Freitag, 24. März 2017

Hey! Randale!

Wenn es nach mir geht, dann sind Pulled Apart By Horses so etwas wie eine CWTE-Traditionsband. Bereits vor fünf Jahren, in meinem ersten Monat als aktiver Blogger, redete ich in den höchsten Tönen über die Briten und deren zweites Album Tough Love, das ein gutes Jahr später eines meiner liebsten der Saison wurde. Und obwohl sich daran inzwischen einiges geändert hat, hat die ehemalige Hardcore- und inzwischen eher -rock-Formation aus Leeds irgendwie einen Platz in meinem Herzen behalten. Gerade ihr herrlich unkonventionelles, selbstbetiteltes Debüt kann ich noch immer jedem, der Coremusik auch mit einer gehörigen Portion Lausbuben-Humor und quirligen, klapperigen Indiepop-Riffs nicht doof findet, ausdrücklich empfehlen. Und auch besagtes Tough Love hatte seine Momente. Allerdings will ich nicht abstreiten, dass Pulled Apart By Horses sich jenen Platz in meinem Herzen zuletzt schwer verteidigen mussten. Ihr 2014 veröffentlichter und bisher letzter Longplayer Blood war für mich nicht weniger als eine herbe Enttäuschung, verkaufte er doch die bisherige Originalität und Energie der Band für ein paar billige Retro-Effekte und das bisher langweiligste Songwriting auf einer ihrer Platten. Die Befürchtung, dass die Briten nunmehr zu einem von vielen Vintage-Gitarren-Garagen-Acts verkommen würden, lag nach dieser Erfahrung gefährlich nahe. Doch drei Jahre später kann ich leichten Herzens verkünden, dass es mit Pulled Apart By Horses wieder bergauf geht. Langsam zwar, aber immerhin. The Haze ist nämlich gar kein schlechtes Album geworden. Und das liegt vor allem daran, dass die Band die meiste Zeit wieder das tut, was sie am besten kann, und das ist Randale. Der retro-fixierte Stil des Vorgängers bleibt dabei erhalten, aber die Songs machen hier wieder deutlich mehr Tempo. In den besten Fällen wie beim Titelsong, Prince of Meats oder Neighbourhood Witch, klingt das wie zu Tough Love-Zeiten und macht ordentlich Bock. Vor allem Sänger Tom Hudson hat wieder der Blutrausch gepackt und man hört ihm hier sehr gerne dabei zu, wie er seinen Hörern körperliche Verstümmelung androht. Flächendeckend funktioniert das ganze trotzdem noch nicht so richtig: Die Produktion ist insgesamt ein bisschen zu flach und das Schlagzeug zu weit nach hinten gemischt, außerdem nimmt man dieser Rasselbande eine ernst gemeinte Ballade wie Lamping noch immer nicht so richtig ab. Somit taugt the Haze am Ende auch nicht zu mehr als zu einer leicht abgeschwächten Version ihres zweiten Longplayers. Das ist allemal besser als der Rotz auf Blood, aber erreicht lange nicht das, was die Briten eigentlich auf dem Kasten haben. Mir ist bewusst, dass bei ihnen die Zeiten von großartigen Songs wie High Five, Swan Five, Nose Dive endgültig vorbei sind (was auf jeden Fall für einen Reifungsprozess spricht), aber ich messe ihnen auch das Talent bei, ihr kompositorisches Geschick auch auf eine ernsthaftere Ästhetik zu verwenden. Die Grundsteine dafür sind auf diesem Album durchaus vorhanden und die Musiker auf dem besten Weg, zu alter Form zurückzukehren. Und falls es motiviert: Das haben schon ganz andere geschafft.

Persönliche Highlights: the Haze / Prince of Meats / Neighbourhood Witch / What's Up, Dude? / Brass Castles / My Evil Twin / Dumb Fun

Nicht mein Fall: Lamping

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