Freitag, 17. März 2017

Doppel-Besprechung: Bad Boys, Bad Girls

Jeder, der in den letzten zwei Jahren diesen Blog ein wenig kennt, weiß um meine Leidenschaft für die junge deutsche Cloudrap-Szene und wie sie mein Interesse für HipHop aus dem deutschsprachigen Raum neu entfacht hat. Erst vor einigen Monaten setzte ich dieser Bewegung mit einer stattlichen Hit-Playlist noch einmal ein Denkmal und ich versuche zumindest, immer mit aktuellen Reviews nachzukommen. Da jedoch in letzter Zeit mein Enthusiamus für viele neue Künstler_innen etwas gesunken ist, bin ich doch nicht mehr ganz so regelmäßig damit am Start. Das letzte Tape von Haiyti vernachlässigte ich ebenso wie die Longplayer von K. Ronaldo, Rin und Young Krillin. Und auch die heutige Doppel-Besprechung ist für mich eigentlich nicht mehr als ein ausführliches Update über zwei Interpret_innen, die ich momentan zu den Speerspitzen der Szene zähle und die ich einfach nicht komplett unkommentiert lassen wollte. Vor allem, zumal das hier beides nur als EPs betitelte Releases sind und ich einfach nur hoffe, irgendwann wieder richtige Mixtapes von Yung Hurn und Haiyti zu hören. Und wenn davon eines kommt, will ich dem auch gerne wieder ein ausführliches Review widmen. Nur hier habe ich das irgendwie nicht wirklich für nötig befunden. Sorry not sorry.

Wenn ich an den Yung Hurn denke, der für mich deutschsprachigen Trap revolutioniert hat, dann denke ich auch 2017 noch immer an den Typen, der damals die fetten Hanuschplatz-Singles gemacht hat und letztes Jahr das Krocha Tape veröffentlichte. Der komplett verrückte Avantgarde-Rapper, der mit seiner seltsamen Ästhetik und seinem Dada-Flow die Welt eroberte und allen zeigte, wie Punk eben auch geht. Mittlerweile habe ich jedoch mit dem Output des Österreichers immer wieder so meine Probleme. Ich kann durchaus verstehen, dass ein so hyperaktives Gesamtkunstwerk wie er nicht lange in einer stilistischen Inkarnation verharren will und immer wieder versucht, sich irgendwie neu zu entwickeln. Sein Alter Ego K. Ronaldo war in dieser Hinsicht schon ein großer Schritt, aber sicherlich auch ein polarisierender. Über die wieder einmal komplett andere Richtung, die er im Rahmen von Love Hotel fährt, lässt sich im Endeffekt das gleiche sagen. Klanglich ist hier wieder mehr Pop im Spiel und man kann sagen, dass man hier die ersten wirklich kommerziellen Tracks von Yung Hurn zu hören bekommt. Das ist an sich überhaupt nicht problematisch und wie man an Riesenhits wie Nein und Opernsänger gesehen hat, kann der Rapper durchaus diese Schiene fahren. Was ich auf dieser EP allerdings schmerzlich vermisse ist der HipHop-Charakter in den Songs. So gut wie die komplette halbe Stunde über hört man den Österreicher hier nur über melancholische Synth-Balladen singbrabbeln und dabei klingt jedes Stück eigentlich komplett gleich. Natürlich gibt es hier und da schicke Gimmicks wie das Klavier in Ich will dich und die Bandbegleitung in Diamant, aber die Schlagkraft des letzten Albums verliert er hier so gut wie komplett. Der einzig wirklich auffällige Song ist für mich tatsächlich Blumé, in dem Hurn erstens rappt und zweitens seinen einzigartigen Humor wieder durchschimmern lässt, ganz abgesehen vom ziemlich geilen Beat. Vorbei ist auch gut, aber eben nur dadurch, dass Feature-Partner Bausa seinem Host hier komplett die Show stielt, was rückwirkend dann irgendwie doch wieder scheiße kommt. Insgesamt fehlt mir auf Love Hotel also irgendwie das spektakuläre und energische, durch das sich Yung Hurn für mich immer ausgezeichnet hat. Wenn ich schlecht gemachte Synth-R'n'B-Balladen hören möchte, würde ich the Weeknd hören.





Persönliche Highlights: Diamant / Rot / Blumé

Nicht mein Fall: Ja ich weiß
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Auch mit Haiyti hatte ich in letzter Zeit nicht nur meine Freude. Nachdem das großartige City Tarif-Mixtaoe im Februar des letzten Jahres die Hamburgerin zur neuen Sensation des deutschen Trap machte, war alles danach irgendwie halbgar und nicht so richtig durchdacht. die Toxic-EP mit Kitschkrieg hatte noch ihre Momente, während Nightliner letzten Dezember einfach nur Blödsinn war. Einzig ihre Features für die Königsklasse des Deutschrap waren meistens on point. Doch mit White Girl mit Luger scheint es jetzt zum Glück wieder aufwärts zu gehen. Auf der neuen EP, die sozusagen nur der Teaser für das nächste Woche veröffentlichte neue Mixtape Follow mich nicht ist, fährt die Rapperin wieder die großen Geschütze auf. Komplett produziert von AsadJohn, mit dem sie auch schon auf City Tarif arbeitete, ballert die Hambuergerin hier wieder einen Hit nach dem anderen. Zwar gibt es im Gegensatz zu Yung Hurn hier nur fünf Songs in 15 Minuten, die sind dafür aber alle großartig. Der Titelsong überzeugt am Anfang durch seinen abgefuckten Flow, Italiano und Läufer sind Instant-Klassiker und das vierminütige Money Rain zum Schluss zeigt wieder mal, dass Haiyti auch Balladen kann. Was neben der Performance der Hauptakteurin ebenfalls Würdigung verdient, sind die erlesenen Instrumentals, die AsadJohn hier abliefert und mit Joey Bargeld und Tamas sind zwei fantastische Features auf White Girl mit Luger vertreten. Diese EP ist nicht weniger als das, was ich schon seit Ewigkeiten von Haiyti hören wollte und der einzige Wermutstropfen dabei ist, dass es eben doch nur eine EP ist. Die ersten Vorboten des neuen Tapes sehen aber wohlgemerkt auch gar nicht schlecht aus und sollte es dieser Künstlerin gelingen, mit Follow mich nicht noch einmal so einen Brocken rauszuhauen, hätte sie es definitiv drauf, eines der besten Alben des Jahres zu veröffentlichen. Diese fünf Songs hier sind aber definitiv schon mal ein absolutes Highlight und in meinen Augen der bisherige Höhepunkt der Karriere von Haiyti. Und wenn es am Ende bei einer EP bleibt, ist das wenigstens zeitgemäß.





Persönliche Highlights: White Girl mit Luger / Italiano / Läufer / Pimp Slam Daddy / Money Rain

Nicht mein Fall: -

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