Dienstag, 31. Oktober 2017

Schnelldurchlauf: Oktober 2017 (Kadavar, Miley Cyrus, Mark Kozelek, Slime und und und)

INJURY RESERVE
Drive It Like It's Stolen EP
Nach den zwei großartigen ersten Alben von Injury Reserve versucht das Hiphop-Trip aus Los Angeles hier, ein paar neue Impulse in ihren sehr liberalen Boombap-Stil einfließen zu lassen. Und obwohl viele Ergebnisse dabei wie immer ziemlich cool ausfallen, bin ich doch froh, dass Drive It Like It's Stolen kein vollwertiges Album ist, sondern nur eine EP. Denn so richtig warm werde ich mit einigen Sachen hier noch nicht so richtig. 7/11

SLIME
Hier & Jetzt
Es ist keine Frage, dass Slime eine der ehrenwertesten Punkbands der Bundesrepublik sind und ohne ihre Impulse in den Achtzigern die heutige Szene undenkbar wäre. Doch es ist auch glasklar, dass die Hamburger mit ihren platten Parolen und Drei-Akkord-Schrammelriffs in der momentan sehr aktiven und musikalisch hochwerigen Bewegung nicht mehr viel zu sagen haben. Hier & Jetzt müffelt nach Vergangenheit und bleibt stilistisch und inhaltlich weit hinter jüngeren Künstler*innen zurück. 3/11

MILEY CYRUS
Younger Now

Ich mochte Mileys etwas ~experimentelleren~ Output in den letzten Jahren eigentlich ganz gerne, doch ihr neuester Stilbruch zurück in Country-Gefilde ist nicht im Geringsten mein Fall. Zwar ist hier nicht alles so schlimm wie die Singles Malibu und der Titelsong, doch auch wirkliche Highlights gibt es wenige. Mag sein, dass die Sängerin in diesem Stil nun wirklich "angekommen" ist, aber sollte dem so sein, dann ist auch die Zeit vorbei, in der ich mich für ihre Musik interessiert habe. 5/11

KADAVAR
Rough Times
Wenn man sich damit abgefunden hat, dass Kadavar wohl nie wieder die coole Protometal-Keule sein werden, als die sie vor fünf Jahren bekannt wurden, ist Rough Times gar kein so schlechtes Album. Zumindest ist es an vielen Stellen weniger peinlich als das schwanzrockig müffelnde Berlin von 2015. Allerdings braucht man sich auch nicht einbilden, dass Kadavar hier bessere Musik machen als 90 Prozent der anderen Bands, die mal bei ihnen abgeschaut haben. 6/11

PRIMUS
the Desaturating Seven
Nach dem großartigen Titeltrack als Leadsingle vor ein paar Monaten war ich auf dieses Album eigentlich sehr gespannt und interessierte mich zum ersten Mal wirklich für die Musik von Primus. Doch da the Desaturating Seven am Ende eher einem klanglich untermalten experimentellen Hörspiel gleicht als einer LP, war diese Vorfreude schnell erledigt. Am Ende ist das hier zwar nicht übel, aber von den guten Momenten hier gibt es einfach nicht genug. 7/11

MARK KOZELEK WITH BEN BOYE & JIM WHITE
Mark Kozelek with Ben Boye & Jim White
Mark Kozeleks dritte Kollabo-LP in diesem Jahr ist eine der besseren, wenngleich auch nichts wirklich neues. Zusammen mit Ben Boye und Jim White von Dirty Three (💙) verfolgt er weiter das Bandleader-Konzept, das bereits auf seinem Sun Kil Moon-Album vom Februar sehr gut funktionierte. Das bedeutet zwar, dass sie Songs hier ziemlich solide sind, aber er genau das gleiche dieses Jahr auch schon besser gemacht hat. 8/11

DIE! DIE! DIE!
Charm. Offensive.
Die neuseeländischen Shoegaze-Punker Die! Die! Die! hatten bis dato immer einen Platz in meinem Herzen, aber nichts täuscht darüber hinweg, dass diese neue Platte ihre bisher schwächste ist. In zwölf stilistisch ziemlich ideenlosen Songs schreiben sie Mistgabelmob-Stücke gegen moderne Technologie und soziale Netzwerke, was schon irgendwie ziemlich Punk ist, aber in vielen Momenten auch einfach nur paranoid. 6/11

CHAD VANGAALEN
Light Information
Ich hatte gehofft, dass Chad Vangaalen mit diesem Album endlich aus der Abstellecke der Auswechlungs-Ty Segalls ausbricht und zeigt, was er wirklich drauf hat. Leider ist Light Information dann wieder nur so ein halbgares, standardmäßiges Garagen-Ding geworden, das weder für den Künstler selbst noch für den Rest der Welt irgendwie spannend ist. Und allmählich beginne ich zu glauben, dass dieser Typ am Ende gar keine geheimen Talente besitzt. 7/11

KING KHAN
Murderburgers
Mit seinen Bands the Shrines und the BBQ Show war King Khan in den Nullerjahren einer der heimlichen Helden der Untergrund-Surfrock-Szene, doch auf seinem ersten Soloalbum merkt man von diesem Legendenstatus wenig. Murderburgers klingt unfassbar zahm, ziemlich poliert und hat sehr wenig von seinem früheren Output. Definitiv eines der weniger gelungenen Comebacks des Jahres. 7/11

THE FRONT BOTTOMS
Going Grey
Man neigt dazu, zu unterschätzen, wie stabil der Output der Front Bottoms bis hierhin gewesen ist, bis man merkt, dass sie mit Going Grey ihr erstes nicht ganz so gutes Album gemacht haben. Der etwas poppigere Ansatz, der auf dem Vorgänger noch so gut funktionierte, verliert hier viel von seinem Charme, wodurch die Songs leiden. Nichtsdestotrotz alles andere als ein misslungenes Album und immer noch eine der wenigen wirklich guten Gruppen der Poppunk-Szene. 8/11


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