Dienstag, 15. Dezember 2020

Banana Brain

King Gizzard & The Lizard Wizard - K.G. 


[ mikrotonal | nudelig | groovy ]

2020 war das Jahr, in dem King Gizzard & the Lizard Wizard ihr zehnjähriges Bestehen feierten, acht davon sind inzwischen vergangen, seitdem die Australier ihr erstes vollwertiges Album veröffentlicht haben. Wie die allermeisten ihrer Fans kenne ich die Band aber erst seit ungefähr viereinhalb Jahren, ganz konkret von ihrem großen Durchbruch 2016 mit Nonagon Infinity. Und obwohl auch ich von ihrer Musik seitdem immer wieder überrascht, begeistert und verblüfft war und ich mich durchaus als Fan bezeichnen würde, muss ich auch zugeben, dass seit Mitte der letzten Dekade der Output der Gruppe alles andere als Unfehlbar war. Zu den knapp zehn Platten, die es von ihnen aus dieser Zeit gibt, gehören tolle Nummern wie Gumboot Soup oder das diesjährige Live-Spektakel Chunky Shrapnel, aber eben auch seltsame bis fragwürdige Projekte wie Murder of the Universe oder Infest the Rats Nest, die mich sehr stutzig machten. Und ich weiß nicht ob es nur mir so geht, aber wann immer ich die Diskografie von Gizzard vor Augen habe, erscheinen mir vor allem zwei Platten nach wie vor als die nachhaltigen Highlights, auf deren Entsprechung ich seit deren Veröffentlichung ein bisschen warte. Zum einen natürlich Nonagon Infinity, das mich damals in den bunten Hyperkosmos dieser Band entführte, zum anderen dessen direkter Nachfolger Flying Microtonal Banana vom Februar 2017. Wobei zumindest bei letzterem nun anscheinend meine Gebete erhört wurden, denn mit K.G. veröffentlichte die Band vor einigen Wochen so etwas wie dessen halboffiziellen Nachfolger. Halboffiziell deshalb, weil es zwar keine namentliche oder inhaltliche Verwandschaft zum 'Bananen-Album' gibt, aber das kompositorische Konzept doch ein und dasselbe ist. Denn zum zweiten Mal in ihrer Karriere widmen sich King Gizzard hier dem Phänomen der mikrotonalen Musik, also der weirden Welt all der Noten, die sich zwischen den definierten Normie-Tönen sämtlicher landläufiger Tonleitern befindet. Doch wo das eher nerdiges Beiwerk für die theoretisch bewanderten ist, bin ich vor allem von der klanglichen Ausrichtung dieses Gizzard-Phänotyps hin und weg. Denn gerade von besagtem ersten Album 2017 kam bei dieser Band die Faszination für die Grooves nordafrikanischer Desertrock-Bands, ulkige Bluesmotive und exotische Instrumentierungen. Weshalb die erfreuliche Nachricht lautet: K.G. ist nochmal eine ganze Ecke bunter aufgebaut. Wo Songs wie Honey oder Straws in the Wind die schnuffligen Boogie-Motive weiter erforschen, die Platten wie Fishing for Fishies zuletzt in den Gizzard-Canon einführen, ist ein Hungry Wolf of Fate einem ganz alten Tommy Iommi-Brett sehr ähnlich und Intrasport klingt, als würde Ty Segall auf einer anatolischen Hochzeit spielen. Für Fans der Band, die ihr klangliches Spektrum mal wieder richtig ausgeschöpft sehen wollen, ist K.G. also definitiv eine Wonne. Wobei ich auch sagen muss, dass es in all seiner Vielschichtigkeit nicht ganz so zugänglich ist wie seinerzeit Banana. Das bedeutet nicht, dass es schlecht ist, nur dass ich hier ein paar mehr Anläufe brauchte, um seine Vorzüge als solcge zu erkennen. Dass dem so ist, ist aber auch kein Wunder, schließlich hatten die Australier das letzte Mal mit Rattlesnake ihren bis heute besten Track als Opener. Der Einstieg hier ist mit dem Wüstensturm-Sample und dem Titeltrack, der das Motiv aus Billabong Valley von Banana aufnimmt, auch echt clever, aber eben nicht so ein Banger. K.G. ist eher die Weiterführung der gemütlich plätschernden Deep Cuts daraus. Das an sich ist super okay, weil die sehr kreativ gemacht sind, aber ich will ehrlich sein: Mein Verlangen nach dem Spirit des Bananenalbums befriedigt es nicht immer. In der Diskografie der Australier in den letzten fünf Jahren zählt es dabei definitiv zu den besseren Alben, trotzdem eher auf eine befriedigende als begeisternde Weise. Am Ende des Tages ist es wahrscheinlich auch der Punkt, an dem ich endgültig akzeptieren muss, dass King Gizzard & the Lizard Wizard keine Band sind, die gerne zurückschaut und es irgendwie auch gut und richtig ist, dass sie sich nicht einfach wiederholen. Nur warte ich eben noch auf das Album, das den beiden Fanfavoriten ihrer heißen Phase ernsthaft am Stuhl sägen könnte. Und das haben fast fünf Jahre und zehn Longplayer bisher nicht produziert. Eine gewisse Skepsis kann man als Fan also langsam haben. Auch wenn das nichts daran ändert, dass ich nach wie vor jeden Furz den diese Band macht mit großer Leidenschaft verfolgen werde.


Hat was von
Morwan
Зола-земля
 
Goat
Commune

Persönliche Höhepunkte
K.G.L.W. | Minimum Brain Size | Straws in the Wind | Ontology | Intrasport | Honey | the Hungry Wolf of Fate

Nicht mein Fall
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