Dienstag, 14. März 2017

Ich hasse dich nicht

Das Verhältnis zwischen Laura Marlings Platten und mir begleitet seit jeher ein ziemlich seltsames Phänomen. Schon solange ich die Songwriterin aus Großbritannien höre, habe ich unterbewusst jedes Mal versucht, ihre Musik scheiße zu finden, was aber nie so richtig geklappt hat. Once I Was An Eagle von 2013 landete damals durch irgendeinen, ähem...dummen Zufall doch noch in den "Auserwählten" (so hießen bei mir bis vor ein paar Jahren die zehn besten Veröffentlichungen des Monats) und sein Nachfolger Short Movie 2015 sogar fast in den Top 30 des Jahres. Ich weiß bis heute nicht, worin meine Antipathie gegenüber dieser Künstlerin besteht und was das mit ihrer Musik zu tun hat. Fakt ist nur, dass es im Falle von Semper Femina wieder mal das gleiche war. Die bisher veröffentlichten Singles gefielen mir schon nicht besonders und ich ging mit der festen Überzeugung an diese Besprechung, diese Platte richtig zu zerlegen. Nur um am Ende doch wieder festzustellen, dass sie meine Erwartungen übertroffen hat. Das bedeutet jetzt nicht, dass ich diese LP unglaublich genial finde, aber sie ist immerhin ziemlich okay geworden. Und es gibt immer noch zu wenig daran, was sich wirklich zerlegen ließe. Vielleicht die etwas pathetische Country-Ballade Wild Fire, das ein wenig zu öde für seine Möglichkeiten geratene Don't Pass Me By oder ein paar andere Details, aber über das meiste hier kann man wie immer wenig meckern. Und gerade der Opener Soothing mit seinem grandiosen Melodieverlauf im Refrain oder der akustische Slowburner the Valley schinden schon mächtig Eindruck. Faszinierend ist dabei, wie sie es hier schon wieder schafft, einen kompletten stilistischen Wechsel zu vollziehen. Nach dem schweren, rockigen Short Movie hat sie hier eine neue Leichtigkeit gefunden, die ihr an sich erstmal nicht weniger gut steht. Ihre Ästhetik hier trägt die erhabene Art und Weise von Künstler_innen wie Joni Mitchell, Leonard Cohen oder Nico in sich, auch wenn diese sich in der Ausführung nicht immer ganz überträgt. Aber sollte Marling hier tatsächlich mal durchziehen und diese auch weiterhin aufbauen, könnte daraus noch ein richtig gutes Album werden. Für den Moment ist Semper Femina in meinem Empfinden zwar die schwächste Platte der Britin seit Jahren, aber weil ihre letzten Longplayer alle so dermaßen verschieden sind, hinkt dieser Vergleich gewaltig. Und gerade wenn man nur einzelne Songs betrachtet, kommt man weiterhin aus dem Staunen um diese Musikerin nicht heraus. Wobei man sich am Ende wieder fragt: Wie kann man so jemanden vorsätzlich hassen wollen?





Persönliche Highlights: Soothing / the Valley / Wild Once / Next Time / Nouel / Nothing, Not Nearly

Nicht mein Fall: Wild Fire

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