Samstag, 2. Mai 2015

die Auserwählten: April 2015

Der Start ins zweite Quartal des Jahres 2015 wurde in den letzten Wochen vor allem durch kleinere Künstler dominiert, von denen ich eigentlich wenig erwartet hatte. Abgesehen von einer weiteren augezeichneten Platte der Young Fathers und dem Überraschungserfolg des Tyler, the Creator müssen die großen diesmal draußen bleiben. Das neue Blur-Album ist eine herbe Enttäuschung, John Frusciante hat den Beat noch nicht so richtig im Blut und Young Thug ist eben auch nur der neue Lil Wayne. Somit war der April, wie schon die Jahre zuvor, ein ziemlich spezieller Monat. Einen schönen Mai euch allen!

1. OISEAUX-TEMPÊTE
Ütopiya?
Die vier Franzosen von Oiseaux-Tempête tauchten schon ein paar Mal zuvor am Rand meines musikalischen Radars auf, doch mit dieser Platte haben sie sich direkt in dessen Mitte manövriert. Es ist lange her, dass ich eine Band gehört habe, die die Wesenszüge von Postrock so gut versteht und weiter denkt. Ihre Antennen zum Himmel haben sie sich damit fürs erste gebaut. Und einen Longplayer aufgenommen, der sie für ein Spiel mit den großen Jungs qualifiziert.

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2. COLIN STETSON & SARAH NEUFELD
Never Were the Way She Was
Vom Postrock zur Neo-Klassik. Die beiden Arcade-Fire-Exen und Instrumental-Genies Colin Stetson und Sarah Neufeld stellen hier ihre konspirativen Fähigkeiten unter Beweis und schreiben eines der angenehmsten Avantgarde-Alben der letzten Jahre. Auch etwas für Leute, die von der letzten Fritch-Platte so enttäuscht waren wie ich.

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3. YOUNG FATHERS
White Men Are Black Men Too
Um jetzt mal Nägel mit Köpfen zu machen: Ich finde White Men Are Black Men Too nicht so gut wie Dead. Ist aber auch egal, denn bei den Unterschieden handelt es sich um Feinheiten und auch auf der neuen Platte präsentieren sich Young Fathers als eine wahnsinnig kreative und mutige Band. Und als stilistisch mehr und mehr relevanter Pop-Act.

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4. VILLAGERS
Darling Arithmetic
Vielleicht die größte Überraschung des Monats und ein willkommenes Wiedersehen mit der Band, die vor 27 Monaten auf der Auserwählten-Eins stand. Die Iren zeigen sich hier vor allem in Sachen Songwriting um weiten besser und veröffentlichen ein bescheidenes, aber dennoch fesselndes drittes Album.

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5. NY IN 64
NY64
Noch eine ziemliche Überraschung, mit der ich so nicht gerechnet hatte. Vier Veteranen der New-Jersey-Emo-Szene gründen eine Postrock-Band und nehmen ein Album auf, das komplett ohne die üblichen Genre-Parameter auskommt. Für Leute, die denken, dass instrumentaler Rock stilistisches Brachland ist und nicht grantig sein kann. Man muss nur wollen.

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6. TYLER, THE CREATOR
Cherry Bomb
Das neue Album von Tyler ist jetzt schon ein paar Wochen alt, aber so richtig habe ich mir darüber noch keine Meinung gebildet. Zwischen großartig und furchtbar gibt es so ziemlich alles auf Cherry Bomb, und das obwohl es die bisher konservativste Platte des Rappers ist. Bis zum Ende des Jahres wird es noch die ein oder andere Höhe oder Tiefe geben. Aber fasziniert bin ich auf jeden Fall noch immer

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7. DJWWWW
U.S.M!
Der Pick für die Freak-Fraktion hier und ein Album von der Sorte, die nur äußerst selten ihren Weg in eine Top Ten finden. Gerade das spricht aber für den Ausnahmecharakter von U.S.M!, einem Avantgarde-Konsum-Collagen-Produkt, welches für mich aus einem Meme wieder Musik gemacht hat.

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8. MALCOLM
Giveitaway14
Auch für den richtigen Retro-Einschlag war diesen Monat gesorgt, diesmal mit einer Platte von Malcolm, die einem das Gefühl der Acid-House-Anfänge sehr deutlich vermittelt. Ein Album, das klingt wie ein DJ-Set in einem abgeranzten Raverclub um fünf Uhr morgens. Kein Scheiß. Wer über Oberflächlichkeiten jammert, ist einfach nur zu faul zum tanzen.

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9. LAPALUX
Lustmore
Mit Lustmore hat sich der ehemalige Bedroom-Produzent Lapalux endgültig von den Waber-Sounds seiner Frühphase gelöst und macht jetzt sogar Flying Lotus Konkurrenz. Naja fast. Ein gutes, entspannt dösiges Jazz-vs.-Elektro-Album, mit dem man nicht viel falsch machen kann. Für Platz neun reicht das.

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10. VIERKANTTRETLAGER
Krieg & Krieg
Ich könnte auch hier noch mal darüber schimpfen, wie mies die ersten beiden Tracks von Krieg & Krieg sind, doch die guten Seiten überwiegen letztlich auch auf dem zweiten Album von Vierkanttretlager, die sich im großen und ganzen mal wieder als stilistische Jongleure in Sachen deutscher Indierock zeigen. Also noch lange kein Grund, sich ernsthaft Gedanken zu machen.

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