Samstag, 25. November 2017

United by Noise

Wenn es in den letzten Jahren eine Band gibt, als deren Fan ich mich bezeichnen würde, obwohl ich ihre Platten ehrlich gesagt gar nicht mal sooo geil finde, dann sind das wahrscheinlich Full of Hell. Sicher, einen Großteil ihres bisherigen Materials habe ich schon eher positiv aufgenommen und ich finde ihren Output auch sehr kreativ, doch ist das bei ihnen irgendwie nicht der springende Punkt. Denn was mich an ihnen seit langem so fasziniert, ist die Art und Weise, wie sie mit anderen Künstler*innen zusammenarbeiten. Wenn man mich fragt, wird die Musik des Quartetts aus Pennsylvania erst so richtig interessant, wenn sie daran nicht allein beteiligt sind und zu meinem Glück ist dann auch so gut wie jede zweite ihrer LPs eine Kollaboration. Als ich sie 2014 für mich entdeckte, arbeiteten sie gerade mit der japanischen Noise-Legende Merzbow zusammen, bereits zwei Jahre vorher gab es eine Split mit Code Orange (bevor die cool waren) und letztes Jahr war mit Nails eine weitere Szene-Legende gemeinsam mit ihnen aktiv. Das bisher engste Verhältnis besteht bei ihnen jedoch seit 2016 mit der Avantgarde-Sludge-Band the Body. Mit den ebenfalls sehr kollaborationsfreudigen Portlandern entstand bereits im vergangenen Frühjahr ein gemeinsames Album und dass die beiden nun gerade mal zwei Jahre später schon wieder zusammen zu hören sind, zeugt definitv von einer sehr guten Chemie. Und in meinen Augen hört man das mittlerweile auch. Schon die erste LP der beiden, One Day You Will Ache Like I Ache, wurde damals zum Internet-Geheimtipp für die ganz harten edgy Teens und mit Ascending A Mountain of Heavy Light legen die beiden Bands in meinen Augen sogar noch einen drauf. Denn wo das "Debüt" der beiden sich noch damit zufrieden gab, mehr oder weniger die Stile beider Acts schick zu kombinieren, sind diese acht neuen Tracks definitiv ganz weit abseits jeglicher musikalischer Definitionsbereiche und größtenteils einfach nur noch Klangkunst. Zwar hält sich die Platte noch ein bisschen am Grashalm der Populärmusik fest, doch das auch nur, um ihre ungebündelte Kreativität wenigstens in irgendeinen Rahmen zu verpacken. Denn abgesehen davon gibt es hier keine Regeln: Synthetischer Noise trifft auf Slowmotion-Grindcore, Drone auf Death Grips und Industrial, und für die nötigen Farbspritzer sorgt eine Prise Free Jazz. Das allein sollte reichen um klarzustellen, dass das hier alles andere als ein einfaches Album ist. Nichtsdestotrotz ist das, was the Body und Full of Hell da machen, einigermaßen genial. Dylan Walkers und Lee Buffords Faible für programmierte Musik erlebt hier ganz neue Dimensionen und es ist schön mit anzusehen, wie sich beide auf ihrer vielleicht ersten primär elektronischen Platte austoben können. Von Surround-Frickeleien über Songs, die mit Rauschen arbeiten bis zu preparierten Drums ist hier sehr viel spannendes dabei, weshalb ich auch dringend empfehle, dieses Album mit den bestmöglichen Kopfhörern zu genießen. Denn erst wenn man das volle klangliche Spektrum dieser Musik erlebt, wird wirklich klar, warum ich Ascending A Mountain of Heavy Light zu den besten Arbeiten zähle, die beide Bands je veröffentlicht haben. Wobei man ab diesem Punkt fast schon von einer einzigen Band sprechen könnte, denn wie zwei verschiedene Partienen klingen the Body und Full of Hell spätestens hier nicht mehr. Man erlebt nicht häufig, dass zwei Acts stilistisch so symbiotisch ineinander fließen und nicht zuletzt deshalb hoffe ich, dass diese LP nicht die letzte Kollaboration der beiden war.





Persönliche Highlights: Light Penetrates / Didn't the Night End / Our Love Conducted With Shields Aloft / Master's Story

Nicht mein Fall: -

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