Mittwoch, 8. März 2017

天才

Beattapes sind in der modernen HipHop-Szene eine Sache für sich und als solches eigentlich etwas, womit ich mich aus gutem Grund bisher nicht befasst habe. In meinen Augen sind Platten von Produzenten, die ohne Rapper arbeiten, meistens nicht mehr als ein netter Zeitvertreib und zudem oft mit Material gefüllt, das aus gutem Grund kein MC mit seinen Vocals veredeln will. Natürlich gibt es dabei auch Ausnahmen und sogar richtige Superstars wie Madlib, Clams Casino oder J Dilla, doch die wie gesagt nicht die Regel und bisher war befand ich noch kein BeattapGrandmaster Flashe als so spannend, dass ich es unbedingt besprechen wollte. Wer sich für sowas interessiert, für den gibt es eine ganze Reihe Blogs und Channels auf Soundcloud und YouTube, die sich ausschließlich mit diesem Thema beschäftigen. Ich schreibe eine ausführliche Besprechung einer solchen Veröffentlichung wahrscheinlich nur dieses eine Mal. Und allein daran kann man schon erkennen, was ich von dieser jungen Person namens Kuso Gvki halte. Gerade mal 16 Jahre ist der Düsseldorfer Producer (oder die Producerin?) alt, versteckt sich konsequent hinter einer seltsamen Maske und ist seit einigen Wochen das Gesprächsthema der deutschen HipHop-Szene schlechthin. Schuld daran ist ein von SplashMag Ende Januar exklusiv gefeaturetes Video zum Song Cinnamon, der im Game gerade ziemlich durch die Decke geht. Wer den Track bisher noch nicht gehört hat, sollte das auch unbedingt jetzt sofort tun, denn wir sprechen hier tatsächlich von einem der fettesten Banger, die in Deutschland in den letzten Jahren produziert wurden und die Tatsache, dass ein Teenager dafür verantwortlich ist, mindert diese Sensation nicht gerade. Und weil der Hype immer gefüttert werden muss, erscheint natürlich direkt danach das Debüt-Mixtape des Düsseldorfers, das gleich mal die schwere Last tragen darf, von der gesamten Deutschrap-Szene im voraus begeifert zu werden. Und wenn man sich das Ergebnis so anhört, dann kann man quasi schon dafür garantieren, dass dieser Typ in den nächsten Jahren nicht mehr nur für seine Homecrew Jungs aus der Schaft ballern wird. Denn dieses 22-minütige Mixtape ist allermindestens eine ordentliche Visitenkarte für den Anfang. Ähnlich wie viele Beattapes leidet es zwar darunter, dass es rein instrumental eigentlich zu wenig taugt, aber man muss ihm auch lassen, dass es dabei trotzdem besser klingt als die meisten etablierten Producer bei ihren Versuchen. Und ein krasses Gespür für Style hat Kuso Gvki auf jeden Fall. Seine Marschrichtung hier ist Trap, aber nicht die Art von Trap, die sich selbst als Ästhetik genügt. Starke Melodien sind in den neun Tracks ebenso wichtig wie Originalität und allein das sind schon unglaublich gute Voraussetzungen. In VI pumpt ein unterkühlter Drive-Synthesizer und packt einen gleich innerhalb der ersten Minute in eine wattig-metallische Atmosphäre. Money & Fame wiederum hat einen der seltsamsten Rhythmen, die ich dieses Jahr im HipHop gehört habe und es ist tatsächlich mal kaum vorstellbar, dass über diesen Beat irgendwann jemand rappen sollte. Bukkake ist trotz einer Länge von gerade Mal 44 Sekunden eines der besten Stücke hier und ganz zum Schluss macht Cinnamon als absoluter Über-Hit den Sack zu. Aufgrund meiner Obsession mit Sachen wie Kontext und Album-Sound kann ich dieser Platte nicht mehr als sieben Punkte geben, weil sie eben doch nicht mehr als ein winziges, unzusammenhängendes Popel-Mixtape ist. Realtalk. Aber das, was sich in der Essenz des ganzen befindet, ist tatsächlich etwas, von dem ich nicht erwarten kann, es in den nächsten Jahren im deutschen HipHop zu hören. Und vielleicht irgendwann ja auch mal irgendwo anders. Kuso Gvki wäre ja nicht der erste, dessen Beats es über den großen Tecih schaffen.





Persönliche Highlights: VI / Money & Fame / Love You / Bukkake (Interlude) / Extacy / No Money / Cinnamon

Nicht mein Fall: 305

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