese neue LP um keinen Deut nach. Sie ist stilistisch vielleicht am komplett anderen Spektrum des weezer'schen Songwritings zu finden, aber mir zeigt das nur ein weiteres Mal, dass diese Jungs beides können. Und wenn euch Indie-Heulsusen das nicht gefällt, hoffe ich einfach, dass Weezer es damit auch wieder ins Radio schaffen und ihr so richtig was davon habt 😜.





Persönliche Highlights: Mexican Fender / Feels Like Summer / Happy Hour / Weekend Woman / QB Blitz / Sweet Mary / Get Right / La Mancha Screwjob

Nicht mein Fall: Any Friend of Diane's

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