Sonntag, 26. März 2017

Nichts ist safe

Das letzte Mal, dass ich über Haiyti geschrieben habe, ist gerade mal eine Woche her. Anlass war da ihre neue EP White Girl mit Luger, die direkt zu einem absoluten Favoriten ihrer Diskografie von mir wurde und mich damit mit Karacho aus einer relativ langen schwierigen Phase mit ihrer Musik katapultierte. Natürlich weiß ich mittlerweile ganz genau, dass die Hamburgerin eine Künstlerin ist, bei der man nie genau weiß, was sie als nächstes abfeuert und dass dabei nicht immer alles supergeil ist, scheint Teil des Plans zu sein. Zumindest zieht aber jedes neue Projekt eine ziemlich eigene Ästhetik durch und man kann nie so richtig wissen, wann nun das nächste Riesending kommt. Und letzte Woche war es eben mal wieder so weit. Für die Qualität des neuen Haiyti-Mixtapes Follow micht nicht hat das aber erfahrungsgemäß rein gar nichts zu bedeuten. Höchstens, dass sie hier eben wieder etwas komplett anderes macht. Und nach dem dreisten Nightliner-Tape und dem trappigen White Girl mit Luger stehen die Zeichen hier wieder auf Experiment. In den zwölf sehr vielseitigen neuen Tracks probiert sich Haiyti wieder an allen möglichen stellen aus und versucht, überall gleichzeitig zu sein. Statt eines Stammproduzenten wie zuletzt ist hier wieder mit jeder Nummer jemand anderes für die Beats zuständig und es gibt sowohl Features von etablierten Kollegen wie Hustensaft Jüngling als auch von Leuten wie Burak oder Greeny Tortellini, die ich persönlich bisher nur von Twitter kannte. Der Vorteil dieser wilden Mischung ist offensichtlich: Egal, welches Release der Hamburgerin bisher euer liebstes war, hier findet sich für jeden etwas: Mit Holla gibt es einen fetten Turnup-Song mit steilem Instrumental, I'm Pretty But I'm Loco ist auf Krawall gebürstet, Playboy Cartel ist herrlich seltsam (vor allem die Hook, Mois!) und Nichts ist safe ist sowas wie der inoffizielle Nachfolger des heimlichen Fanfavorites Wie es ist. Der Nachteil ist jedoch, dass auch einiger Blödsinn hier in der Endversion gelandet ist, die mir eher weniger zusagt. Gothic Girl beispielsweise ist zwar einer der bisher inhaltlich rundesten Songs von Haiyti, was ihn in meinen Augen eher schlechter macht. Oder Die mit dem Wolf tanzt, das anscheinend nur geschrieben wurde, um am Ende diesen Titel dafür verwenden zu können. Und auch innerhalb vieler Tracks liefern sich sehr coole und sehr beschissene Elemente häufig ein Wechselspiel. Was am Ende zu dem Eindruck führt, dass Follow mich nicht irgendwie durchwachsen ist. Am Ende überwiegen für mich zwar doch die guten Momente, aber die schwachen sind eben auch da und das es ist die Koexistenz von beidem, die das Gesamtergebnis schlussendlich nicht mehr zu dem gleichen macht. Womit wir hier wahrscheinlich das Album vor uns haben, das Haiytis bisherige Karriere am besten repräsentiert. Und weil das so ist, könnten wir in drei Monaten (oder Tagen!) schon wieder ganz woanders sein. Die Hassliebe geht also in die nächste Runde.





Persönliche Highlights: Moscow Mule / Playboy Cartel / Fiat Punto / Nichts ist safe / Holla

Nicht mein Fall: Die mit dem Wolf tanzt / Gothic Girl

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