Dienstag, 31. Oktober 2017

From Loki with Love

Wenn es um spannenden, neuartigen und experimentellen Deutschrap geht, empfahl es sich eigentlich schon immer, auf die Künstler*innen des Mainzer Labels Sichtexot zu achten. Leider habe ich das letztes Jahr viel zu spät gemerkt, weshalb mir großartige selbstbetitelte Debüt ihres prominenten Signees Negroman, mit Sicherheit eines der besten Hiphop-Alben der Saison, erst auffiel, als diese schon vorbei war. Der Kölner MC, hinter dem sich niemand geringeres als Loki vom Rap-Duo Luk & Fil versteckt, verblüffte darauf mit unglaublich angenehmem Jazz-Rap, den er mit der bei ihm üblichen verkünstelten Wortklauberei verband und sich damit zwar gegen den Trend positionierte, aber dort unglaublich souverän war. Vor allem zeigte er aber, dass so etwas eben scheißegal ist, wenn man gute Songs schreibt. Und von denen gab es weiß Gott viele. Wer Beweise braucht, muss sich einfach nur mal From Uwe with Love, Kein Platz im Bus für Opas, Auch ein Negroman hat Gefühle oder Schlüsselloch anhören, um genau so hyped zu sein wie ich. Und dementsprechen ist es mir eine große Freude, jetzt auch endlich eine aktuelle Veröffentlichung dieses Künstlers zu besprechen, selbst wenn es nur eine EP ist. Wobei auch das eigentlich relativ ist, denn auch auf dem Kleinformat zeigt sich Negroman von seiner Schokoladenseite. Wer die Sachen vom Debüt schon mochte, für den ist bei Sequel wahrscheinlich der Name Programm. Und damit meine ich nicht, dass es sich hier um eine schlechtere Fortsetzung handelt. Im Gegenteil: Durch die knackige Spielzeit von 24 Minuten besiegt diese Platte die einzige Schwäche, die das Album letztes Jahr hatte, nämlich seine stellenweisen Längen. Und weil von den acht Songs hier auch keiner wirklich schlecht ist, hört sich das Gesamtergebnis unglaublich knackig und fett an. Highlights wie Vibe oder Werbung, Nejromunn oder Pool's Closed übernehmen das erfolgreiche Rezept des Debüts und basteln daraus noch mehr fantastische Tracks, mit Schlüsselloch wurde außerdem auch ein Song jenes Albums um sehr gute Features von Athony Drawn und Lunte ergänzt. Die Tatsache, dass es mehr auch nicht ist, klingt dabei erstmal schlimmer, als es in Realität aussieht. Sequel hat am Ende des Tages keinen höheren Anspruch, als eine Nachbereitung der großen LP zu sein und noch ein paar zusätzliche Nummern rauszuhauen, was auch fabelhaft funktioniert. Darüber hinaus gibt es erstmal nichts zu tun. Die EP ist damit logischerweise eher etwas für Fans von Negroman, und Neueinsteiger beziehungsweise Laufkund*innen werden daran wohl eher wenig Wert sehen. Da ich aber Fan bin, ist die Begeisterung über diese Songs ziemlich groß und auch wenn es hier quantitativ weniger zu holen gibt, ist Sequel für mich quasi gleichbedeutend mit dem Album. Auf jeden Fall wird es wieder ein paar Tracks geben, die bei mir in Heavy Rotation laufen werden und bis Loki wieder etwas größeres macht, sollte das erstmal reichen.





Persönliche Highlights: Nejromunn / Flaschenöffner / Vibe oder Werbung / Block / Pool's Closed / Schlüsselloch

Nicht mein Fall: -

CWTE auf Facebook

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen