Dienstag, 7. März 2017

the Death Defying Spidergawd

Alle Jahre wieder Ende Febraur gibt es ein frisches Album von Spidergawd und mittlerweile ist man das ganze fast irgendwie gewöhnt. Die Norweger haben sich bei mir mittlerweile als eine feste Größe in der europäischen Stoner- und Hardrock-Szene etabliert und sind spätestens seit ihrer zweiten Platte sehr viel mehr als nur ein weiteres Nebenprojekt von Motorpsycho (zumal nach dem Ausstieg von Kenneth Kapstad bei denen folglich nur noch ein Psychonaut hier mitspielt). Ihre ersten beiden Longplayer sind viel mehr einige der besten Frischzellenkuren, die das weitläufig als 'Classic Rock' bezeichnete Genre in den letzten Jahren erfahren hat und waren für mich tatsächlich ziemliche Perspektivwechsel dafür, wie moderne Ansätze in Retro-Stilen funktionieren können. Soviel erstmal zu dem, was Spidergawd im allgemeinen so toll macht, doch im Hinblick auf IV gibt es doch einen Elefanten im Raum, den man beim besten Willen nicht ignorieren kann und der hört auf den Namen III. Das vor ziemlich genau einem Jahr veröffentlichte dritte Album der Norweger war nach dem Siegeszug der Vorjahre 2016 der überraschende Totalausfall der Band und ließ die unangenehme Frage aufkommen, ob den Jungs nicht vielleicht die Ideen ausgegangen seien. Viele der Songs hier klangen danach und das schauderhaft flache, stumpfe Songwriting machte Angst davor, dies auf dem Nachfolger nochmal hören zu müssen. Doch zum Glück kann ich in dieser Hinsicht gleich zu Anfang beschwichtigen: Mit IV geht es erstmal wieder ein Stück aufwärts. Zwar ist die Platte auch alles andere als das nächste große Highlight in der Spidergawd-Diskografie, aber sie ist immerhin durchaus hörenswert. Vor allem, weil hier eine spannende Neuorientierung der Ideen stattfindet, die die Band noch weiter von ihrem ehemaligen Retro-Bezug entfernt. Gleich im Opener Is This Love...? (übrigens wieder mal ein grandioser Banger!) wird das deutlich, da er ein eher zeitgenössisches Rock-Gerüst aufweist und jetzt eher nach Baroness oder den Foo Fighters klingt als nach Led Zeppelin und Black Sabbath. Die sind zwar als Einflüsse weiterhin vorhanden, finden aber eher als Exkurse statt, während die Marschrichtung hier klar in Richtung breitem, klarem Hardrock geht. An Motorpsycho erinnert indes kaum noch etwas auf dem Album, außer vielleicht die Oboe am Anfang von the Inevitable, die direkt Flashbacks von the Death Defying Unicorn verursacht. Spidergawd sind, so komisch das auch klingen mag, hier ein bisschen zum Stadionrock-Act geworden. Es mag sein, dass sie das bereits auf dem Vorgänger versucht haben, doch ist dieses hier die Platte, auf der ihnen das auch gelingt, ohne dabei Abstriche in Sound oder Songwriting machen zu müssen. Und alleine das kriegen nur sehr wenige Künstler_innen hin, geschweige denn eine Band, die eigentlich immer den gemeinsamen Nenner von Hippie-Attitüde und der Power des Hardrock gesucht hat. Man könnte also zusammenfassen, dass Spidergawd wieder da sind. Wenn auch ein bisschen anders, als wir es vielleicht gewöhnt sind.

Persönliche Highlights: Is This Love...? / What Have You Become / the Inevitable / Heaven Comes Tomorrow / Stranglehold

Nicht mein Fall: Ballad of A Millionaire (Song for Elina)

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