Donnerstag, 30. März 2017

Herzlos

Ich hatte mir eigentlich fest vorgenommen, über das dritte Pallbearer-Album keine ausführliche Besprechung zu verfassen, da sich mein Interesse für die Platte zuletzt doch sehr in Grenzen hielt. Schon die Ende letzten Jahres veröffentlichten ersten Singles befand ich als äußerst langweilig und viel zu poliert, ein Deal bei Nuclear Blast bedeutet auch für die wenigsten Bands etwas gutes und überhaupt hatte ich meinen Glauben in diese Band mehr oder weniger verloren. Das Debüt der Doomrocker aus Arkansas war vor fünf Jahren zwar eine ziemliche Offenbarung und ist für die in den Jahren danach aufgekeimte New-School-Bewegung immens wichtig gewesen, doch mit allem was danach kam, haben Pallbearer seitdem enttäuscht. Foundations of Burden von 2014 war okay, aber blieb weit hinter meinen Erwartungen zurück und so ein bisschen hatte ich die ganze Sache als eine Art Szene-One-Hit-Wonder abgeschrieben. Demzufolge - und hier kommen wir zum Grund für das nun doch stattfindende Review - war ich in den letzten Tagen einigermaßen überrascht, so ungemein viele positive Kritiken zu Heartless zu hören und zu lesen. Ich hatte bereits zur Veröffentlichung vor circa einer Woche in die LP reingehört und mich in meinen bösen Vorahnungen eigentlich bestätigt gefühlt, doch diese Resonanz brachte mich ins Stutzen. Also wollte ich mich doch noch einmal ausführlich mit dem Ding auseinandersetzen und bei der Gelegenheit auch gleich meinen Senf dazu loswerden. Unglücklicherweise hat auch das intensivere Hören der Platte meine Meinung kein bisschen ändern können. Man kann zwar durchaus bekunden, dass Pallbearer hier endlich aus dem Schatten ihres trottigen, traditionellen Ödnis-Doomrocks heraustreten, die Frage ist jedoch, zu welchem Preis? Wenn man mich fragt, dann ist Heartless noch tausendmal schlimmer als all ihre schlimmsten Sachen von vorher. Die sieben viel zu langen, weil ereignislosen Tracks sind eine Sammlung von billig auf Hochglanz polierten Progmetal- und Hardrock-Fingerübungen, die schwer in Pathos eingesabbert fast eine Stunde ekelhaft vor sich hin nudelt. Ein Album wie dieses trauen sich heutzutage eigentlich nur noch die besonders kühnen Stilverbrecher der Rockmusik wie Dream Theater oder Rhapsody of Fire, deren Nennung bei vielen Blog-Redaktionen, die diese LP gerade feiern, normalerweise kleinere Geldbußen nach sich zieht. Okay, stellenweise muss man hier auch an Bands wie Baroness, die späten Pink Floyd oder Black Sabbath denken, aber meistens wünscht man sich, diese auch in echt zu hören statt so verzerrt und misshandelt wie hier. Pallbearer scheinen kompositorisch einfach überhaupt nicht auf dem Level zu sein, hier solche Epen auf die Beine zu stellen und wer immer dieses Ding produziert hat, sollte meiner Meinung nach lieber nie wieder ein Mischpult anfassen. Wie kann man bitte bei einem Metal-Album das Schlagzeug so weit nach hinten mischen und die Rhytmusgitarre so breiig klingen lassen? Es tut weh. Ich muss zwar zugeben, dass hier nicht alles schlecht ist wie zum Beispiel der zweite Teil des Album-Herzstücks Dancing in Madness, doch sehr vieles stellt micht einfach nur vor ein Rätsel. Pallbearer waren echt mal eine richtig gute Band und mit diesem Album haben sie sich davon in meinen Augen so weit entfernt, wie es irgendwie geht. Heartless beinhaltet einen Großteil der Elemente, die ich an Heavy Metal so gar nicht mag und ist obendrein noch furchtbar langweilig und trotz technischer Höchstleistungen irgendwie monoton. Jedem, der diese Musik genial findet, kann ich nur empfehlen, sich danach irgendeine Metalband aus den frühen Achtzigern anzuhören und ich wette, dass ihr diese Songs dann ganz schnell vergessen habt. Ansonsten bin ich es wohl, der hier irgendetwas falsch verstanden hat...





Persönliche Highlights: Dancing in Madness

Nicht mein Fall: I Saw the End / Lie of Survival / Cruel Road

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