Samstag, 9. Mai 2015

Schall und Wahn

METZ
II
Sub Pop
2015















Man merkt erst dann so richtig, wie sehr man Metz vermisst hat, wenn ihr zweites Album einmal läuft. Der schlicht mit einer eleganten II betitelte Nachfolger zum 2012er-Debüt der Noise-Punk-Rocker aus Toronto ist wie ein willkommenes Wiedersehen mit all den rauen Sitten, die sie vor drei Jahren kultiviert haben. In einem Review zu dieser aktuellen Platte habe ich gelesen, dass man ihr neues Material nur mögen kann, wenn man schon den Vorgänger mochte. Ob das stimmt, kann ich nur bedingt beurteilen. Fakt ist jedoch, dass ich sowohl Metz als auch II großartig finde. Und es ist auch etwas wahres daran, dass beide Longplayer sich ziemlich ähnlich sind. Das fängt schon beim Artwork und bei der Vermeidung eines konkreten Titels an und findet sich in der Musik in jeder Sekunde wieder. Die direkten Angriffe auf das menschliche Gehör- und Nervensystem beherrschen die Kanadier aber auch so gut, dass es eine Schande gewesen wäre, diese nicht noch einmal am lebenden Objekt zu praktizieren. Zwar ist II bei genauerer Betrachtung doch ein wenig klarer strukturiert und besser durchdacht als das Debüt. Doch statt darin Abrichtung zu sehen, erkenne ich eher eine viel größere Sicherheit beim Schreiben und Spielen. Wo die Songs vor drei Jahren noch etwas wackelig und wenig ausformuliert waren (was zweifelsohne gut zum animalischen Ethos der Band passte), sind sie hier viel besser in Konzepten zementiert und entfliehen nicht mehr so leicht. Das hat den Vorteil, dass die neue Platte noch direkter zwischen die Augen zielt und zumeist auch trifft. Tracks wie Acetate oder Nervous System haben den Charakter von Psychokillern, die den Hörer akustisch ausweiden, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Und innerhalb von gerade mal 29 Minuten haben sie dich mit zehn Songs sauber und ordentlich zerlegt und in einer Frischhaltebox verstaut. Wo Metz also die tobende LoFi-Bestie mit Krallen und Reißzähnen war, ist diese Platte eher ein Monster, bei dem der Wahnsinn Methode hat. Dass die Stücke dabei trotzdem noch wunderbar rabiat und bärbeißig sind, macht das Klangerlebnis nur umso besser. Und am Ende bringt es auch nichts, hier eine halbe Stunde voller Punkrock erster Güte durch die intellektuelle Subtext-Kontrolle zu ziehen. So etwas würde ja den Spaß daran zerstören. Und selbigen zu bereiten verstehen Metz hier noch immer am besten. Auch wenn man dabei an Daumenschrauben und Knochensägen denken muss.
9/11

Beste Songs: Acetate / Nervous System / Wait in Line

Nicht mein Fall: -

Weiterlesen:
Review zu Viet Cong (Viet Cong):
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Review zu Eagulls (Eagulls):
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