Mittwoch, 1. März 2017

Der Februar 2017 in zehn Tracks (Nornír, Kuso Gvki, Love A, Ondatrópica und andere)

Der Anfang des neuen Jahres ist gemacht und nach dem (wie immer) etwas spärlichen Januar war der Februar ein doch durchaus ergiebiger Monat, vor allem was Alben anging. Die meisten Songs, die sich in dieser Liste finden, sind dann auch von den Platten, denen ich in den vergangegen 28 Tagen neun oder mehr Punkte gegeben habe, doch auch ein paar weitere Kleinode finden sich hier. Wer den Februar 2017 noch einma Revue passieren lasssen will, sich ein paar neue Eindrucke suchen möchte oder wer einfach nur mal ein paar gute neue Songs braucht, hört sich das hier vielleicht mal an.

KUSO GVKI FEAT. APFEL
Cinnamon
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Streng genommen wurde dieser Track bereits am 30. Januar veröffentlicht, doch es wäre ein Verbrechen gewesen, euch diesen Hammer vorzubereiten. Cinnamon ist der erste richtige Eindruck des jungen Düsseldorfer Beatmasters Kvso Gaki, der im März sein Debüt vorstellt und hier doch ziemlich ordentlich losbrettert. Mit diesem instrumentalen, dreiminütigen Cut katapultiert sich der Junge aus den Umfeld seiner eher bescheidenen Crew Jungs Aus der Schaft in die erste Liga der deutschsprachigen Plattenschieber. Nicht umsonst gab es eine offizielle SplashMag-Premiere für diesen Song. Bis jetzt in meinen Augen eines der Highlights des noch ziemlich frischen Jahres.

THIEVERY CORPORATION FEAT. NOTCH
Drop Your Guns
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Das neue Album der Thievery Corporation ist voll mit großartigen modernen Dub- und Reggae-Standards und dementsprechend schwierig ist es, das ganze auf einen representativen besten Song zu reduzieren. Der Closer Drop Your Guns ist das am Ende auch nicht wirklich und ich empfehle weiterhin, sich die ganze Platte anzuhören, sollte einem von euch das hier zusagen. Und wenn ich jetzt mal ganz dreist von mir ausgehe, macht das Stück auch definitiv Lust auf mehr. Mit seinem äußerst positiven, frischen Vibe, einem soliden Feature von Notch und einem tiefen Griff in die Trickbox des Roots Reggae kann man hier aber auch wenig falsch machen. Ein fetter Sonnenstrahl in der winterlichen Kälte des letzten Monats.

STRANGE U
Hank Henshaw
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Mit Sonnenstrahlen hat der Output des britischen Grime-Duos Strange U wenig zu tun. Ihr Debüt #LP4080 ist mit Abstand die finsterste Platte, die ich dieses Jahr bisher gehört habe und auch hier ist es eigentlich Quatsch, das ganze auf einen Song zu verkürzen. Hank Henshaw ist meiner Meinung nach aber der beste Ansatzpunkt, um nicht ganz unvorbereitet in den tiefschwarzen Rap-Dschungel der Londoner zu versinken. Trotz seiner nicht weniger krassen Aura ist dieser Track der vielleicht zugänglichste, der vor allem Fans von Danny Brown und MF Doom zusagen dürfte. Und wenn man sich daran einmal gewöhnt hat, ist man vom Rest der Platte möglicherweise nicht mehr ganz so verschreckt. Möglicherweise.

QUELLE CHRIS FEAT. I, CED & MNDSGN
Popeye
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Das neue Album von Quelle Chris ist nach wie vor äußerst gewöhnungsbedürftig und in meinen Augen auch etwas lückenhaft, doch man kann nicht abstreiten, dass es nicht seine Hits hätte. Neben den ebenfalls sehr empfehlenswerten Cuts Buddies und Birthdaze, die beide schon im letzten Monat erschienen, fällt hier vor allem Popeye auf. Sicherlich vor allem deshalb, weil es einen unwiderstehlichen Beat hat, auf dem die vier MCs ihren üblichen lethargischen Affenzirkus veranstalten und weniger wegen des tatsächlichen Inhaltes. Doch das bedeutet erstens nicht, dass der Inhalt schlecht wäre und zweitens nicht, dass man hier nicht trotzdem einen der besten Songs von Quelle Chris hat. Anhören hilft in diesem Fall immer.

SUN KIL MOON
Butch Lullaby
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Sicher ist das neue Sun Kil Moon-Album vor allem seines Umfangs wegen ein Hingucker, aber dennoch wollte ich unbedingt einen Song davon hier aufzählen und es war auch ziemlich schnell klar, dass dieser Butch Lullaby sein würde. Denn in meinen Augen stellt dieser Track einen ziemlich interessanten Umschwung in Mark Kozeleks Herangehensweise an seine Musik dar. Ähnlich wie auf Benji und anderen Platten erleben wir hier eine Hommage an einen verstorbenen Freund, doch wird diese hier zu einem der witzigsten Songs, die der Songwriter je geschrieben hat. Dass das kein Widerspruch ist, kann man nur dann herausfinden, wenn man sich das Ding anhört und schon aus reiner Unterhaltung würde ich das jedem von euch ans Herz legen wollen.

LOVE A
Nichts ist leicht
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Nach dem letzten Longplayer von Love A im Jahr 2015 hatte ich eigentlich nicht gedacht, dass die Trierer mich noch einmal so richtig überraschen könnten, arbeiteten sie doch selbst am besten dagegen an. Doch als ich mir dann vor ein paar Wochen Nichts ist leicht doch mal so richtig anhörte, war ich schnell begeisterter, als ich es zunächst vorhatte. Nicht nur ist der Song ein echter Riff-Brecher, der wieder tief im Punk badet, auch schaffen es Love A hier endlich, Dinge auszuklammern, die mich schon seit ihrem Debüt ein bisschen genervt haben. Könnte der beste Track ihrer Karriere sein. Allermindestens bis in ein paar Monaten das neue Album kommt. Das Video ist übrigens auch richtig gut.

ONDATRÓPICA
Bogotá
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Es hat ja lange genug gedauert, meine Skepsis gegenüber Ondatrópica aufzulösen, aber die dritte Single ihres kommenden Albums Baile Bucanero ist tatsächlich einfach nur wunderbar. Eine Hommage an Bogotá, die Heimat- und Wirkungsstätte des kolumbianischen Großprojekts, ist dieser Track eine Granate an positiven Vibes, die auch endlich mal nicht so schwer und pumpend daherkommt wie die Songs der ersten Platte, sondern durch die Gitarre so leicht federt, dass selbst die heftigen Bläsersätze dem nichts anhaben können. Und tatsählich freue ich mich jetzt ziemlich auf den Longplayer, der da in wenigen Wochen ansteht und ich werde definitiv ein paar Worte dazu verfassen. Andernfalls reicht dieser Song auch dicke für den Rest des Jahres.

WIEGEDOOD
Smeekbede
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Zwischen Wiegedood und mir läuft es bestens. Zwei von zwei Alben der Belgier sind bei mir Album des Monats geworden und nach wie vor macht das Black Metal-Trio in meinen Augen alles richtig. Wer dafür nochmal einen Beweis braucht, soll sich Smeekbede von ihrem neuesten Projekt De Doden Hebben Het Goed II anhören oder am besten gleich das ganze Ding. Als Closer der Platte macht der Song nochmal so richtig ein Fass auf und ist das große Finale am Ende eines weiteren herrlich finsteren Sound-Gemetzels. Wenn es nach mir ginge, sollte sich jeder, der sich auch nur im entferntesten für diese Musik interessiert, sich Wiegedood anhören und ich garantiere für ein erbauliches Erlebnis.

NORNÍR
På Denne Siden
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Mit Black Metal geht es auch weiter, diesmal jedoch mit einer Band aus meiner Heimat, bei der ich besonders glücklich bin, sie hier zu nennen. Vor einigen Tagen ist deren erste EP bei Northern Silence Records erschienen, über die ich zu einem späteren Zeitpunkt definitiv noch schreiben werde, doch fürs erste macht dieser Song einen wahnsinnig starken Eindruck. Wir erleben hier relativ traditionellen, kultischen Black Metal, der aber über ein paar wahnsinnig gute Riffs und knackige Produktion verfügt und damit ein riesiger Schritt für Nornír ist. Und nur mal so: Der Track ist nicht deshalb in dieser Liste, weil es sich hier um eine Band aus meiner Homezone handelt, sondern wirklich, weil das hier für mich einer der besten Songs des Monats ist. Probs gehen raus.

ELBOW
Kindling
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Die neue LP von Elbow ist Schrott, darüber bin ich bereits in meiner Besprechung lang und brei hergezogen. Dennoch hat es mir ein Song darunter besonders angetan, nämlich der Closer Kindling. Hier machen die Briten all die Fehler, die ich ihnen in meinem Artikel ankreidete, mit einem Mal wieder gut und tatsächlich einen ihrer besten Tracks seit Jahren. Der vierminütige Titel ist emotional, wird durch Guy Garveys Stimme hervorragend getragen und hat nicht zuletzt ein paar epische Streicher, die alles hier nochmal auf ein ganz anderes Niveau heben. Und wenn ich Little Fictions schon so verreißen musste, so will ich wenigstens diese eine Ausnahme noch einmal hervorheben, damit sie nicht in so viel negativem untergeht.

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