Mittwoch, 9. Dezember 2020

Kein guter Jahrgang

Future & Lil Uzi Vert - Pluto x Baby Pluto  


[ drippig | einförmig | kopfnickend ]

Dass 2020 meiner Meinung nach weder für Future noch für Lil Uzi Vert eine besonders formstarke Saison war, sollte ob meiner diesjährigen Besprechungen über sie inzwischen klar geworden sein. Beide repräsentierten für mich in den letzten Monaten eine herangehensweise an Cloudrap, die ich ziemlich unnötig und zynisch fand, beide wurden auf ihren Platten Opfer ihrer eigenen Quantität an Output und beide machten dieses Jahr eine der langweiligsten Formen von Rapmusik, die auf dem Markt zu finden waren. 2020 hätte in jedem Fall gut ohne ein weiteres Release von ihnen auskommen können, Geduld dafür hatte ich zumindest nur noch wenig übrig. Dennoch muss ich auch zugeben, dass mich ob der Veröffentlichung von Pluto x Baby Pluto vor einigen Wochen wieder ein bisschen die Hoffnung packte und ich mir Mühe geben wollte, diesem Release ohne böse Vorurteile zu begegnen. Was im wesentlichen mit dem ziemlich einwandfreien Katalog zu tun hat, die Future in den letzten fünf Jahren in Sachen Kollaborationen aufgebaut hat. Seit seiner Kickoff-Partnerschaft What A Time to Be Alive mit Drake 2015 hat der MC aus Atlanta in den Folgejahren gemeinsame Platten mit Young Thug und JuiceWRLD aufgenommen, die meiner Meinung nach allesamt zu den besten Einträgen in seiner Diskografie zählen. Und dass er diesen Move mit Lil Uzi wiederholen würde, war absolut kein Ding der Unmöglichkeit. Bei aller Kritik, die ich diese Saison an ihm hatte, sehe ich ihn doch keinesfalls als untalentierten Rapper und ähnlich wie bei Young Thug vor drei Jahren findet Future hier einen Partner mich echter Starpower, der das hier zu einem Prestigeprojekt macht, für das es sich lohnt, tief in die Trickkiste zu packen. Und sagen wir mal so: Pluto x Baby Pluto ist auf jeden Fall das beste Stück Musik, das beide Künstler 2020 gemacht haben. Mit einigem Abstand sogar. Dass es zufriedenstellend ist, bedeutet das aber keinesfalls. Viel eher reproduziert es weiterhin viele Probleme, die ich auch mit ihren letzten Platten schon hatte. Mit gerade Mal einer knappen Stunde hält es sich in der Spieldauer wieder etwas zurück (was gut ist!), doch klingt vieles hier immer noch nach zu wenigen Ideen für zu viel Material. Der Flow der LP ist ziemlich monoton und das nur selten auf die coole, vibende Art, musikalisch wird konsequent die klangliche Blaupause von Travis Scott durch den Dreck geschliffen und in so vielen Momenten geht den Songs einfach jegliche Kreativität ab. Innerhalb dieser Problemzonen schaffen es Future und Uzi jedoch, sich kompositorisch ein bisschen zu stabilisieren und zumindest eine handvoll halbwegs starker Tracks zu performen. Ein Mask Off oder XO Tour Lif3 ist vielleicht nicht ganz dabei, dafür aber ein paar ganz veritable Kopfnicker wie Rockstar Chainz oder Bought A Bad Bitch. Im Opener Stripes Like Burberry schaffen die beiden es sogar, ein ziemlich cooles lyrisches Motiv über emotionale Abstumpfung im Angesicht von Gewalt und Ungerechtigkeit zu etablieren, das mich ziemlich überrascht hat. Außerdem ist das Album als ganzes angenehm kohärent und zieht wenigstens das Tempo durch, das es zu Anfang aufbaut. Wenn es richtig gut läuft, entstehen hier diese tollen Traprap-Momente, in denen man über mehrere Songs hinweg einfach die Atmosphärik fühlt und sich von ihr treiben lässt, leider eben immer wieder mit öden Zwischentönen wie Lullaby oder She Never Been to Pluto. Am Ende macht es das zu einem Album, das mir im großen und ganzen einfach ziemlich egal ist. Pluto x Baby Pluto ist definitiv nicht so auffällig dröge wie die Soloalben von Future und Uzi in diesem Jahr, es hat aber auch keine definitiven Hits oder kreativen Spitzen, an denen ich irgendwie hängenbleibe. Es existiert irgendwie vor sich hin und hat dem Output dieser beiden Musiker in vielen Belangen nichts hinzuzufügen. Sein einziger nachhaltiger Effekt ist, dass der Kollabo-Streak von Future hiermit seinen ersten faulen Apfel hat. Aber auch das war irgendwie nur eine Frage der Zeit.


Hat was von
Travis Scott
Astroworld
 
Migos
Culture II
 
Persönliche Höhepunkte
Stripes Like Burberry | Sleeping On the Floor | Plastic | Bought A Bad Bitch | Rockstar Chainz | Moment of Clarity
 
Nicht mein Fall
Marni On Me | Lullaby | She Never Been to Pluto
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen