Mittwoch, 1. März 2017

Hey Now, You're An All Star

Es ist ja eine Sache, eine Supergroup zu gründen. Es macht irgendwie fast jeder und der Touch des besonders besonderen, der diesen Formationen einst anhaftete, ist lange verklungen. Mittlerweile finde ich diesen Begriff sogar ziemlich abgehangen, weil sogar Leute wie Wiegedood oder Gone is Gone sich diesen Begriff anhören müssen, die innerhalb ihrer anderen Bands gar nicht mal so bekannt sind. Aber es ist durchaus eine andere, eine Supergroup aus Leuten zu gründen, die dafür bekannt sind, in besonders vielen Supergroups zu sein. Es ist tatsächlich auffällig, wie umtriebig die meisten Mitglieder der 2016 gegründeten Crystal Fairy sind und in wie vielen Nebenprojekten mit anderen Stars sie bereits spielen. Da ist zum einen der Sludge-Opa Buzz Osborne, ursprünglich bekannt durch sein Wirken bei den Melvins, der bereits in den Allstar-Ensembles Fantômas, Venomous Concept und Melwana mitwirkte. Daneben sticht vor allem das momentane Traumpaar des Alternative Rock ins Auge, Omar Rodriguez und Teri Gender Bender, die nicht nur in diversen Projekten zusammenarbeiteten, sondern auch beide eine stattliche Supergroup-Vita aufweisen. Für die neue Band Crystal Fairy bedeutete das im Vorfeld vor allem, dass man ob der stilistischen Ausrichtung des ganzen nur Vermutungen anstellen konnte. Alle beteiligten Musiker haben sich schon in so vielen Genres ausgetobt, dass auf diesem Album alles möglich war, was irgendwie die Benutzung von Gitarren beinhaltete. Dass es nun eine relativ ahnbare Ausrichtung geworden ist, ist trotzdem nicht das schlechteste. Auf dem selbstbetitelten Debüt hört man eine Mischung aus Sludge Metal, Punkrock und Stoner Rock, der vor allem der Melvins-Hälfte der Band sehr ähnlich klingt. Aufbereitet wird das ganze vor allem durch Teris Gesang, den man von den Butcherettes und Bosnian Rainbows als sehr extrovertiert und dramatisch kennt. Welche Aufgaben Rodriguez hier übernimmt, wird nicht wirklich ersichtlich, hört man doch relativ wenig von seinem normalerweise so progressiven Gitarrenspiel. Dass die Zusammenarbeit eben dieser Akteure einiges verspricht, davon hatte ich mich schon zu Ende des letzten Jahres überzeugt. Im November 2016 erschien mit dem Song Crystal Fairy die erste Single der Band, die vielleicht das beste war, was die meisten der Beteiligten seit Jahren veröffentlicht hatten. Dementsprechend freute ich mich ziemlich auf dieses Debüt und hoffte, hier endlich mal wieder eine solide Supergroup zu erleben. Leider muss ich aber sagen, dass das tatsächliche Ergebnis eher ernüchternd ausfällt. Zwar enthält die Platte in der Theorie all das, was die einzelnen Musiker hier vermutlich am besten können, nämlich ein paar vernünftige Riff-Bretter von der Melvins-Fraktion und die divenhaften Vocals von Teri, doch findet das ganze hier eher selten optimal zusammen. Ich will nicht sagen, dass die beiden Stile an sich nicht kompatibel wären, denn in einigen Songs wie Under Trouble oder Chiseler funktioniert es ganz gut, doch auf den meisten Cuts stimmt die Chemie einfach nicht so richtig. Vielleicht ist es auch Absicht, dass die Band hier teilweise wieder solche Anti-Hits schreibt wie Omar Rodriguez auf seinen Soloplatten vom letzten Jahr, doch wie man es auch sieht: Es klingt meistens eher unvorteilhaft. Der größte Schritt dieser LP ist, dass sie wieder etwas Mainstream-kompatibler geworden ist, was sicherlich am Schmackes liegt, den Osborne hier einbringt. Besser als die Projekte, die vor Crystal Fairy kamen, ist sie aber definitiv nicht. Auf das Album, das mich endgültig wieder von diesen Musikern überzeugt, bleibt also weiter zu warten und bei der Umtriebigkeit der meisten könnte das sogar bereits in den nächsten Monaten sein. Nächster Halt ist von hier aus erstmal das Comeback von At the Drive-In, dem ich dahingehend sogar einige Chancen ausrechne. Diese Platte ihrerseits wird wahrscheinlich in die ewigen Jagdgründe der irrelevanten Nebeneinkünfte eingehen und dort gehört sie ehrlich gesagt auch hin. Und wenn ich als großer Fan aller hier beteiligten das sage, wird schon was dran sein.





Persönliche Highlights: Chiseler / Crystal Fairy / Under Trouble / Sweet Self / Vampire X-Mas

Nicht mein Fall: Drugs On the Bus / Necklace of Divorce

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