Donnerstag, 2. März 2017

Berserkergang

Vor ungefähr einer Woche hatte ich im Rahmen einer Besprechung zum neuen Album von Dealer darüber lamentiert, dass es ja im Moment viel zu wenige gute, straighte Hardcore-Platten auf dieser Welt gäbe, dabei aber völlig die zweite LP von Power Trip unterschlagen. Bereits seit Ende des letzten Jahres freue ich mich wie ein kleiner Junge auf dieses Release der Texaner, da es bisher eine ganze Handvoll wahnsinnig guter Singles abwarf und insgesamt den Eindruck machte, als würde man hier das bekommen, wofür man bezahlt: Ein deftiges, krachiges Faust-ins-Gesicht-Album zwischen Thrash Metal und Hardcore, dass die Zuneigung für die Szene der Achtziger und Bands wie Black Flag, Suicidal Tendencies oder Slayer mit einem modernen, harten Sound paarte, der die Power der Platte verdoppeln würde. Um es kurz zu sagen: Der Name der Gruppe sollte Programm sein. Und im Prinzip ist hier auch genau das der Fall. Nightmare Logic ist etwas mehr als eine halbe Stunde voller räudiger, kaltschnäuziger Hardcore- und Thrash-Banger, die alles bieten, was das Herz des brutalen Musikfans begehrt. Die Produktion ist fett, die Riffs schmissig, das Songwriting brachial und Sänger Riley Gale beherrscht seine Mikrofonkotzerei meisterhaft. Allerdings bin ich im Endeffekt doch ein bisschen enttäuscht, dass es nicht mehr geworden ist. Als ich mir die vorzüglichen paar Singles dieses Albums anhörte, war ich überzeugt, dass es reichen würde, wenn die Band diesen Stil auch auf dem Rest der Platte einfach durchkloppen würde. Doch so stringent, wie sie es hier tut, wird einem doch stellenweise etwas langweilig. Da folgt ein Metzel-Riff das nächste, Gale brüllt unermüdlich, das Schlagzeug berserkert ohne Unterlass und dann ist Nightmare Logic auf einmal auch schon vorbei. Das ist prinzipiell alles schon mal sehr gut und ich will über die Performance der Texaner absolut nicht meckern, aber ein bisschen Abwechslung hätte der LP mitunter ganz gut getan. Sachen wie das orchestrale Intro von Soul Sacrifice oder das coole Gitarrensolo in Waiting Around to Die passieren viel zu selten, was am Ende zwar für ein gutes Ergebnis sorgt, aber keines, das wirklich hängen bleibt. Die Sorge, die mich bereits beim Album von Dealer umtrieb, ist hier bittere Sicherheit und es bhindert Nightmare Logic daran, das Highlight zu sein, das es sehr leicht hätte werden können. Mein Urteil ist letztendlich das eines vernobbten Musiknerds, der immer 110 Prozent hören will und wenn du einfach nur gut gemachten Oldschool-Hardcore-Thrash hören möchtest, dann kann ich dir diese Platte trotzdem sehr ans Herz legen. Für mich jedoch fehlt hier definitiv noch das gewisse Etwas. Vielleicht habe ich ob der Singles aber auch nur viel zu hohe Erwartungen an Power Trip gestellt. Wobei ich noch immer denke, dass diese Band ihre Sache besser machen kann. Abwarten, Tee trinken.





Persönliche Highlights: Soul Sacrifice / Nightmare Logic / Waiting Around to Die / Ruination / Crucifixation

Nicht mein Fall: If Not Us Then Who

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