Mittwoch, 1. November 2017

10 Songs im Oktober 2017 (Gorillaz, Wanda, Negroman, the World is A Beautiful Place..., Mine & Fatoni und und und)
























1. WANDA
Weiter, Weiter
Anhören
An einem guten Opener ist eine Platte von Wanda noch nie gescheitert und auch die neueste LP Niente bekommt zumindest das zu meiner vollen Zufriedenheit auf die Reihe. Weiter, Weiter trägt das Gefühl der ersten beiden Alben weiter in sich, aber schaut bereits in andere Richtungen und trägt schon jede Menge Melancholie in sich. Inhaltlich lässt sich hier außerdem ein leichter Abgesang an den lebensbejaenden Hedonismus erahnen, für den Wanda bisher immer standen. Vor allem ist es aber einer der wenigen Songs der Platte, die auch ohne Albumkontext funktionieren und die man sich auch so immer wieder anhören will.

2. MINE & FATONI
Tattoo
Anhören
Es war in meinen Augen eine ziemlich gute Entscheidung, dass Fatoni sich bei seinem neuen Kollabo-Album mit Mine bis auf weiteres von größeren Autotune-Eskapaden fernhielt, denn zum Stil der Platte hätte es nicht wirklich gepasst. Trotzdem ist mein persönlicher Favorit auf der LP dann doch einer mit Autotune, mit ziemlich viel sogar. Dass dem so ist, liegt aber nicht daran, dass ich dieses Stilmittel vermisst habe, sondern dass es Tattoo auf eine mysteriöse Weise dramatischer macht. Und zusammen mit Mines trockenem, schnippischen Pop-Refrain klappt es insgesamt einfach. Einer der besten, weil ungewöhnlichsten Tracks auf Alle Liebe nachträglich.

3. THE WORLD IS A BEAUTIFUL PLACE & I AM NO LONGER AFRAID TO DIE
Infinite Steve

Anhören
Von allen bisherigen Alben von TWIABP ist Always Foreign sicherlich das mit den wenigsten offensichtlichen Hits und auch sein Closer Infinite Steve ist eher ein seltsamer Slowburner. Doch macht ihn das auch zu einem der dramatischsten Dongs auf der Platte und mit seiner mehrteiligen und komplexen Struktur zeigt er diese Band ein weiteres Mal von ihrer wenig erforschten progressiv-sinfonischen Seite. Und vielleicht reicht das ja, damit dieser Track zwischen all den tollen Emo-Hymnen bestehen kann. Im Zweifelsfall ist er aber immer noch die größte Emo-Hymne, die TWIABP 2017 gemacht haben.

4. NEGROMAN
Pool's Closed
Anhören
"Flip den Loop so scheiß dope, dass sogar die Mundharmonika Soul hat" versprach Negroman letztes Jahr in Kein Platz im Bus für Opas, und zuviel versprochen hat er nicht. Pool's Closed von der neuen Sequel-EP verwendet tatsächlich einen Mundi-basierten Beat und der ist dann auch noch der mit Abstand beste auf der Platte. Das nicht nur an sich, sondern weil er auch die schwermütige Message des Songs wunderbar trägt und die Nummer noch mal zum vielleicht finstersten Negroman-Stück bisher macht. Definitiv einer der auffälligeren Tracks seiner ja noch sehr überschaubaren Diskografie.

5. FOUR TET
You Are Loved
Anhören
Einer der Gründe, warum New Energy von Four Tet im Oktober meine Platte des Monats geworden ist, sind seine wunderbaren Minimal- und Ambient-Passagen, die mit den kleinstmöglichen Rhythmen die größtmöglichen Effekte erzielen. Und kein einzelner Track schafft genau das besser als You Are Loved als goldene Mitte der LP. Beginnend mit seiner schwer atmenden und meditativen Synthpassage plätschert sich der Track nach und nach zurecht, nimmt Drum & Bass mit, wird zum Ende hin nochmal arg blubberig und schließt am Ende doch wieder sehr ätherisch. Kieran Hebden ist hier auf sehr einfache Weise ein großartiger Elektro-Song gelungen, der vielleicht zu seinen besten gehört.

6. SHOW ME THE BODY
K-9
Anhören
Bisher waren Show Me the Body aus New York für mich nicht mehr als ein billiger Verschnitt von Death Grips mit etwas stärkeren Rock-Anteilen, doch ihr neuer Song lässt mich dieses Urteil noch mal überdenken. Zum ersten, weil sich die Band hier doch eindeutig in Richtung Hardcore-Punk positioniert und eher nach Joe Strummer als nach MC Ride klingt und zweitens, weil der Song wahnsinnig genial ist. Dieses Jahr war gutes Egalwas-Core-Material schon wieder äußerst rar und nun kurz vor Ende doch noch einen richtigen Brecher vorgesetzt zu kriegen, befriedigt ungemein. Wenn nicht noch etwas außergewöhnliches passiert, kann sich K-9 den Titel "Beser HC-Hit des Jahres" schon krallen.

7. GORILLAZ FEAT. LITTLE SIMZ
Garage Palace
Anhören
"Geil, ein Gorillaz-Song! Und auch noch mit Little Simz drauf!", hätte ich vielleicht früher gesagt, wenn ich den Caption des Videos gesehen hätte. Traurigerweise hat jedoch Damon Albarns Bandprojekt seit diesem einen letzten Album (ähem!) mein Vertrauen mehr oder weniger komplett verloren und es war genau andersrum: Ich freute mich auf einen Track mit Little Simz und wollte mal gucken, was die Gorillaz wohl beitragen würden. Glücklicherweise ist das erwünschte Szenario eingetreten und die eigentlichen Hauptakteure stellen hier nur den Beat, auf den Simz dann nach Herzenslust ihren ultrageilen Flow ausbreiten kann. So ist Garage Palace am Ende zwar eher ein Song von ihr, doch das ist auch gut so. Momentan ist sie nämlich mit Abstand die coolere Künstlerin.

8. INJURY RESERVE
Boom (x3)
Anhören
Aufgrund des finsteren Videos und den ebenfalls wesentlich weniger angenehmen Themen der neuen EP hatte ich zunächst gedacht, Boom (x3) wäre wesentlich ernster gemeint. Tatsächlich ist er aber nicht mehr als der obligatorische Banger, den es eben auch hier gibt und als solcher sogar gar nicht übel. Über einen wieder sehr minimalistischen Jazz-Beat (der schon seeehr nach dem von Oh Shit!!! von vor zwei Jahren klingt 😉) ballern Ritchie With A T und Steppa einige ihrer besten Angeber-Lines, die trotz der Wiederholung des Themas kein bisschen ausgelutscht sind. Vielleicht einer der eher wenig kreativen Songs auf der neuen EP, aber immer noch kreativer als die meisten anderen...

9. LINDSTRØM FEAT. JENNY HVAL
Bungl (Like A Ghost)
Anhören
Das hier ist jetzt noch mal ein bisschen Kunst, aber wer Jenny Hval bisher schon mochte, dem könnte das durchaus gefallen. Außerdem war gestern ja Halloween, und da passt dieser Track durchaus. Wenn mich Bungl an eines erinnert, dann vielleicht an eine düsterere, experimental-elektronische Version von Madonnas Vogue, wobei es hier auch auffällige Piano-Samples gibt und Hval in ihren seltsamen, Mantra-artigen Spoken Word-Passagen die ganze Zeit von Black Metal redet. Allein diese Beschreibung dürfte zeigen, dass besagter Track ein wenig seltsam ist und mit sieben Minuten ist er auch zeitlich nicht gerade entgegenkommend. Die Konfrontation lohnt sich trotzdem, würde ich sagen.

10. PRURIENT
Naturecum
Anhören
Wenn ihr Bungl geschafft habt, kommt hier Level 2. Ein vierzehnminütiger Dark-Ambient-Avantgarde-Noise-Track von Prurient ist keine leichte Angelegenheit. Doch wenn man bedenkt, dass Naturecum im nächsten Jahr auf einem dreistündigen, sieben LPs umfassenden Projekt erscheinen soll, sind das ja quasi Peanuts. Und auch wenn ich bis jetzt nicht vorhabe, mir dieses anzuhören, dieser Song macht eigentlich alles richtig. Mit großartiger Produktion, schrillenden Höhen und ohrenbetäubenden Bässen fängt Dominick Fernow eine packende Grusel-Atmo ein, die trotz schwermütiger Monotonie sehr gut über die Zeit trägt und tatsächlich irgendwie Bock macht. Warum dann also nicht gleich drei Stunden?

CWTE auf Facebook

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen