Montag, 16. März 2020

Die Idee ist gut

 [ krautrockig | groovig | cool ]

Selbst als jemand, der in den Anfangsjahren noch ein sehr großer Skeptiker ihres Outputs war und stets die Suppe im Haar ihrer Platten suchte, muss ich mittlerweile zugeben, dass Odd Couple sich gemacht haben. Die stilistische Nische, die die Berliner seit ein paar Jahren im deutschsprachigen Psychrock besetzt haben und die genau die richtige Balance zwischen groovigem Kraut-Beat, hipsteriger Ironie und echtem Pop-Gefühl tifft, hat sie auch in meinen Augen von künstlerisch planlosen Trittbrettfahrern zu einer echten Kraft in der lokalen Rock-Landschaft gemacht und macht seit einiger Zeit auch einfach echt Spaß. Insbesondere auf ihrem 2018 veröffentlichen letzten Album Yada Yada ist zumindest ein Großteil meines ursprünglichen Unmutes gegenüber der Band von mir abgefallen und ich musste anerkennen, dass sie mit dieser Musik etwas spannendes und prinzipiell cooles schaffen. Das heißt konkret, dass ich zwar noch immer gewisse Vorbehalte gegen individuelle Umsetzungen hege, aber die musikalische Richtung von Odd Couple generell eine sehr schicke ist. Wodurch sich inzwischen die Frage erübrigt, ob der künstlerische Plan ihrer jeweiligen aktuellen Platte nun per se hinhaut, sondern man nur noch herausfinden muss, ob das auch in der Praxis umsetzbar ist, sprich ob sie gute Songs schreiben. Und da sah es bisher doch noch recht durchwachsen aus. Yada Yada hatte zwar geniale Bretter wie Bokeh 21 oder den Titelsong, die sich in meiner Erinnerung als grandiose Rocksongs festgesetzt haben und für mich immer noch Hymnen sind, aber eben auch ein paar Tracks, die mich rückblickend nicht mehr so in Verzückung versetzen. Letzteres kann sehr frustrierend sein, weil es bei diesen beiden Typen (sie sind inzwischen wieder zu zweit) oft nicht an der eigentlichen Idee scheitert, sondern an individuellen Entscheidungen, die diese manchmal ein bisschen vermasseln. Und das ist ein Problem, das leider auch Universum Duo zu großen Teilen hat. Das ist in diesem Fall besonders ärgerlich, denn rein theoretisch ist das hier die Platte, die ich mir von Odd Couple schon immer gewünscht habe: Sie ist die erste, die konsequent komplett auf deutsche Texte setzt, klanglich das Konzept von Yada Yada zementiert und sich ästhetisch in einer Ansprechenden Mischung aus Retro-Kitsch, Spaßrock und postmoderner Großstadt-Depression findet. Und wieder gibt es dabei die großartigen Momente, die der Vorgänger schon hatte. Tracks wie Wand, A Dada oder Dübelmann sind in vielen Hinsichten genau die Nummern, die ich von dieser Band am liebsten höre: Deftige Kraut-Bretter mit versteckter Melodie-Sensibilität, zitierbaren Texten und einem Häppchen experimenteller Coolness, die sie am Ende doch nicht zu zugänglich macht. In solchen Tracks zeigt sich nicht nur, dass Odd Couple ihre optimale Ausrucksform gefunden haben, sondern auch, dass sich diese kreativ fortsetzt. Nur leider passiert das nicht überall so kreativ wie hier. So haben beispielsweise Geld oder Sentimental ein cooles Grundsongwriting, aber sind entweder die Texte zu cringy, die Komposition ist nicht wirklich catchy oder beides. An anderen Stellen wie Über den Zaun fressen oder 10 Bier bitte fehlt der musikalische Plan sogar komplett. Die Songs haben strukturell die gleiche Form wie die besten Sachen hier, entbehren aber jenem Inhalt, der sie in Umsetzung auch spannend macht. Und daran scheitert letztendlich einfach so vieles, dass es einfach nur schade ist. An extrem vielen Stellen steckt in Universum Duo ein großartiges Album und der Sound und die Ästhetik, die Odd Couple hier erzeugen ist voll mein Ding, aber bleibt es kompositorisch leider recht durchschnittlich. Weshalb das hier nur das potenziell beste Album der Berliner ist. Und dass ich auf die LP, in der sich ihr großartiges Talent wirklich durchsetzt, weiter warten muss.



Hat was von
Dÿse
Sag Hans zu mir

Oh Sees
A Weird Exits

Persönliche Höhepunkte
Wand | Dübelmann | A Dada | Raumspace

Nicht mein Fall
10 Bier bitte | Über den Zaun fressen

1000kilosonar bei Twitter

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